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Schwarze Tage fürs Buch in Brasilien

Der Höhenflug des brasilianischen Buchmarktes hat (zumindest vorerst) ein abruptes Ende genommen. Ganz offen macht derzeit das Wort von einer massiven Krise mit ungewissem Ausgang die Runde. In den Verlagen wird der Rotstift angesetzt und im stationären Buchhandel kämpfen mit Saraiva und Cultura zwei der prominentesten Filialisten ums Überleben.

Nachdem Saraiva zunächst im Herbst noch versucht hatte, sich mit der Schließung von 20 Läden Luft zu verschaffen, hat der Marktführer inzwischen die Notbremse gezogen und Gläubigerschutz beantragt. Gleiches gilt für Mitbewerber Cultura. Beide Filialisten arbeiten fieberhaft an Konzepten, um die drohende Insolvenz abzuwenden.

Die Probleme insbesondere von Saraiva kommen nicht ganz überraschend, waren aber vom Vorstand immer wieder schöngeredet worden. Nach Jahren zum Teil hoch zweistelligen Wachstums war die Kette übereilt im Umfeld von Fußball-Weltmeisterschaft (2014) und Olympischen Spielen (2016) auch an Standorten gewachsen, die große Verkaufsflächen nur bedingt hergeben. Das macht sich jetzt besonders in der angespannten Wirtschaftslage Brasiliens bemerkbar.

Mehrfach blieb Saraiva hinter den eigenen hochgesteckten Erwartungen zurück, zuletzt im vergangenen Jahr, als der Umsatz mit umgerechnet 522 Mio Euro um 0,4% zurücklag. Auch der von CEO Marcelo Ubriaco vorangetriebene Umbau der Buchhandlungen zu Mediengeschäften mit einem breiten Telefoniesortiment hat nicht wie erhofft deutlich mehr Kunden in die zuletzt rund 80 Läden gebracht. Aktuell treibt der Vorstand ein neues Konzept voran, das off- und online besser verbinden soll. Fraglich ist, ob ihm die Banken für die Umsetzung genügend Zeit lassen.

 

Verlage reagieren mit Programmkürzungen und Entlassungen

Luiz Schwarcz, Mitbegründer des Verlags Companhia das Letras, den Penguin Random House im Oktober mehrheitlich übernommen hat, sprach in einem offenen Brief an die Branche von „schwarzen Tagen für das Buch“ und appellierte an die Bürger, in diesem Weihnachtsgeschäft möglichst viele Bücher zu kaufen.

Doch da liegt das Problem, denn Brasilien ist nicht unbedingt ein Land der Vielleser. Laut der Buchkammer Camara Brasileira do Livro sank die Zahl der verkauften Bücher 2017 um 7,4% auf 355 Mio Exemplare. Das hatte auch Auswirkungen auf den Verlagsumsatz, der um 2% sank.

Die Verlage reagieren mit Programmkürzungen, weniger Neuerscheinungen und Entlassungen. Ganz besonders hart hat es Editora Abril erwischt, einen der größten Verlage. Nachdem im Dezember 2017 bereits 130 Mitarbeiter ihren Hut nehmen mussten, wurden jüngst weitere 550 freigestellt.

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