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Raus aus der Angst

Fünf Jahre, nachdem Amazon das E-Book in den USA wiederbelebte, hat ein großer Teil der deutschen Buchhändler kapituliert und überlässt den großen Akteuren kampflos das Feld. Doch um überleben zu können, müssen die Buchhändler ihren Fatalismus überwinden und sich das Digitale zu eigen machen – der Blick in die USA hilft dabei.

Wie tief der Frust der Buchhändler über die aktuelle Verteilung der Marktanteile auf dem digitalen Buchmarkt sitzt, zeigt sich nicht nur daran, dass 43% aller und 48% der kleinen Sortimente auch langfristig nicht in den digitalen Bereich investieren wollen. Auch ihr pessimistischer Ausblick spricht Bände: Rechneten die Buchhändler vor einem Jahr noch damit, bis 2015 den digitalen Umsatzanteil auf 9,2% ausbauen zu können, liegt ihre neue Hochrechnung nur noch bei 3,5%. Größte Hürde aus Sicht der Sortimenter: Die geringe Nachfrage der Kunden. Ja, wie sollen denn eure Kunden auf den Geschmack kommen, wenn ihr ihnen nur widerwillig oder zutiefst verängstigt digitale Kostproben verteilt, möchte man den Skeptikern im Handel zurufen.

Und auf die USA verweisen, wo der digitale Marktanteil jenseits der 20% liegt – und die Buchhändler dennoch gut gelaunt sind, weil die Umsätze der unabhängigen Sortimenter deutlich steigen. Nicht zuletzt, weil die Sortimenter mit Neugierde neue Technologien entdeckt und für sich fruchtbar gemacht haben, wie der Chef des Buchhändlerverbands Oren Teicher im buchreport-Interview erklärt. Die digitale Revolution erfordert, dass sich die Händler neu erfinden und zu Allround-Experten für Bücher entwickeln – aller Formate. Der Kunde wird den Mut belohnen.

Kommentare

2 Kommentare zu "Raus aus der Angst"

  1. Ingeborg Gollwitzer | 18. Juni 2012 um 18:23 | Antworten

    Hier fährt ein Zug mit Volldampf in exakt die falsche Richtung!
    Da hat niemand aufgepasst, dass die Konditionen bei beratungsintensiven ‚Artikeln‘ entsprechend ausfallen MÜSSEN!!
    Als Beispiel nehme ich mal nur den letzten Werbeprospekt von KNV, bei dem wunderschön in Wort, Bild und Preis die Highlights angeboten werden, die man bei KNV bekommen kann. Leider habe ich ihn nicht mehr. Jedoch rate ich jedem, der sich in dieser Hinsicht des Barsortiments bedienen will/muss, sich einmal die bei KNV digital nachzulesenden Rabatte anzuschauen! Ich habe festgestellt, dass man beim Verkauf zu den KNV-Preisen tatsächlich und wirklich draufzahlt. In Euro! Und jedesmal, wenn man etwas verkauft hat.

    Ähnliches scheint sich jetzt bei den E-Books zu entwickeln. Da müssten ALLE darauf dringen, dass der VK-Preis sich nicht dramatisch von den Druckerzeugnissen unterscheidet, damit ordentliche Handelsspannen möglich sind.

    Meiner Ansicht nach müssen wir alles dafür tun, den stationären Buchhandel zu erhalten! Es ist ja so, dass ein Kunde im Online-Handel ohne jede Beratung auskommen kann, weil er sie dort weder bekommt noch erwartet. Geht er aber in ’seine‘ Buchhandlung, will er beraten werden. (Das gleiche Spiel wie vor Jahrzehnten, als wir die Welle mit Spielen im Buchhandel hatten. Da konnte man verrückt werden, weil bei jedem Spiel alles vorher genauestens erklärt werden musste, was man im Spielehandel eben nicht erwartete.)

    Im Moment gibt es ja von Verlagsseite kaum etwas, das den stationären Buchhandel stützen konnte. Vorbei ist die Zeit, wo sich ein Schaufensterwettbewerb an den anderen reihte. Schön ist derzeit zwar die Kunstbuchwanne – aber es hätte gar nicht so weit kommen dürfen, dass es in sehr vielen Buchhandlung mehr als kläglich mit Kunstbüchern zugeht.

    Da, wo der Buchhandel seine besondere Kompetenz zeigen könnte – überall da hapert es. Ich selbst gehe nun auch mal Bücher kaufen und bin immer wieder entsetzt, was es in vielen Buchhandlungen schlicht einfach nicht gibt. Klar, bis zum nächsten Tag kann besorgt werden – aber bei Büchern, die nicht im Laden präsent sind, kennt sich auch der Buchhändler kaum noch aus.

    Es ist so, dass der stationäre Buchhandel Wege finden muss, seine Kompetenz zu erweitern und zu steigern. Aber wenn er Umsatzgewinne mit den digitalen Medien zu verzeichnen hat, geht gleichzeit eindeutig sein Gewinn in den Keller.

    Hier muss schleunigst umgedacht werden!

    Ingeborg Gollwitzer

  2. Manfred Queisser | 15. Juni 2012 um 22:33 | Antworten

    Unsere Buchhandlung geht schon seit 2009 sehr offensiv mit Thema eBook um. Jeder der an unsere Kasse kommt, sieht unsere eBook-Reader. Wir erklären und verkaufen zu attraktiven Preisen. Wenn wir den digitalen Anteil auf 20% steigern, sinkt unser Roherlös um 3-5% Prozent, weil die eBook-Margen noch weit unter der Hälfte der Taschenbuchmargen liegen. Der Verkauf von eBook-Readern geht noch mehr an die Substanz, keine Marge, aber hoher Beratungsbedarf und Defektrisiko. Also viel Wasser in den digitalen Wein.

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