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Prickelndes Kopfkino vor allem für Männer

Drei Jahre nach dem Start ihres Digitalverlags Dotbooks legt Beate Kuckertz nach. Die frühere Droemer-Programmmacherin startet den Erotik-Verlag Venusbooks. Im Interview erklärt sie Konzept und Perspektiven.
Warum so spät? Der „Fifty Shades“-Boom ist längst verflacht?… 
Man sollte die Größe eines Genres nicht anhand einzelner Bestseller messen, das wäre eine kurzsichtige Entscheidung. Erotische Unterhaltung erfreut sich konstanter Beliebtheit bei einer breiten Leserschaft. Mit dem Venusbooks-Programm sprechen wir außerdem nicht nur Frauen an wie die ‚Shades of Grey‘-Titel, sondern vor allem auch Männer, die für explizite erotische Geschichten eine wichtige Zielgruppe sind.
Wer ist die größere Konkurrenz für Sie, Publikumsverlage mit Erotikschiene oder Selfpublisher?
Konkurrenz sollte man grundsätzlich nicht unterschätzen. Mit Venusbooks verfolgen wir das gleiche Geschäftsmodell wie Printverlage und zählen daher sie zu unseren primären Konkurrenten. Im Erotikgenre erfreuen sich Selfpublisher großer Beliebtheit, weil sie viel direkter auf Publikumswünsche eingehen und erotische Fantasien erzählen, die spätestens auf der Vertreterkonferenz der klassischen Verlage aus dem Programm gestrichen würden. Diese inhaltliche Unbefangenheit verbinden wir nun mit Verlagsqualitäten wie der intensiven Zusammenarbeit mit jedem interessierten Buchhändler.
Was können Sie besser als die anderen?
Wir bieten ein thematisch breit aufgestelltes Erotikprogramm von der zarten Fantasie bis zum explizit erzählten Roman, von Thrillern bis zu Klassikern der erotischen Literatur, und das mit hoher Schlagzahl: Venusbooks wird mit 90 Titeln starten und monatlich acht bis zehn Neuerscheinungen nachlegen. Wir setzen auf wertige Covermotive, die mehr andeuten, als sie zeigen und gerade dadurch neugierig machen. Bei Venusbooks finden Leserinnen und Leser genau das erotische Buch, das ihrem persönlichen Geschmack entspricht, auch was den Umfang betrifft: Manchmal möchte man einen 300-Seiten-Roman genießen, manchmal einen knackigen Lesequickie, in dem auf 30 Seiten alles geboten wird.
Wie hat sich das Genre mit der Digitalisierung verändert?
Die schnellere Verfügbarkeit jenseits aller Ladenöffnungszeiten oder Versandwege ist gerade für erotische Unterhaltung attraktiv. Einen Erotikroman kaufen Kunden spontaner als eine leinengebundene Gesamtausgabe. Hinzu kommt, dass man in einer Buchhandlung – vielleicht sogar ein wenig verschämt – nach dem Erotikregal suchen muss, während im Internet die breite Auswahl nur einen Mausklick weit entfernt ist. Kleiner Wermutstropfen: Durch die Vielzahl der Selfpublisher im Erotikbereich sind die Durchschnittspreise gesunken, was auch dem Handel nicht gefällt. Das Venusbooks-Programm setzen wir höherpreisig an, denn Qualität muss weiterhin ihren Preis haben.
Welche Rolle spielen Anreicherungen?
Genau wie Dotbooks wird auch Venusbooks sich auf ?lineare geschriebene Unterhaltung konzentrieren. Nennen Sie mich in diesem Punkt konservativ, aber ein Buch muss nicht piepsen, blinken oder Filme abspielen, und auch Leser wissen sehr genau, ob sie ihr individuelles Kopfkino nun mit bewegten Bildern oder prickelnden Geschichten befeuern wollen.

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