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Preis der Leipziger Buchmesse: Das sind die Gewinner

Dinçer Güçyeter (Foto Mitte), Belletristik-Preisträger, holt seine Mit-Nominierten Angela Steidele, Ulrike Draesner, Joshua Groß und Clemens J. Setz (v.l.) auf die Bühne.

Die Träger des Preises der Leipziger Buchmesse stehen fest: Dinçer Güçyeter hat in der Kategorie Belletristik gewonnen. Außerdem war Regina Scheer in der Kategorie Sachbuch/Essayistik erfolgreich, Johanna Schwering wurde für die beste Übersetzung ausgezeichnet.

Zum ersten Mal seit 4 Jahren konnte der Preis der Leipziger Buchmesse wieder persönlich und vor zahlreichem Publikum in der Glashalle des Leipziger Messegeländes überreicht werden. Die Veranstaltung wurde zudem live gestreamt.

Die Mitglieder des Auswahlgremiums begründeten ihre Entscheidungen wie folgt:

  • Dinçer Güçyeter (Foto: Palagrafie)

    Belletristik: Dinçer Güçyeter wird für seinen Roman „Unser Deutschlandmärchen“ (Verlag mikrotext, November 2022) ausgezeichnet. „Traditionell wie innovativ queer erzählt, reißt einen diese Einwanderergeschichte mit ihrer Emotionalität und großen politischen Bedeutung von Anfang an mit“, heißt es in der Jury-Begründung. Der Roman blicke auf deutsche und europäische Verhältnisse, lasse Worte zum Himmel fliegen, aber spare „gleichzeitig die Demütigungen am Boden nicht aus“. Dinçer Güçyeter fange Geschichten „mit einem Netz ein, das feiner gewebt ist als ein Schmetterlingskescher, kann schmerzliche Momente in komische verwandeln und hat uns mit „Unser Deutschlandmärchen“ einen mehrstimmigen Roman geschenkt, dessen poetischer Chor noch weiterklingen wird“, heißt es in der Begründung weiter.

  • Regina Scheer (Foto: Kathrin Burghardt)

    Sachbuch: Regina Scheer gewinnt mit „Bittere Brunnen. Hertha Gordon-Walcher und der Traum von der Revolution“ (Penguin Verlag, April 2023). Darin zeichnet Scheer das „außergewöhnliche wie exemplarische“ Leben von Hertha Gordon-Walcher nach und zeigt damit auch eine Chronik der sozialistischen und feministischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts auf. „ Meisterlich und transparent verwebt die Autorin historische Recherchen mit persönlichen Erinnerungen. Geholfen hat ihr dabei ihr meisterliches Gedächtnis, mit dem sie Stück für Stück eine Sammlung erstellte. Dieses erzählende Sachbuch steht für große Offenheit im Umgang mit Brüchen, Ungereimtheiten und Leerstellen unseres Wissens um Lebensläufe – und ist eine genaue Dokumentation politischer Zusammenhänge, deren Spuren die Gegenwart prägen“, begründet die Jury die Auszeichnung. 

  • Johanna Schwering (Foto: Sibylle Baier)

    Übersetzung: Johanna Schwering, übersetzte aus dem argentinischen Spanisch „Die Cousinen“ von Aurora Venturini (dtv Verlag, September 2022). „Schmuddelliese – Worte, die wir längst vergessen glaubten – zaubert Schwering wieder ans Licht oder führt neue ein, die noch nie gehört auf Anhieb einleuchten: Stilletümpel. Ihre Worte schaffen Atmosphären und lassen uns den Geruch der Großstadt, das Ozon und die Orangenblüte aus den Buchseiten herausriechen“, so die Jury. Schwerings Übersetzung nehme die „Unverschämtheiten des Originals“ mutig auf und folge den eigentümlichen Grammatikregeln des Originals sowie seiner besonderen Härte und seinem sprühenden Witz. Ihr sei es mitzuverdanken, dass mit „Die Cousinen“ erstmalig ein Buch der Argentinierin Aurora Venturini auf Deutsch vorliegt. „Es mögen hoffentlich viele weitere, natürlich in der Übersetzung von Johanna Schwering, folgen“, schließt die Jury ihre Begründ

Zu den Autoren:

  • Dinçer Güçyeter ist Theatermacher, Lyriker, Herausgeber und Verleger. 2012 gründete er den Verlag Elif mit Programmschwerpunkt Lyrik. 2022 wurde Güçyeter mit dem Peter-Huchel-Preis ausgezeichnet.
  • Regina Scheer arbeitet freiberuflich als Autorin und Herausgeberin und veröffentlichte mehrere Bücher zur deutsch-jüdischen Geschichte. Für ihren ersten Roman „Machandel“ erhielt sie 2014 den Mara-Cassens-Preis. 
  • Johanna Schwering arbeitet als freie Lektorin und Übersetzerin aus dem Spanischen und hat Lyrikbände von Maricela Guerrero und Legna Rodriguez Iglesias ins Deutsche übertragen. Für ihre Übersetzung von Maricela Guerreros Gedichtband „Reibungen“ erhielt sie 2018 eine Lyrik-Empfehlung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der Stiftung Lyrik Kabinett und des Hauses für Poesie.

Die siebenköpfige Jury hatte 465 eingereichte Titel aus 161 Verlagen geprüft. Der Jury gehören Insa Wilke (Leitung), Anne-Dore Krohn, Andreas Platthaus, Moritz Baßler, Shirin Sojitrawalla, Maryam Aras und Cornelia Geißler an.

Neben den Gewinnern waren außerdem die folgenden Autorinnen und Autoren nominiert:

Kategorie Belletristik:

  • Ulrike Draesner: „Die Verwandelten“ (Penguin Verlag, Februar 2023)
  • Joshua Groß: „Prana Extrem“ (Verlag Matthes & Seitz Berlin, August 2022)
  • Clemens J. Setz: „Monde vor der Landung“ (Suhrkamp Verlag, Februar 2023)
  • Angela Steidele: „Aufklärung. Ein Roman“ (Insel Verlag, September 2022)

Kategorie Sachbuch / Essayistik

  • Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey: „Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus“ (Suhrkamp Verlag, Oktober 2022)
  • Jan Philipp Reemtsma: „Christoph Martin Wieland. Die Erfindung der modernen deutschen Literatur“ (Verlag C.H. Beck, März 2023)
  • Simone Schlindwein: „Der grüne Krieg. Wie in Afrika die Natur auf Kosten der Menschen geschützt wird – und was der Westen damit zu tun hat“ (Ch. Links Verlag, April 2023)
  • Birgit Weyhe: „Rude Girl“ (avant-verlag, März 2022)

Kategorie Übersetzung

  • Nicole Nau, übersetzte aus dem Lettischen: „Das Bett mit dem goldenen Bein. Legende einer Familie“ von Zigmunds Skujiņš (mareverlag, September 2022)
  • Brigitte Oleschinski und Osman Yousufi, übersetzten aus dem Arabischen: „Grabtuch aus Schmetterlingen“ von Lina Atfah (Pendragon, September 2022)
  • Antje Rávik Strubel, übersetzte aus dem Schwedischen: „Wer hat Bambi getötet?“ von Monika Fagerholm (Residenz Verlag, September 2022)
  • Katharina Triebner-Cabald, übersetzte aus dem Französischen: „Vertraulichkeiten“ von Max Lobe (akono Verlag, August 2022)

Der Preis der Leipziger Buchmesse ist insgesamt mit 60.000 Euro dotiert. Er wird vom Freistaat Sachsen und der Stadt Leipzig unterstützt. 2023 wurde er zum 19. Mal vergeben.

Im Jahr 2022 gingen die Preise an Tomer Gardi (Belletristik), Uljana Wolf (Sachbuch/Essayistik) und Anne Weber (Übersetzung).

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