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Kleinauflagen leichter managen

Die Buch- und Verlagsbranche muss auf konkurrierende Medien und veränderte Konsumgewohnheiten reagieren. Ein Schlüssel liegt in effizienteren Prozessen – auch in der Produktion.

Sarah Kreutzer und Timo Raabe, Produktmanagerin und Business Developer bei Canon Deutschland, beschäftigen sich mit digitaler Medienproduktion. In einer Serie zeigen sie, was der Trend zu Kleinauflagen für die Buch- und Verlagsbranche bedeutet, und gehen insbesondere auf die digitale Buchproduktion ein.

 

 

Die Buch- und Verlagsbranche steht vor Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Insbesondere bei den gedruckten Büchern hält der Effizienzdruck an – das gilt für die gesamte Prozesskette von der Disposition über die Produktion bis zur Lieferung. In diesem Zusammenhang fallen schnell die Begriffe Short-Run, Life-Cycle-Management oder Book on Demand. Doch was genau steckt dahinter?

 

Das gedruckte Buch bleibt im Trend

Gedruckte Bücher werden nach wie vor gerne gelesen. Doch woran liegt das? Vermutlich sind die Menschen von der Beschallung durch stetige Informationen über digitale Kanäle ermüdet. Ein physisch vorliegendes Buch regt auch nachweislich mehr Sinne an und sorgt so für eine fokussierte und konzentrierte Aufnahme von Informationen. Dabei ist es unerheblich, ob es um literarische Werke oder Fachbücher geht.

Fakt ist dennoch, dass das jährliche Druckvolumen sowie die Auflagen sinken. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, bedeutet in Wahrheit eine Chance für die Buch- und Verlagsbranche.

Es geht in Zukunft nicht nur um die Produktion hoher Auflagen. Es wird viel mehr relevant, die gesamten Prozesse so zu optimieren, dass auch kleine Auflagen spontan und vor allem wirtschaftlich produziert werden können.

Genau hier greift der Digitaldruck ein. Da Kleinauflagen durch den Digitaldruck rentabler produziert werden, lässt sich das Risiko einer Produktion von Werken neuer Autoren oder experimenteller Titel reduzieren. Außerdem lassen sich Lagerbestände minimieren, da der Digitaldruck bei steigender Nachfrage nach einem Titel eine spontane Nachfertigung ermöglicht.

 

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Die optimierte Produktion kleiner Auflagen

Konventionell werden Bücher im Offsetdruck produziert (was das technologisch bedeutet, wird im späteren Verlauf der Artikelserie zum digitalen Buchdruck erläutert). Am Beispiel eines Buchblocks sollen die Prozessschritte zwischen dem Offsetdruck und dem Digitaldruck verglichen werden. Es werden unten nur diejenigen Prozessschritte aufgeführt, die sich unterscheiden. Einige Vorgänge der Datenaufbereitung und der Nachbearbeitung sind somit nicht aufgeführt. Der Vorgang wird exemplarisch anhand eines mehrfarbigen Buchblocks im Endformat 17 x 24 cm mit einem Umfang von 320 Seiten demonstriert.

Prozess-Schritte Buchblock in Offsetumgebung vs. Digitaldruckumgebung

  1. Druckplattenfertigung (Beginn der Prozesskette)

Offsetumgebung: Die Druckplatte definiert, an welcher Stelle die Druckfarbe auf das Substrat (Papier) übertragen wird, und ist vom Format her in etwa so groß wie der eigentliche Papierbogen. Die Papierbogen haben für das folgende Rechenbeispiel ein Format von 75 x 105 cm. Bei diesem Beispiel ließen sich 16 Seiten auf einer Bogenseite (respektive Druckplatte) unterbringen, sodass für die Fertigung der Buchblöcke (4/4) insgesamt 80 Druckplatten gefertigt und zwischengelagert werden, bis diese für den Druckprozess zum Einsatz kommen.

Digitaldruckumgebung: Dieser Schritt entfällt, da Druckplatten beim Digitaldruck nicht erforderlich sind. Es wird direkt aus dem digitalen Datenbestand gedruckt.

  1. Druckvorgang

Offsetumgebung: Bei diesem Beispiel passen auf einen Druckbogen insgesamt 32 Seiten, d.h. jeweils 16 Seiten auf Vorder- und Rückseite eines Bogens. Bei einem 320-seitigen Buchblock werden somit 10 Druckbogen sequenziell bedruckt. Jedem Druckbogen werden dabei zwei Druckplatten zugeordnet (jeweils eine für Vorder- und Rückseite). Zudem wird für jeden Plattenwechsel eine gewisse Rüstzeit benötigt.

Digitaldruckumgebung: Da keine Druckplatten vorhanden bzw. benötigt werden, können die Seiten in entsprechender Anordnung nahtlos auf das Papier gedruckt werden, ohne dass Rüstzeiten entstehen.

  1. Zwischenlagerung

Offsetumgebung: Die Druckbogen werden für die Weiterverarbeitung auf Paletten zwischengelagert.

Digitaldruckumgebung: Dieser Schritt entfällt, da das Modul zum nachfolgenden Falzvorgang inline an das Drucksystem angebunden werden kann. Bei Inline-Systemen werden die Weiterverarbeitungsmodule mit dem Digitaldrucksystem verbunden, sodass der folgende Falzvorgang sowie das anschließende Zusammentragen der Falzbogen zum Buchblock erfolgen kann, ohne dass eine separate Zwischenlagerung erforderlich ist. Die Weiterverarbeitung erfolgt somit nahtlos mit dem Druckvorgang.

  1. Falzvorgang

Offsetumgebung: Die bedruckten Bogen werden auf Endformat gefalzt. Ggf. ist ein vorheriges Schneiden in kleinere Segmente erforderlich.

Digitaldruckumgebung: In Druckvorgang integriert, da das Falzmodul an das Drucksystem angeschlossen und somit kein permanentes Bestücken bzw. Einrichten erforderlich ist.

  1. Zwischenlagerung

Offsetumgebung: Die gefalzten Bogen werden zwischengelagert.

Digitaldruckumgebung: Entfällt, da das Modul zum nachfolgenden Zusammentragen inline an das Drucksystem angebunden werden kann.

  1. Zusammentragen der Falzbogen

Offsetumgebung: Die einzelnen gefalzten Bogen werden in bestimmter Reihenfolge zusammengetragen. Der Buchblock ist vorbereitet für die Montage des Umschlags.

Digitaldruckumgebung: In Druckvorgang integriert, da das Zusammentragmodul an das Drucksystem angeschlossen ist und somit kein permanentes Bestücken bzw. Einrichten erforderlich ist.

  1. Fertiger Buchblock (Ende der Prozesskette)

 

 

Vorteile für Verlage

Die Produktion von Kleinauflagen lässt sich dank der digitalen Druckproduktion bei gleichbleibender Qualität wirtschaftlicher betreiben. Eine erheblich verkürzte Produktionsstrecke bringt entscheidende Vorteile:

  • Optimierte Produktion
    • Keine Druckplatten und somit keine Plattenwechsel. Reduzierte Einrichtezeiten für Druck- und Weiterverarbeitungssysteme.
    • Minimierte Fehleranfälligkeit sowie reduzierte Personalaufwände
  • Digitaldruckumgebung trifft auf aktuelle Anforderungen des Marktes (Nachfrage nach Kleinauflagen, geringeres Risiko bei Druck von Werken unbekannter Autoren und Titeln mit unsicherem Absatz).
  • Reduzierter Kostenaufwand beim Kleinauflagendruck.

Zudem profitieren Verlage durch eine Produktion in digitaler Druckumgebung durch:

  • kurze Durchlauf- und Lieferzeiten für Bücher in Kleinauflagen
    • Erhöhte Flexibilität beim Management unterschiedlicher Titel bei marktgerechten Kosten.
    • Schnelle Markteinführung von Titeln.
  • Reduziertes Risiko von übergroßen Lagerreichweiten bei Nachdrucken und neuen, schlecht einzuschätzenden Titeln.
  • Es fällt nahezu kein Überbestand an.
  • Verbesserte Verfügbarkeit der Titel für den Verkauf (insbesondere bei unerwarteten Verkaufsschlagern).

 

Fazit

Die Nachfrage nach Kleinauflagen steigt. Um wirtschaftlich mithalten zu können, bietet eine digitale Produktionsumgebung viele Vorteile. Eine erheblich reduzierte Produktionsumgebung macht dabei den entscheidenden Unterschied aus.

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