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Postskriptum: Die Müll-Mission

Lindenberg: Bedient

Der alte Rock-Recke Udo Lindenberg hat in einem Interview besonders anschaulich erklärt, warum er als Künstler kein Problem damit hat, sich bekochen und bedienen zu lassen. „Hätte Johann Sebastian Bach seinen Müll rausgebracht, hätte er so manche Kantate nicht geschrieben.“ Mit Blick auf die Buchbranche wäre es auch einmal interessant herauszufinden, ob tatsächlich Autoren, die nicht den Müll rausbringen, mehr Bücher rausbringen und ob sie dabei dann doch wieder mehr Müll rausbringen.

Marías: Beobachtet

In der „Welt“ fordert Elmar Krekeler, der spanische Schriftsteller Javier Marías solle abtreten – als Fußballkommentator. Grund: Vor der EM hatte der Autor des Weltbestsellers „Mein Herz so weiß“ den spanischen Nationaltrainer Luis Aragonés in einer Zeitungskolumne scharf angegriffen, weil der nur mit einer namen- und chancenlosen Truppe zum Turnier gefahren sei. „Schon während der Vorrunde muss Marías begonnen haben, sich ob seines erwiesenen Blödsinns die verbliebenen Haare zu raufen“, spottet Krekeler. Und wir lernen daraus, dass die Beherrschung von Textfluss und Spielfluss eben doch verschiedene Künste sind.

Royals: Berechnet

Die britische Monarchie kostet jeden Untertanen des Vereinigten Königreiches 83 Cent pro Jahr. Das haben die Zeitungen anhand der aktuellen Zahlen aus dem Buckingham Palast ausgerechnet. Nun wird man angesichts ihres beträchtlichen Unterhaltungswerts wohl sagen müssen, dass die Royals damit ein vergleichsweise preiswertes Vergnügen sind. Unklar ist allerdings, ob in dieser Rechnung auch die enormen Kosten berücksichtigt sind, die den Untertanen jedes Jahr für Klatschblätter und Enthüllungsbücher entstehen.

Volksweisheit: Bewahrend

Das New Yorker Original Robert Burck alias „Nackter Cowboy“, der regelmäßig nur mit Slip, Cowboyhut und -stiefeln sowie einer Gitarre bekleidet am Times Square auftritt, hat den Süßkram-Multi Mars auf einen zweistelligen Mio-Betrag verklagt. Grund: Der Riegel-Riese wirbt mit einer Trickfigur, die dem „Nackten Cowboy“ auffällig gleicht. Ein sorgfältiger Blick in das Schatzkästlein der deutschen Volksweisheiten hätte die Marsianer warnen können. Denn dort findet sich zwar das Sprichwort, dass man einem nackten Mann nicht in die Tasche greifen kann. Vom Gegenteil ist bezeichnenderweise aber nirgends die Rede.

Originalität: Bewiesen

Lokaljournalisten stehen mitunter fälschlicherweise in dem Ruf geringer Originalität. Um diesen Irrtum zu korrigieren hier zum Schluss zwei schöne Gegenbeweise aus der regionalen Presse, die in der Umgebung des buchreport-Standortes Dortmund erscheint. Zunächst aus einem Kommentar der „Westfälischen Rundschau“: „Wer A sagt, muss B zahlen.“ Sodann aus einem Editorial der „Waltroper Zeitung“: „Der deutsche Landwirt, im Felde unbesiegt, neigt zu praktischen Lösungen.“

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