buchreport

Poker mit einem Pfund

Mit dem Verkauf der Taschenbuch-Ausgabe von „Harry Potter and the Deathly Hallows“ hat in Großbritannien endgültig der Abgesang auf den millionenschweren Siebenteiler von Joanne K. Rowling begonnen. Doch der Abschied von Hogwarts verläuft auf der Insel alles andere als ruhig: Die Entscheidung der Supermarktkette ASDA, das Buch drei Tage lang zum Einführungspreis von 1 Pfund zu verkaufen, hat zu heftigen Irritationen geführt.

Nicht nur die Buchbranche hat zutiefst verärgert auf den Dumpingpreis reagiert, der selbst für die rabattgewohnten Insulaner völlig aus dem Rahmen fällt. Auch die Einzelhandelskonkurrenz hat verständnislos mit dem Kopf geschüttelt, denn ASDA, im Königreich der selbsternannte Champion der Verbraucher und kleinen Preise, hat ganz bewusst seine Gewinnspanne zugunsten von Publizität und Kundenwerbung aufs Spiel gesetzt.

150.000 Pfund in den Sand gesetzt?

Insider schätzen, dass die Supermarktkette im Besitz des US-Discountriesen Wal-Mart mit der Potter-Aktion mindestens 150.000 Pfund (ca. 190.000 Euro) wissentlich in den Sand gesetzt hat. An Bucheinkäuferin Steph Bateson prallt die Kritik nach einem Blick auf die Zahlen zumindest nach außen ab: Selbstbewusst verkündete sie, dass bis Sonntagabend (20. Juli) knapp 40.000 Exemplare des Taschenbuches über den Ladentisch gegangen sind. Seit letzter Woche Montag steht der Band mit 3,86 Pfund im Regal.

Innerhalb der Branche gilt der spektakuläre Preisnachlass von 89% auf den empfohlenen Ladenpreis von 8,99 Pfund als gezielter Affront gegen Harry-Potter-Verlag Bloomsbury. Zur Erinnerung: Bloomsbury hatte im Juli 2007 kurz vor der Veröffentlichung von „Harry Potter and the Deathly Hallows“ im Hardcover ASDA in einer hitzigen öffentlichen Konfrontation untersagt, die gebundene Ausgabe wie geplant für 5 Pfund zu verkaufen und mit Nichtbelieferung für den Fall der Missachtung gedroht.

Der Vorstand von ASDA war daraufhin zwar eingeknickt, aber nicht ohne den Londoner Verlag, der das Buch mit 17,99 Pfund ausgepreist hatte, zuvor der Preistreiberei auf Kosten der jungen Harry-Potter-Fans zu beschuldigen. Laut Bloomsburys Executive Director Richard Charkin war der Verlag von dem Superniedrigpreis diesmal vorab nicht informiert.

Weil natürlich auch die anderen britischen Buchketten und Supermärkte Harry Potter mit deftigen Preisabschlägen angeboten hatten, lag laut Nielsen BookScan der durchschnittliche Verkaufspreis bei gerade einmal 1,96 Pfund. Bei Waterstone’s und Amazon kostet das Taschenbuch 4,49 Pfund, Tesco hatte es zunächst für 6 Pfund verkauft und dann den Preis halbiert. Bei Borders gibt es HP 7 um die Hälfte billiger, wenn dazu ein Taschenbuch zum regulären Preis gekauft wurde.

Kommentare

Kommentar hinterlassen zu "Poker mit einem Pfund"

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*

Dossier

Aktuelles aus dem Handel

  • Mediengruppe Stein übernimmt weiteren Fachinformationshändler  …mehr
  • Supermilf-Pilotprojekt: »Viele Erkenntnisse«  …mehr

  • SPIEGEL-Bestseller im Blick

    Der SPIEGEL-Bestseller-Newsletter gibt Ihnen jede Woche kostenlos einen Überblick zu den Aufsteigern der neuen SPIEGEL-Bestsellerlisten.

    » Melden Sie sich hier kostenlos an.

    Wollen Sie sich darüber hinaus schon vorab und detailliert über die Toptitel von morgen informieren, um frühzeitig disponieren zu können?

    » Bestellen Sie das SPIEGEL Bestseller-Barometer ab 8 Euro pro Monat.

    Wenn Sie die SPIEGEL-Bestesellerlisten z.B. in Ihren Geschäftsräumen präsentieren wollen oder online in Ihren Web-Auftritt integrieren möchten, hat buchreport weitere Angebote für Sie.

    » Weitere Angebote zu den SPIEGEL-Bestsellerlisten