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Online-Handel macht uns nicht zu schaffen

Die Regensburger Buchhandlung Dombrowsky gehört jetzt zum Kreis der exklusiven Gemeinschaft 5plus. Ulrich Dombrowsky (Foto) spricht im Interview über die Perspektiven des anspruchsvollen Standortbuchhandels.

Regensburg bietet ein dichtes Netz und die ganze Palette des Buchhandels. Um welches Format muss man sich am meisten sorgen? 
Leider fehlt mir die Zeit, über den Tellerrand zu schauen. Wir konzentrieren uns auf das, was wir selber machen, auf dass es etwas Besonderes bleibt. Wir sind seit 1983 in der Stadt, alle hinzugekommenen Konkurrenten…

…Hugendubel 2002, Thalia 2006…
… haben wir beim Umsatz nicht gespürt, auch der Online-Handel macht uns nicht zu schaffen. Wir versuchen ein ganz bestimmtes Publikum zu erreichen, kein Massenpublikum, obwohl wir zentral liegen. Es sind vor allem Stammkunden, die uns weiterempfehlen. Das ist effizient und davon profitieren wir sehr. Uns geht es im Rahmen der typischen Selbstausbeutung des Mittelständlers gut.

Keine Sorgen wegen des E-Book-Trends? 
Innerhalb unserer Schwerpunkte Belletristik und Kinderbuch bieten wir die besonderen Bü­cher, die auch in ihrer Haptik überzeugen, wie die Ausgaben der Büchergilde Gutenberg an. Wir haben auch ein paar E-Reader verkauft, aber E-Books spielen letztlich bei unseren Kun­den keine Rolle. Das gilt auch insgesamt für unseren Online-Shop von Libri. Erst seit der Amazon-kritischen Berichterstattung tut sich da zu meiner Überraschung einiges, es wird aktiv danach gefragt und im Netz gesucht. Wir haben es vielleicht zu wenig beworben. Es ist nicht das, worauf wir uns besonders konzentrieren, aber wichtig, dass wir auch dort mit einem Angebot vertreten sind.

Taugt Ihre Buchhandlung als Modell? 
Durchaus. Wenn kleine Buchhandlungen künftig überleben wollen, dann geht das nur über eine Nische und die Frage: Was sollte einen Kunden motivieren, in einen Laden zu gehen, wenn es für den reinen Kaufvorgang gute Alternativen gibt? Ich muss Atmosphäre bieten, kulturelles Engagement und den Tante-Emma-Effekt, dass man miteinander spricht. Die Kunden wissen, dass es auch bei uns um Umsatz geht, dass wir davon leben müssen, haben aber das Gefühl, willkommen zu sein und ernst genommen zu werden. Wir engagieren uns auch in der neuen Buy-Local-Bewegung, weil wir spüren, dass wir den interessierten Kunden sagen müssen, dass sie sich über ihr Einkaufsverhalten durchaus ihre Innenstädte attraktiv halten können.

Was bringt die Zugehörigkeit bei 5plus? 
Seit Langem suchen wir nach Werbemitteln, die nicht bunt und laut sind, sondern für eine Haltung stehen. Uns reizen die von Groothuis edel gestalteten Broschüren, die von den Mitgliedsbuchhandlungen mit eigenen Inhalten versehen werden. Wir wollen allerdings mit unserer Werbung nicht elitär daher kommen, denn das würde unsere Nische noch einmal verkleinern.

Das hängt sehr an Personen… 
Es ist etwas, was einem sehr viel Spaß machen muss, damit man auf Dauer die Kraft dafür hat. Wir können gut davon leben, aber gleichzeitig fragt man sich nach einer 70-Stunden-Woche, was man sich da antut, aber da bin ich nicht der einzige. 

Zur Person: Ulrich Dombrowsky

hat nach seiner zweijährigen Ausbildung bei Pustet (Regensburg) 1983 seine eigene Buchhandlung in Regensburg gegründet. Seit 2009 befindet sich die Buchhandlung auf 130 qm am zentral gelegenen St.-Kassians-Platz. Dombrowsky richtet seit 1989 im Jahr ca. 30 literarische und musikalische Veranstaltungen aus. www.dombrolit.de  

Kooperation 5plus

Der 2009 gegründeten  Gemeinschaft gehören derzeit 8 Buchhandlungen an; mehr: www.5plus.org

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