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Börsenverein legt »Deal«-Kartellbeschwerde ein

Ist der bundesweite Bibliothekseinkauf der „Deal“-Allianz ein Fall fürs Bundeskartellamt? Der Börsenverein hat bei den Kartellwächtern eine Beschwerde eingelegt, bestätigt der Verband auf buchreport-Nachfrage.

„Der Börsenverein hat sich bereits nach dem Abschluss des ersten Deal-Vertrags mit Wiley in der ersten Jahreshälfte mit einer Aktualisierung der Kartellbeschwerde befasst und eine erweiterte Beschwerde ans Bundeskartellamt übermittelt“, berichtet Börsenvereins-Justiziar Christian Sprang. Aktuell warte man auf Rückmeldung, ob ein offizielles Verfahren eingeleitet wird. Dass der Börsenverein die gebündelte Abwicklung à la „Deal“ kritisch sieht, hat er bereits in der Vergangenheit deutlich gemacht. Er war 2017 aber im ersten Anlauf mit einer Kartellbeschwerde gescheitert.

Der Verband moniert vor allem die „Quasi-Exklusivvereinbarungen“ mit den Großverlagen Elsevier, Springer Nature und Wiley, die sich etwa die Hälfte des deutschen Wissenschaftsmarktes teilen. „Die Marktchancen kleinerer Verlage sinken drastisch, da ihre Open-Access-Projekte nicht mehr wettbewerbsfähig sind. Der Buchhandel und Fachinformationsdienstleister werden weitgehend aus dem Handel mit deutschen Wissenschaftseinrichtungen verdrängt“, so Sprang. Ähnliche Einschätzungen hört man auch anderswo, verbunden mit der Kritik, dass man das Prestigeprojekt „Deal“ um jeden Preis habe umsetzen wollen – und so die großen Verlage weiter stärke.

Kommentare

3 Kommentare zu "Börsenverein legt »Deal«-Kartellbeschwerde ein"

  1. Gunther Eysenbach | 3. Januar 2020 um 21:08 | Antworten

    “ Wenn die deutschen Verlage clever wären, böten sie Modelle an, mit denen sie solchen Verlagen ernsthaft Konkurrenz machten. ” – diese Modelle existieren international (zB JMIRx.org), aber die deutschen Wissenschaftler sind zu korrupt diese zur Kenntnis zu nehmen oder Vertraege mit reinen OA Verlagen zu machen. Stattdessen werden Millionenbeträge and Wiley und Springer gezahlt, ohne Ausschreibung oder Wettbewerb. Wenn die deutsche Wissenschaft OA will, dann muessten die OA Verlage zuerst zum Zuge kommentiert. Stattdessen halten es die Herrschaften bei MPG/Project Deal nicht für notwendig überhaupt auf unsere Emails zu antworten. Es ist wirklich ein Skandal.

  2. Gunther Eysenbach | 3. Januar 2020 um 21:00 | Antworten

    Als kleiner Wissenschaftsverlag (ausschließlich Open Access Zeitschriften) können wir bestätigen dass Project Deal ausschließlich mit Großverlagen verhandelt und somit wettbewerbswidrig den Markt für kleine OA Verlage kaputt macht. Als kleiner Verlag haben wir von Anfang an (seit 20 Jahren) das OA Modell unterstützt, während Wiley and Elsevier nicht gerade die OA Champions sind. Nun werden die OA APCs für Publikationen bei diesen Verlagen zentral abgedeckt, während unsere Autoren die APC aus eigener Tasche oder Forschungsmitteln abdecken müssen – wie ist denn das fair oder im Einklang mit dem Kartellrecht/Wettbewerbsrecht? Wir publizieren höhere Qualität (führende Zeitschriften), schneller, und preiswerter (€1000), sind aber vom Wettbewerb ausgeschlossen da die Hybridverlage ihre Abonnement-Inhalte als “leverage” einsetzen können um ihre überhöhten APCs durchzusetzen. Es is wirklich ein Skandal und das Kartellamt (auch auf europäischer Ebene, da andere Nationalbibliotheken denselben Fehler machen) MUSS hier schnellstmöglich einschreiten. Es ist ja auch gar nicht im Interesse der Wissenschaft wenn nur 2-3 Großverlagen die Existenz ermöglicht wird. Monopolstellung ->Preise koennnen diktiert werden.

  3. Die Wissenschaftsinstitutionen sind nicht mehr bereit, sich von Wissenschaftsverlagen, die ihre Monopolstellung bei den etablierten Zeitschriften ausnutzen, Mondpreise für Bündel von Zeitschriften diktieren zu lassen, von denen ein Großteil nicht mal gewünscht sind, sondern nur in die Bündel eingeschleust werden, damit die Verlage auch mit den unterklassigen Wissenschaftlern noch kräftig verdienen können, die so behaupten können, sie hätten in Zeitschriften veröffentlicht, die in jeder Bibliothek vorhanden sind. Immer wieder müssen einige dieser Zeitschriften ihren Betrieb einstellen, weil ihnen korrupte Geschäftspraktiken nachgewiesen werden. Kaum verschwindet eine, sprießen etliche andere neue wie Pilze aus der Erde. Die Wissenschaftler werden in aller Regel weder als Autoren noch als Gutachter oder Herausgeber für ihre Arbeit bezahlt, aber die Bibliotheken der Institutionen, an denen sie arbeiten, müssen dann immense Gebühren dafür bezahlen, dass die Wissenschaftler und ihre Studenten ihre eigenen Arbeiten lesen können. Das Geschäftsmodell wird nicht mehr akzeptiert. Deswegen gibt es den internationalen Boykott von Elsevier: http://thecostofknowledge.com/
    Wenn die deutschen Verlage clever wären, böten sie Modelle an, mit denen sie solchen Verlagen ernsthaft Konkurrenz machten. Stattdessen zeigen sie keinerlei Verständnis für die Zeichen der Zeit und streben eine Kartellklage an.

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