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Nadelstiche für den Logistikriesen

Mitten im Weihnachtsgeschäft hat Verdi zu einem dreitägigen Streik an gleich fünf Standorten von Amazon in Deutschland aufgerufen. Die Gewerkschaft hofft darauf, den Versandhändler zu Tarifgesprächen an den Verhandlungstisch zu zwingen. Amazon zeigt sich weiter gelassen.

Den Auftakt zum Streik machten Mitarbeiter von Amazon in Bad Hersfeld, wo mit Beginn der Nachtschicht um Mitternacht die Arbeit niedergelegt wurde. An den anderen Standorten in Leipzig (Sachsen), Graben (Bayern), Rheinberg und Werne (beide NRW) soll mit Beginn der Frühschicht gestreikt werden.
„Willkürbefristungen und ein Rekordstand an erkrankten Beschäftigten machen die Notwendigkeit für mehr gute und gesunde Arbeit durch Tarifverträge deutlich“, erklärt Thomas Gürlebeck, Verdi-Streikleiter in Graben. „Während Amazon tagtägliche Verbindlichkeit von den Beschäftigten als selbstverständlich erwartet, will sie keine Verbindlichkeit bei den Arbeitsverträgen und betreibt maßlose Befristungen und verweigert Verbindlichkeit durch Tarifverträge “, ergänzt Hubert Thiermeyer, Handels-Leiter bei Verdi in Bayern. 
Die Gewerkschaft versucht seit mehr als einem Jahr, Tarifgespräche zu Bedingungen des Einzelhandels mit der Amazon-Führungsetage aufzusetzen – vergeblich. Amazon verweist darauf, ein Logistik-Unternehmen zu sein. Das Unternehmen beschäftigt in bundesweit neun Zentrallagern rund 10.000 Mitarbeiter plus einige Tausend Aushilfen im Weihnachtsgeschäft. Europaweit unterhält Amazon 28 Logistikzentren in sieben Ländern – ein Netz, mit dem Streik-Ausfälle ausgeglichen werden können.
Während Verdi wegen der Streiks auf Lieferverzögerungen hofft, verspricht Amazon gegenüber der DPA: „Wir liefern zuverlässig.“ Harald Schmidt fasst den Streik auf Twitter zusammen: „Das Volk nimmt Anteil am Streik der Mitarbeiter von Amazon und fragt sich: Kommt meine Bestellung noch pünktlich?!?!“

Der „Focus“ berichtet, dass die Versandarbeiten in den polnischen Logistikzentren auf Hochtouren laufen. Die 4500 ständigen und die 7500 für die Weihnachtssaison eingestellten Mitarbeiter in Posen und Breslau hätten gut zu tun, auch mit dem Versand von Weihnachtsbestellungen aus Deutschland.

Ende September sei das erste Paket aus einem der polnischen Amazon-Zentren nach Deutschland verschickt worden. Die Löhne seien mit mit 13 Zloty (gut drei Euro) pro Stunde im Vergleich zum Westen deutlich niedriger. In Deutschland seien es etwa zehn Euro. Für polnische Verhältnisse sei der Stundenlohn für niedrig qualifizierte oder ungelernte Arbeitskräfte allerdings überdurchschnittlich.

Foto: Verdi

Kommentare

4 Kommentare zu "Nadelstiche für den Logistikriesen"

  1. kein amazon-sklave | 16. Dezember 2014 um 16:38 | Antworten

    ..übrigens hat ver.di einen schönen Amazon Retouren-Aufkleber ins Netz gestellt:

    http://amazon-verdi.de/4486

  2. kein amazon-sklave | 16. Dezember 2014 um 16:34 | Antworten

    Wenn alle Mitarbeiter so zufrieden sind wie Ludwig, dann schlage ich ver.di doch vor, dass ihre Tarifverträge nur noch für ihre Mitglieder gelten sollen.
    Mal sehen, ob amazon dann noch immer zum „Arbeitgeber des Jahres“ gewählt wird. 😛
    Ich verstehe das Gewerkschaften-Bashing einfach nicht, schaut doch mal nach Belgien…

    Ach ja, und die Förderung von prekären Arbeitsverhältnissen durch die Bundesagenturen „für Arbeit“ dürfte auch gerne wegfallen. Das würde unser aller Steuergeld sparen bzw. die Lohnnebenkosten für seriöse Arbeitgeber senken. Und das Thema Steuern, aber ich schweife ab 😉

  3. pakete kommen sicherlich pünktlich..zusteller fahren am 4.advent dafür.
    wie wär es herr schmidt : buylocal,

  4. An die Buchreportredaktion:
    Sie sollten Ihre Berichterstattung erweitern und einmal mit dem Betriebsrat und den Mitarbeitern bei Amazon reden. Die einseitige Wiederholung der Verdi Postillen ist eine schlechte journalistische Arbeit.
    Im Gegensatz zu den Aussagen von Verdi gibt es viele zufriedene Mitarbeiter bei Amazon!

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