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Mit Crowdfunding die Kosten kontern

Die steigenden Produktionskosten gefährden die Verlagskalkulation. Der Comic-Verlag Reprodukt hat jetzt erfolgreich Geld bei seinen Fans eingesammelt. Wie kam der Crowdfunding-Erfolg zustande?

Dirk Rehm und seine Mitarbeiter kämpfen, wie viele Kollegen, mit der Produktionskrise. Die Verlage ächzen unter Mangelwirtschaft und steigenden Kosten. Lieferengpässe bei Papier und anderen Materialien schaukeln bereits seit längerem die Preise hoch. Statt der erhofften Entspannung ist die Materialkrise in diesem Frühjahr weiter eskaliert. Rehm hat für sich zumindest eine erste, kreative Problemlösung gefunden.

Der im Berliner Wedding beheimatete Independent-Comicverlag Reprodukt, den Rehm vor über 30 Jahren gegründet hatte, sah seit Anfang des Jahres existenzielle Sorgen auf sich zurollen und damit das kommende Programm gefährdet. Die Papierpreise stiegen so rasant an, dass bei vielen Buchprojekten, für die Kostenvoranschläge eingeholt wurden, kalkulatorisch kaum etwas übrig zu bleiben drohte. Dabei spielt auch eine Rolle, dass Reprodukt für aufwendig produzierte Comics bekannt ist, die in der Regel perfekt in das Artwork eingepasstes Handlettering sowie individuell ausgewählte Formate und Ausstattungen aufweisen.

Kreativer Verleger: Dirk Rehm (58) stammt ursprünglich aus der Nähe von Lübeck und hat sich auch im hektischen Berlin, wo er seit 1991 den Reprodukt Verlag führt, seine hanseatische Zurückhaltung bewahren können. Anfang der Nullerjahre gab Rehm in Hamburg ein kurzes Intermezzo als Redaktionsleiter von Carlsen Comics, bevor er sich anschließend wieder ganz Reprodukt widmete. Für sein verlegerisches Wirken wurde er 2020 mit dem K.-H.- Zillmer-Verlegerpreis ausgezeichnet. (Foto: Kai-Uwe Heinrich_Der Tagesspiegel)

Überbrückungshilfe vom Publikum

Mit der Explosion der Produktionskosten stand so die mühsam erarbeitete professionelle Basis des Verlags akut auf dem Spiel. Denn, obwohl Reprodukt seit Jahrzehnten einen klangvollen Namen in der Szene für seine Graphic Novels national wie inter­national gefeierter Künstlern besitzt, können die Macher erst seit gut 10 Jahren von ihrer Verlagsarbeit leben. Gesucht wurde deshalb eine schnelle Lösung, um für die nächsten Monate in gewohnter Weise weiterarbeiten zu können. So kam die Idee auf, ein Crowdfunding unter der Leserschaft zu starten. Am Ende kamen stolze 85.114 Euro zusammen.

Der Ansatz war durchaus überraschend, denn bisher kannte man Crowdfunding im Buchgeschäft eher aus der Selfpublishing-Szene, wo es durchaus üblich ist, dass Autoren ihre Werke – ganz gleich ob es sich um durchgeschriebene Belletristik oder Comics handelt – durch die Anhängerschaft vorfinanzieren lassen.

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