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Mara-Cassens-Preis 2020 für Ronya Othmann

Für ihren Roman  „Die Sommer“, im August 2020 bei Hanser erschienen, wird Ronya Othmann mit dem Mara-Cassens-Preis des Literaturhauses Hamburg ausgezeichnet.
Der Mara-Cassens-Preis ist seit langem der höchstdotierte Preis für einen deutschsprachigen Debütroman und 2020 hat die Mara und Holger Cassens Stiftung das Preisgeld noch einmal erhöht – auf 20.000 Euro. Im Gedenken an die 2015 verstorbene Förderin Mara Cassens soll der Preis Autorinnen und Autoren eine Chance bieten, sich nach dem ersten Roman für eine gewisse Zeit ganz dem Schreiben zu widmen. Preisträgerinnen und -träger der letzten Jahre sind Sasha Marianna Salzmann (2017), Anja Kampmann (2018) und Emanuel Maeß (2019).
 
Der Mara-Cassens-Preis wird als einziger deutschlandweit von einer ehrenamtlichen Leserjury vergeben, 15 Mitglieder des Literaturhaus-Vereins lasen in ihrer Freizeit die 58 eingereichten Debütromane. Nach der Vorauswahl der Jury standen 11 Titel bei der finalen Sitzung zur Diskussion. Unter den Favoriten waren Daniel Mellem mit »Die Erfindung des Countdowns«, Deniz Ohde mit »Streulicht« und Olivia Wenzel mit »1.000 Serpentinen Angst«.
 
Die Jury des Mara-Cassens-Preises entschied sich für „Die Sommer“ von Ronya Othmann, weil das Buch eine Perspektive auf unsere Zeit vermittelt, die so in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur noch nicht zur Sprache kam. „Die Sommer“ führt uns in lebhafter Sprache in die Welt von Leyla, die in Deutschland aufwächst und die Sommer bei der Familie ihres Vaters in einem jesidischen Dorf in Kurdistan/Nordsyrien verbringt. Wir erhalten über die Enkelin aus Almanya Einblick in das dortige Alltagsleben. Dazu gehören auch die Landschaft, die sich verändert, die Dörfer und Städte, die umbenannt und zerstört werden, die Konflikte, Gewalt, der Genozid. Mit den Ereignissen um die Tötung Saddam Husseins und den Arabischen Frühling erfahren wir von der Verfolgung der Jesiden durch den IS und damit von der tödlichen Bedrohung für die Familie in Syrien. Erzählt wird in Bruchstücken und Erinnerungsfetzen: Nichts wird aufgeschrieben, das sei zu gefährlich, sagt die Großmutter. Als die Auseinandersetzung eskaliert, ist Leyla Studentin und verfolgt den Krieg in Syrien rund um die Uhr am Fernseher. Das eigene Leben in Deutschland wird ihr zunehmend fremd. Leyla gerät immer stärker in einen Zwiespalt, der sie aus einem anfänglichen Ohnmachtsgefühl heraus schließlich zum Handeln bringt.
 
Aus der Jurybegründung: „Das Beeindruckende an diesem Roman ist, dass er nicht belehrt und man doch so viel lernt: über die Musik, über den Engel in Pfauengestalt, über die Zubereitung von Speisen; ebenso wie über den Krieg in Syrien, die Bedrohung, die Flucht. Die Autorin beschreibt statt zu bewerten, sie erzählt ohne erschöpfend zu erklären. Über die Geschichte der Verwandten, die nach Deutschland kommen, tauchen wir ein in die Innenwelten von Menschen, die wir gemeinhin als Flüchtlinge bezeichnen. Begreifbar wird so, was die Erfahrung, als Angehörige einer Minderheit unterdrückt und angegriffen zu werden, mit Menschen macht – mit denen, die bleiben und sich arrangieren, und mit denen, die aufbegehren und fliehen müssen in der Hoffnung auf ein Leben in Sicherheit. Die Suche nach der eigenen Identität einer jungen Frau, die mit zwei Kulturen aufwächst und sich keiner gänzlich zugehörig fühlt, wird überzeugend dargestellt. Die Zerrissenheit zwischen diesen Welten fühlen wir als Leserinnen und Leser mit. Ronya Othmann bereichert mit ihrem Debütroman ›Die Sommer‹ die deutsche Literatur; eine Stimme, von der wir in Zukunft gerne mehr lesen würden.“
 
Ronya Othmann, 1993 in München geboren, studiert am Deutschen Literaturinstitut Leipzig. Sie erhielt unter anderem den MDR-Literaturpreis, den Caroline-Schlegel-Förderpreis für Essayistik, den Lyrikpreis des Open Mike, den Publikumspreis des Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs, und 2019 den Förderpreis des Gertrud Kolmar Preises, der im Literaturhaus Hamburg verliehen wurde. Für die „taz“ schrieb sie gemeinsam mit Cemile Sahin bis August 2020 die Kolumne „Orient Express“ über Nahost-Politik.
 
Die Verleihung des Mara-Cassens-Preises war für den 7. Januar 2021 im Literaturhaus Hamburg geplant. Aus gegebenem Anlass wird die Feier auf Mittwoch, 5. Mai 2021 verlegt. Holger Cassens vertritt dabei die Mara und Holger Cassens Stiftung; Ronya Othmann liest aus ihrem Roman; die Laudatio hält Julia Encke. Weitere Informationen zur Preisverleihung folgen im Frühjahr.

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