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Lukas Rietzschel über »Mit der Faust in die Welt schlagen«

In den aktuellen Herbstprogrammen finden sich zahlreiche Romandebüts deutschsprachiger Autoren. buchreport stellt zwölf dieser Nachwuchsschriftsteller in Steckbriefen vor. Heute: Lukas Rietzschel, der im September bei Ullstein seinen Erstling „Mit der Faust in die Welt schlagen“ vorlegt.

 

Lukas Rietzschel, geboren 1994 in Räckelwitz in Ostsachsen, lebt in Görlitz. 2012 wurde sein erster Text im „Zeit Magazin“ veröffentlicht, seitdem folgten Veröffentlichungen in verschiedenen Anthologien. 2017 war er Gewinner bei Poet|bewegt. Für das Manuskript seines Romandebüts „Mit der Faust in die Welt schlagen“ wurde er 2016 mit dem Retzhof-Preis für junge Literatur ausgezeichnet. (Foto: Gerald von Foris)

Mein Roman in drei Sätzen

Eine Familiengeschichte, fokussiert auf zwei Brüder, die in Ost­sachsen zwischen den Jahren 2000 und 2015 angesiedelt ist und maßgeblich der Frage nachgeht, warum es dort 2014 und 2015 zu so vielen Protesten und fremdenfeindlichen Übergriffen gekommen ist. Es geht um die Nachwendezeit, den Wunsch nach wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Aufstieg, um die stillen und manchmal übergroßen Lasten der DDR, um Grenzkriminalität, scheiternde Freund- und Liebschaften und um die Suche nach Halt in einer sich beschleunigenden Welt. So der Versuch.

Mein Weg zu Ullstein

Führte über meinen Agenten zu verschiedenen Verlagen, bis ich Ullstein im Oktober 2017 kennenlernen durfte. Ich wurde in den verschiedenen Abteilungen des Hauses vorgestellt und nahezu jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin hatte mein Buch gelesen, also die Datei, die erste Version. Ich war zutiefst beeindruckt. Zusammen mit allem, was mir Ullstein anbot, war das ausschlaggebend, mich für das Haus zu entscheiden. Ich habe das nie bereut und kann mir keinen besseren Verlag vorstellen.

Das Verdienst meiner Lektorin

Den Text zu schleifen und ihn klassischerweise mit mir zu kürzen und zu ergänzen. Darüber hinaus hat sie mir jedoch geholfen, mich in der Verlags- und Buchwelt zu orientieren. Sie ist meine erste Ansprechpartnerin und innerhalb kürzester Zeit zu meiner Ratgeberin und engen Vertrauten geworden.

Mein Eindruck vom Literaturbetrieb

Eine aufgeheizte, manchmal hektische Maschinerie, auf der Suche nach dem nächsten großen Ding. Dazwischen Hunderte liebevolle und hoch engagierte Menschen, die mir den Betrieb nicht auf den Kopf fallen lassen.

Meine Lieblingsbuchhandlung

Die Comenius-Buchhandlung in Görlitz. Einfach, weil es die einzige ist und ich froh bin, dass es sie überhaupt noch gibt.

Mein Lieblingsautor

Kommt statistisch gesehen aus den USA.

So lese ich

Langsam. Viel zu langsam.

Schreiben ist für mich

Das Gegenteil von dem zu tun, was ich eigentlich hätte werden sollen.

Wenn ich nicht gerade schreibe

Male ich, fahre Suppe aus, arbeite im Stadtmuseum und habe kein Internet in der Wohnung.

Warum haben Sie dieses Debüt ins Programm genommen?

Am 25. September 2017 bekam ich das Manuskript von Lukas Rietzschel geschickt, einen Tag nach der Bundestagswahl, in der die AfD das erste Mal in den Bundestag eingezogen ist; noch beunruhigender war das Ergebnis mal wieder in Sachsen, wo die AfD mit 27% der Stimmen tatsächlich stärkste Kraft geworden ist. Mir war nach der Lektüre des beeindruckenden Textes eines sehr jungen Autors direkt klar, dass wir es mit einem schriftstellerischen Ausnahmetalent zu tun haben. Es ist ein unglaublich starkes und hoch aktuelles Romandebüt.

Welche Rolle spielen Debütanten für Ihr Programm?

Gerade bei unserem jungen Imprint Ullstein fünf spielen Debütantinnen und Debütanten eine große Rolle, da wir uns hier der Entdeckung und dem Aufbau neuer literarischer Stimmen verschrieben haben. Unsere Autorinnen und Autoren zu begleiten und zu fördern, wenn sie neue erzählerische Wege gehen und unsere Gegenwart mit ihren Texten durchdringen, ist unser größtes Anliegen. Auch im Ullstein Hardcover-Programm sind wir natürlich immer auf der Suche nach neuen großen Talenten.

Linda Vogt, Lektorin bei Ullstein und Programmleiterin von Ullstein fünf 

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