Der Einstieg der deutschen Amazon-Dependance ins E-Book-Geschäft ändert nicht nur für die Verlage die digitalen Koordinaten. Der parallel dazu angekündigte Ausbau der Self-Publishing-Aktivitäten setzt die schon etablierten Portale unter Druck. Dennoch gibt sich Jörg Dörnemann, Chef bei der Holtzbrinck-Tochter Epubli, im Interview gelassen.
Was wird sich durch die Offensive von Amazon auf dem deutschen E-Book-Markt ändern?
Einerseits wird der zu erwartende Absatz des Kindle zu einem enormen Wachstum der E-Book-Verkäufe führen. Die breite Berichterstattung in den Medien wird die Akzeptanz des Mediums in der Bevölkerung beflügeln. Auf Anbieterseite wird sich der ein oder andere Spieler noch umgucken, dass trotz des enormen Marktwachstums der Kuchen auf Vertriebsseite zunehmend zwischen den Großen (sprich: Apple, Amazon und in Zukunft Google) aufgeteilt wird.
Die Münchner bauen auch ihre Self-Publishing-Aktivitäten aus. Erwarten Sie eine Konzentration unter den Plattformen?
Amazons Self-Publishing Initiative kommt in einer Zeit des starken Marktwachstums. Das spricht dagegen, dass kurzfristig mit einer Konzentration zu rechnen ist. Wir merken, dass gut informierte Autoren die Self-Publishing-Plattformen ihrer Wahl genau unter die Lupe nehmen. Dabei merken sie, dass es in Deutschland neben Epubli keinen Anbieter gibt, der seinen Autoren 60%-80% Honorar bietet und ihre Werke als eBook in alle relevanten Shops bringt – sowohl in Apples iBookstore als auch in Amazons Kindle Store.
Wie müssen Sie sich auf die neue Konkurrenz einstellen?
Wir merken täglich, dass das physische Buch wie wir es anbieten, die Menschen begeistert. Der Druck und die Distribution hochwertiger Bücher ab Auflage 1 ist weiter ein Kernprodukt von uns. Sowohl beim E-Book als auch beim gedruckten Buch rücken Servicequalität, Transparenz und Fairness immer weiter in den Vordergrund. Dazu gehört auch, dass wir die wirklich relevanten Vertriebskanäle identifizieren und unsere Autoren dort unkompliziert und zu Top-Konditionen unterbringen.
Wie ändert sich das (Selbst-)Bild klassischer Verlage?
Das können die klassischen Verlage am besten selbst beantworten. Eines ist zumindest sicher: Die gesamte Verlagslandschaft befindet sich in einem grundlegenden Wandel, wodurch sich auch die Aufgabenschwerpunkte vieler Verlage verschieben. So konzentrieren sich immer mehr Verleger auf die Arbeit mit den Autoren und auf das Marketing. Sie überlassen funktionale Aufgaben, wie Druck, Distributionen und Forderungsmanagement, Anbietern wie epubli.
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