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Was Suhrkamp mit Annie Ernaux plant

Französische Gegenwartsliteratur: Annie Ernaux veröffentlicht seit 1974 Bücher, die überwiegend autobiografisch geprägt sind. Inzwischen hat die Französin mehr als 20 Bücher geschrieben sowie zu mehreren Sammelwerken beigetragen. Mit Titeln wie „La Place“ und „Une Femme“ gelang ihr in den 1980er-Jahren auch international der Durchbruch. Für ihr Werk hat Ernaux zahlreiche Preise erhalten. (Foto: Catherine Hélie/Editions Gallimard)

Die französische Schriftstellerin Annie Ernaux wird am 10. Dezember in Stockholm den Literatur-Nobelpreis 2022 erhalten. Die Nobel-Jury streicht „Courage und klinische Genauigkeit“ heraus, mit der Ernaux „die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Fesseln der persönlichen Erinnerung“ aufdecke.

Bei ihrem deutschen Verlag Suhrkamp ist just das Bändchen „Das andere Mädchen“ (104 Seiten, 18 Euro) erschienen, von dem der Buchhandel in den ersten Tagen nach Bekanntgabe der Auszeichnung ca. 2000 Exemplare verkauft hat. Ihr bisher erfolgreichster Titel ist hierzulande „Die Jahre“ (2017) mit einer sechsstellig verkauften Auflage (Hardcover und Taschenbuch).

Suhrkamp druckt jetzt von allen vorliegenden 7 Büchern der Autorin fünfstellige Nachauflagen. Bereits in dieser Woche sollen die Taschenbücher den Handel über die derzeit unter besonders kritischer Leistungs-Beobachtung stehende Auslieferung Zeitfracht erreichen. Ausgaben der „Bibliothek Suhrkamp“ folgen. Auf der Frankfurter Buchmesse wird der Verlag den Büchern eine besondere Präsentation angedeihen lassen. Die 82-jährige Autorin selbst wird die Buchmesse nicht besuchen. Ihre jüngste Veröffentlichung „Le jeune homme“ (Gallimard), 48 Seiten schlank und im Mai auf Platz 1 der französischen Bestsellerliste, kündigt Suhrkamp jetzt vorgezogen für Mitte Januar auf Deutsch an („Der junge Mann“, 48 Seiten, 15 Euro).

In den Medien wurde die Wahl der Nobel-Jury wohlwollend aufgenommen – mit Ernaux wurde eine renommierte, viel gelesene Autorin ausgezeichnet. „Die Schwedische Akademie enttäuscht damit manche Erwartungen an eine rein politische Wahl und bleibt ihren eigenen Prinzipien treu“, so etwa Andreas Platthaus („FAZ“). Mittlerweile gab es allerdings auch Antisemitismusvorwürfe. Ernaux hat offenbar politische Stellungnahmen der „BDS“-Bewegung unterstützt, die Israel wirtschaftlich, politisch und kulturell isolieren will.

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