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Ketten sind borniert und buchfeindlich

Independents sammeln sich auf der Buchmesse zum dritten Mal auf dem Literaturforum Unabhängiger Verlage. Der Leiter der Kurt-Wolff-Stiftung und Wunderhorn-Verleger Manfred Metzner blickt verhalten in die Zukunft.

Der Stroemfeld Verlag hat kurz vor der Messe einen Hilferuf ausgesandt, um seine Liquidität zu sichern. Ist das symptomatisch für die Lage der kleinen Verlage? Werden die Banken restriktiver?
Die Banken sind schon immer restriktiv gegenüber kleineren Verlagen gewesen, insbesondere im Hinblick auf Basel II. Die Banken hatten und haben seit Jahren kein Problem damit, Milliarden in den Sand zu setzen. Bei großen Summen sind sie großzügig, bei kleinen Summen restriktiv.

Wie stellt sich die aktuelle Lage der Kleinen innerhalb der Branche dar?
Solange diese Borniertheit und Buchfeindlichkeit bei den großen Ketten andauert, sie die Verlage weiter in ABC-Verlage einteilen, wird sich nicht viel ändern. Die Independent-Verlage sind dort nicht gelistet, also existieren sie für diese Ketten nicht.

…oder werden die Kleinen als Salz in der Suppe wieder stärker hofiert?
Es wäre schön, wenn der Independent Day der Mayerschen Buchhandlung der Beginn eines Umdenkens sein könnte. Es wurden dort viele positive Ansätze sichtbar. Es liegt jetzt ganz bei der Mayerschen und den Independent-Verlagen, die gemachten Vorschläge in die Tat umzusetzen. Erst wenn unsere Verlagsprogramme dort dauerhaft sichtbar platziert werden, unsere Inhalte ernst ge-nommen werden, eine besondere Beratung für unsere außergewöhnlichen Bücher stattfindet, könnte man von „hofieren“ sprechen. Es geht um Kontinuität und Akzeptanz.

Ist die Zeit reif für Schulterschlüsse im größeren Stil?
Kooperationen oder Zusammenschlüsse, wie sie immer wieder von uns unabhängigen Verlegern gefordert werden, sind längst Realität: Es gibt seit Jahren Buch-Vertreter, die nur Independents vertreten, es gibt den gebündelten Vorschauversand, es gibt die Verlagsauslieferungen Prolit und Sova, bei denen unzählige Independent-Verlage ausgeliefert werden. Die Bündelungsmodelle funktionieren dort hervorragend. Der Buchhandel, insbesondere die einseitig auf A- und B-Verlage fixierten Großanbieter, müssen sie nur nutzen.

Wie kann die Kurt-Wolff-Stiftung die unabhängige Verlagsszene unterstützen?
Zur Messe erscheint die dritte Ausgabe des von uns herausgegebenen Katalogs „Es geht um das Buch“, in dem sich 55 Verlage mit ihrem Programm präsentieren – eine reiche Informationsquelle für den Handel und für die Endkunden. Eine weitere unserer zahlreichen Aktivitäten ist eine Veranstaltungsreihe, in der Independent-Verlage ihr Repertoire in Buchhändlerschulen vorstellen.

Die Fragen stellte Nicole Stöcker

Zur Person: Manfred Metzner

ist Vorstandsvorsitzender der Kurt-Wolff-Stiftung. Die Stiftung wurde im November 2000 von Kleinverlegern und dem damaligen Kulturstaatsminister Mi-chael Naumann gegründet, um eine unabhängige Plattform für die Independent-Verlage zu schaffen. Seit 2001 vergibt die Stiftung den mit 26000 Euro dotierten Kurt-Wolff-Preis an unabhängige Verleger und verfolgt zahlreiche Projekte, die zur Wahrung einer vielfältigen Verlagsszene beitragen sollen.

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