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Jochen Krisch: Wann wird Wachstum für die Onliner zum Problem?

Jochen Krisch: Wann wird Wachstum für die Onliner zum Problem?

Nachdem wir inzwischen wissen, wie Online-Handel geht, wird der E-Commerce in den kommenden fünf bis zehn Jahren ein atemberaubendes Wachstum erleben. Kunden-, Umsatz- und Mitarbeiterzahlen werden sich weiter verdoppeln, verdrei-, vervier-, verfünffachen. Und so mancher wird sich zurücksehnen an die beschaulichen Zeiten der frühen E-Commerce-Tage, als die Online-Welt noch überschaubar war.„Von allem das Doppelte“ lautete deshalb das Motto des zweiten Neuland Fachtags für E-Commerce, in dem vor allem die Wachstumsproblematiken im E-Commerce erörtert wurden – auf technischer, auf strategischer und organisatorischer Ebene:

– Jens Himmelreich von Neuland zeigte auf, weshalb anhaltend dynamisches Wachstum strukturelle Veränderung braucht und dass technisches Wachstum ab einem gewissen Grad organisatorische Veränderungen bedingt. Ausgangspunkt für seinen Vortrag war der letzte Brief von Amazon-Chef Jeff Bezos an seine Aktionäre, in dem es so gut wie ausschließlich um Technologie ging.
– Ich durfte in meinem Vortrag skizzieren, wie man sich der Komplexitätsfalle dadurch entziehen kann, dass man sich wahlweise stärker vernetzt oder, sobald eine gewisse, natürliche Grenze erreicht ist, sich bewusst zurücknimmt und auf Wachstum durch Zellteilung setzt.
– Karsten Uhlig von Bon Prix beschrieb eindrucksvoll, wie Bon Prix das internationale Wachstum gestaltet und wieviel Aufwand und Energie die Online-Führung inzwischen in das Coaching der Fachabteilungen stecken muss, um aus Bon Prix über die Zeit ein reinrassiges E-Commerce-Unternehmen zu machen.

Sehr anregend war auch das anschließende World Café zum Thema „Von allem das Doppelte“:

– Der erste Reflex war bei vielen Überforderung: Wir sind doch jetzt schon am Limit. Doppelt soviel, wie soll das zu schaffen sein?
– Im zweiten Schritt dann die Erkenntnis, dass „doppelt soviel“ (Umsatz, Mitarbeiter, etc.) auch enorme Chancen und Gestaltungsspielraum bedeutet, wenn man es schafft, sich zu fokussieren und das Zukunftsrelevante vom Irrelevanten zu unterscheiden.
– Im dritten Schritt wurde schließlich sehr offen und befreit philosophiert: Was, wenn man doppelt soviel Zeit, wenn man doppelt soviele Ressourcen, etc. hätte?

Der spannendste Aspekt für mich persönlich war das „Rosinenpicken“. Während viele auch in Wachstumsphasen pflichtschuldigst alles bewältigen wollen, was so auf sie einprasselt, gibt es ein paar (darf man sie Schlaue nennen?), die sich die Rosinen herauspicken.

Das sind dann in der Regel die mißgünstig Beäugten – wie die Samwers, die sich auf das schnelle Kopieren und Adaptieren von erfolgsversprechenen Konzepten verlegen. Oder die Vente-Privées und die Groupons, die es sich vermeintlich leicht machen, weil extreme Preisschnäppchen kann ja jeder verticken. (Stimmt, aber wenn der Weg zum Erfolg so leicht sein kann, warum nehmen dann viele den harten?)

Spannende Fragen also, die letzte Woche in Bremen aufkamen. Fragen, die einen jenseits des Alltagstrotts auf neue Gedanken brachten und das Bewusstsein für die Herausforderungen der Zukunft schärften. Denn mit dem (Markt-)Wachstum wachsen auch die Wahlfreiheiten. Und das erfordert nicht nur eine neue Einstellung, sondern auch entsprechende Strategien, um das Tempo mitzugehen (oder auch nicht).

Wie angekündigt, werden die Wachstumsproblematiken auch auf unserer K5 Konferenz eine zentrale Rolle spielen. Dort sind dann neben Bon Prix auch viele andere Top 500 Händler vertreten, die das Wachstum aktiv gestalten und evtl. ja auch gemeinsam meistern wollen.

Jochen Krisch ist Herausgeber des Weblogs Exciting Commerce, das die wichtigsten Entwicklungen im E-Commerce verfolgt.

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