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Im Zeichen des losgelösten Franken

Die Schweizer Industrie- und Handelsgruppe Orell Füssli hat ihre Geschäftszahlen für 2015 vorgelegt. Das Buchhandels-Joint-Venture Orell Füssli Thalia verbuchte demnach ein zweistelliges Umsatzminus und bemüht sich, einen Ausweg aus der ernüchternden Schweizer Marktlage zu finden.

Die Entwicklung von Orell Füssli Thalia im Überblick:

  • Orell Füssli weist für die Buchhandelsparte einen Umsatz von 98,8 Mio Franken aus, das sind nach dem Mittelkurs für 2015 umgerechnet 92,5 Mio Euro. Der Umsatz von Orell Füssli Thalia muss jedoch doppelt so hoch veranschlagt werden, da Orell Füssli 50% an dem Joint Venture hält und die Zahlen für das Gemeinschaftsunternehmen quotenkonsolidiert ausweist, d.h. Umsatz und Erträge werden lediglich nach dem Beteiligungsprozentsatz von 50% in den Konzernabschluss einbezogen. Wird das berücksichtigt, erwirtschaftete Orell Füssli Thalia 2015 einen Umsatz von umgerechnet 185 Mio Euro Umsatz.
  • Basierend auf dem hälftigen Anteil von Orell Füssli liegt der Umsatz damit 11% unter Vorjahr (2014: 110,4 Mio Franken).
  • Das Betriebsergebnis (EBIT) beträgt 1,8 Mio Franken (2014: 3,1 Mio Franken).

Das zweistellige Umsatzminus ist laut Unternehmen vor allem bedingt durch die allgemein schwierige Marktlage infolge des „Franken-Schocks“: Im Januar 2015 hatte die Schweizer Nationalbank den zuvor geltenden Euro-Mindestkurs von 1,20 Franken aufgehoben. In der Folge verlor dieser um 12% und lag danach bei einem durchschnittlichen Euro-Kurs von 1,07 (2014: 1,21).

Zahlen von Orell Füssli Thalia folgen allgemeinem Trend

Im Februar hatte bereits der Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verband (SBVV) für die Deutschschweiz ein Umsatzminus von knapp 6% im Publikumsgeschäft ausgewiesen – trotz stabiler Absatzzahlen. Die Krux der preisungebundenen Eidgenossen: Die Abkehr vom Franken-Mindestkurs hat den ohnehin günstigeren Buch-Import aus dem Euro-Ausland nochmals verbilligt und den Druck zu niedrigen Preisen verstärkt. Zuletzt ist der Frankenkurs immerhin wieder etwas angestiegen und notierte bei 1,10 Euro (Durchschnitt Februar 2016).

Positive Signale kamen bei Orell Füssli Thalia aus dem Digital-Segment, das laut Unternehmensangaben den Rückgang im Filialgeschäft teilweise kompensieren konnte. Auch im Nonbook-Sortiment konnte das Joint Venture leicht zulegen.

2015 hat das Unternehmen bereits ein „Transformationsprogramm“ begonnen, um einen Ausweg aus der ernüchternden Schweizer Marktlage zu finden. Zu den Neuerungen gehört ein modifizierter Markenauftritt, der sich auf die Traditionsmarke Orell Füssli (OF) fokussiert und die Bezeichnung Thalia streicht.

Verlagsgeschäft schwächelt, Sicherheitsdruck stark

Die weiteren Zahlen der Orell-Füssli-Gruppe und ihrer anderen Sparten:

  • Insgesamt hat die Orell Füssli Gruppe im vergangenen Jahr 279,4 Mio Franken umgesetzt und liegt damit leicht unter Vorjahr (2014: 288,1 Mio Franken). Ohne die Sonder- und Währungseffekte hätte es ein Plus von 4% gegeben.
  • Der Orell Füssli Verlag lag unterm Strich 5% unter Vorjahr. Einem Umsatzplus im Kinderbuch und bei den Juristischen Medien stehen Rückgänge bei Lernmedien und im Sachbuch gegenüber.
  • Das Geschäft im Bereich Sicherheitsdruck (Banknoten u.ä.) boomt: Im Vergleich zu 2014 konnte die Sparte ihren Umsatz um mehr als ein Viertel auf den Rekordwert von 117,4 Mio Franken steigern.

Entgegen einer früheren Version ist der Umsatz nun nach dem Mittelkurs für 2015 umgerechnet.

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