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Ideales Feindbild

Wir werden es während der Buchmesse oft zu hören und zu lesen bekommen: Die Preisbindung für E-Books sei schuld daran, dass das Geschäft mit ihnen nicht aus den Puschen kommt. Das alte Branchenprivileg eignet sich ideal als Feindbild für jene schwabbelige, aber erstaunlich berechenbare Meinungswolke namens „Internet-Community“ und für ihre Jünger bei den etablierten Medien. Richtig ist die beliebte These deshalb aber noch lange nicht.

Richtig ist, dass in Deutschland kein vergleichbar aggressiver Preiskampf in Sicht ist, wie er zur Zeit auf dem amerikanischen E-Book-Markt tobt. Dafür  kann die Preisbindung zunächst mal nichts, denn sie verbietet den Verlagen ja nicht, niedrigere Preise für ihre elektronischen Bücher festzulegen. Die Verlage könnten die Bindung außerdem leicht lösen, indem sie die E-Books mit Multimedia-Inhalten anreichern, denn für „Enhanced E-Books“ gilt die Preisbindung nicht. Tatsächlich hält sich das Interesse der Verlage an einer offensiven Preispolitik in Grenzen, da sie E-Books entgegen landläufiger Meinung durchaus mit dem spitzen Bleistift kalkulieren müssen.

Aber auch wenn keine Preisbindung die Preispolitik der Verlage schützte, würde wohl keine vom Handel subventionierte Schlacht um Marktanteile toben wie in den USA. Denn anders als jenseits des Atlantiks gibt es hierzulande noch einen funktionierenden stationären Handel mit gedruckten Büchern, das Marktpotenzial für E-Books ist insgesamt geringer. Die großen Händler fechten einen weniger ruinösen Preiskampf auf anderem Gebiet aus, nämlich mit billigeren Lesegeräten (siehe S. 16). Auch das freut die Kunden, das E-Book wird so auch in Deutschland bald sein Publikum finden. Und die Kritik an der Preisbindung wird im digitalen Nirwana verschwinden, wo sie hingehört.

aus buchreport.express 40/2010

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