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Heinrich Riethmüller: »Das Buch hat die Kraft, gesellschaftliche Debatten anzustoßen«

Heinrich Riethmüller

Traditionell eröffnet Börsenvereins-Vorsteher Heinrich Riethmüller die Leipziger Buchmesse mit einer Rede am Mittwochabend. Im Fokus standen dieses Mal vor allem die Veränderungen auf dem Buchmarkt und die schwindenden Leserzahlen, aber auch die politisch-gesellschaftliche Relevanz des Buches als Kulturgut.

„Warum greifen die Menschen heute weniger zum Buch, was machen sie stattdessen? Wie können wir sie für Bücher zurückgewinnen?“, fragte Riethmüller, um anschließend die Lage auf dem Buchmarkt aus zwei Blickrichtungen zu beleuchten: Zum einen werde „das Zeitkorsett“ enger, die Aufmerksamkeitsspanne sinke und die Menschen griffen daher immer weniger zum Buch. „Die zweite Beobachtung ist genauso interessant: Durchweg assoziieren die Befragten sehr positive Gefühle und Erfahrungen mit dem Buchlesen. Das Lesen wird als Ruhepol in der Hektik des Alltags, als Zeit für sich und als Balsam für die Seele empfunden.“ Das Buch sei ein „Produkt, das einen Ausgleich zur Hektik des Alltags verspricht“.

Auch in anderer Hinsicht seien Bücher eine „Antwort auf ein menschliches Bedürfnis“: „Das Buch steht für Verlässlichkeit und Nachhaltigkeit. Es hat die Kraft, gesellschaftliche Debatten anzustoßen und mitzugestalten. Unser Anspruch als Verleger, Buchhändler und Autoren ist es immer noch, einen wesentlichen Beitrag zum Gelingen einer freien, demokratischen Gesellschaft zu leisten.“ Die Buchbranche bezeichnete Riethmüller als „Seismograph für gesellschaftliche Stimmungen“. Sie stehe für die Vielfalt der Meinungen und für freie Meinungsäußerung.

Darin bestehe auch die Aufgabe der großen Buchmessen. Bei der Frankfurter Buchmesse habe man sich gegen den Widerstand aus der Zivilgesellschaft und von Teilen der Politik für die Präsenz von Verlagen aus dem rechten Spektrum entschieden, sagte Riethmüller. Trotz aller Debatten und Konflikte sei das der richtige Weg: „Buchmessen sind keine Filterblasen, sondern spiegeln das wider, was in der Gesellschaft vor sich geht. Für uns steht daher nach wie vor fest, dass alle Verlage oder Titel, die nicht gegen das Gesetz verstoßen, auf Buchmessen präsent sein können. Die Leipziger Buchmesse handhabt das genauso, wie auch fast alle Buchmessen weltweit. Wenn wir Meinungsfreiheit ernst nehmen, müssen wir sie auch jenen zugestehen, deren Wertvorstellungen und Meinungen wir nicht teilen, ja, deren Ansichten wir sogar für gefährlich halten.“

 

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