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Hanser hängt wieder alle ab

Pünktlich zum Branchentreff in Frankfurt wird in den Literaturbeilagen der überregionalen Tages- und Wochenzeitungen noch einmal kräftig getrommelt: 155 Titel von 61 Verlagen werden in den Messebeilagen der „FAZ“, „Süddeutschen“, „Welt“, „Zeit“ und des „KulturSPIEGEL“ rezensiert. Trotz aller Opulenz: Das sind bedeutend weniger als 2012 (193) und 2011 (252). Macht sich hier die oft beklagte Krise der Literaturkritik bemerkbar, die mit sinkenden Honoraren und schrumpfenden Plätzen zu kämpfen hat, wie Kritikerin Daniela Strigl noch im April im buchreport-Interview ausführte?
Ein großer und ein kleiner Sieger
  • Klarer Favorit der Rezensenten ist wie schon 2012 und 2011 Hanser mit 20 Rezensionen, hinzu kommt ein Titel aus dem Tochterverlag Hanser Berlin. Auch die drei meistbesprochenen Bücher von Andréa del Fuego, Per Olov Enquist und aus dem Nachlass von Susan Sontag sind in dem Münchener Verlagshaus erschienen, was den scheidenden Chef Michael Krüger freuen dürfte.
  • Platz 2 teilen sich S. Fischer und Suhrkamp mit jeweils elf Rezensionen, gefolgt von C.H. Beck (9) und Rowohlt (7, inklusive Rowohlt Berlin).
  • Mit sechs Besprechungen liegt Schöffling als kleiner, unabhängiger Verlag weit vorn im Rezensionsranking und überflügelt große Häuser wie Kiepenheuer & Witsch (4) oder Hoffmann und Campe (3). Schöffling hat Mirko Bonné im Programm, der es mit „Nie mehr Nacht“ auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises schaffte; außerdem hat die „Süddeutsche“ der brasilianischen Kultautorin Clarice Lispector, die bei Schöffling gerade neu herausgegeben wird, einen größeren Artikel gewidmet.
  • Zu den Independent-Verlagen, die es immerhin auf drei Rezensionen gebracht haben, zählen außerdem Ch. Links – die Berliner ernten für den abschließenden Band von Stefan Wolles DDR-Trilogie zwei Besprechungen – und Wagenbach.
  • Buchpreis-Gewinnerin Terézia Mora ist mit einer Rezension dabei, von den sechs Nominierten werden außerdem Mirko Bonné und Marion Poschmann je zweimal sowie Clemens Meyer einmal erwähnt. Reinhard Jirgl und Monika Zeiner tauchen in den untersuchten Messebeilagen nicht noch einmal auf.
Mehrere thematische Schwerpunkte
Das diesjährige Gastland Brasilien ist insgesamt zwar nur mit etwa einem Dutzend Titeln vertreten, doch würdigt nahezu jede Literaturbeilage den Auftritt mit einem größeren Beitrag. Dazu gesellen sich einige Sachbuch-Schwerpunkte wie die Völkerschlacht, der Erste Weltkrieg oder Willy Brandt, dessen Geburtstag sich am 18. Dezember zum 100. Mal jährt. 

Rezensenten-Hitliste zur Buchmesse*

Drei Besprechungen:

  • Andréa del Fuego: Geschwister des Wassers (Hanser)
  • Per Olov Enquist: Das Buch der Gleichnisse (Hanser)
  • Susan Sontag: Ich schreibe, um herauszufinden, was ich denke. Tagebücher 1964–1980 (Hanser)

Zwei Besprechungen:

  • Ernst Jünger: Atlantische Fahrt. Rio – Residenz des Weltgeistes (Tropen)
  • Philip Pullman: Grimms Märchen (Aladin)
  • Olaf Kühl: Der wahre Sohn (Rowohlt Berlin)
  • Ann Cotten: Der schaudernde Fächer (Suhrkamp)
  • Norbert Gstrein: Eine Ahnung vom Anfang (Hanser)
  • Nate Silver: Die Berechnung der Zukunft (Heyne)
  • Peter Bieri: Eine Art zu leben. Über die Vielfalt menschlicher Würde (Hanser)
  • Stefan Wolle: Der große Plan. Alltag und Herrschaft in der DDR 1949–1961 (Ch. Links)
  • Marion Poschmann: Die Sonnenposition (Suhrkamp)
  • Barbara Vinken: Angezogen. Das Geheimnis der Mode (Klett-Cotta)
  • Mirko Bonné: Nie mehr Nacht (Schöffling)
  • Joachim Radkau: Theodor Heuss (Hanser)
  • Louis Begley: Erinnerungen an eine Ehe (Suhrkamp)

* in den Buchmesse-Schwerpunkten der überregionalen Zeitungen/Zeitschriften „FAZ“, „Süddeutsche“, „Zeit“ und „KulturSPIEGEL“; Auswahl

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