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Amir Yarahi: Große Fenster, viel Licht, heimatliches Ambiente

Wo entstehen Bücher? Und welchen Routinen folgen Autoren eigentlich beim Schreiben? In der buchreport-Serie „Mein Schreibtisch” gewähren Autoren Einblick in ihre Arbeit.

Dieses Mal: Amir Yarahi, der unter seinem Künstlernamen Kurono auf Youtube von seiner Anime-Leidenschaft berichtet. Mit seinem Buch „Otaku Stories“ schaffte er es prompt auf die SPIEGEL-Taschenbuch-Bestsellerliste.

Amir Yarahi (Foto: privat)

Drei Bücher. Drei Bücher habe ich bisher in meinem gesamten Leben gelesen, wovon zwei fürs Deutsch-Abi waren, welches ich mit meisterlichen vier Punkten in die Tonne gekloppt habe. Und ja, ich bin gut darin, dem Leser meine besten Seiten als Erstes zu präsentieren!

Bücher haben mich als Jugendlicher nie wirklich gepackt. Ich war mehr der „Lustige Taschenbuch“-Typ. Hauptsache viele Bilder und wenig Text. Also wie sollte ich, der Buchstaben-Trauma-Patient, ein Buch schreiben und dabei gleichzeitig die Anime- und Manga-Szene am besten repräsentieren? Das war die Challenge! Mir war von Anfang an klar, dass ich keinen auf Stephen King machen kann, also entschloss ich mich, vollkommen natürlich und unbekümmert zu schreiben. Dafür brauchte ich einen Raum in der Wohnung, wo ich mich am natürlichsten und unbekümmertsten fühlte. Da das Bad aufgrund der Verdauungsprobleme meines Mit­bewohners rund um die Uhr besetzt war, sollte das Wohnzimmer der Ursprung meiner kreativen Gedankengänge sein. Große Fenster, viel Licht, heimat­liches Ambiente, hier und da ein Pizzakarton in der Ecke. Hauptsache kein Stress! Das war meine Devise.

Amir Yarahi

Amir Yarahi, geboren 1995, ist Synchronsprecher und Deutschlands wohl bekanntester Anime-Fan. Unter seinem Künstlernamen Kurono, der auf eine Figur aus der Animeserie Gantz zurückgeht, berichtet er seinen mehr als 700.000 Abonnenten auf Youtube regelmäßig aus seinem Leben als Otaku. Yarahi ist damit so etwas wie das Gesicht der deutschen Manga- und Anime-Szene. Sein Buch „Otaku Stories“ (erschienen bei Plötz & Betzholz) kletterte bis auf Platz 11 der SPIEGEL-Taschenbuch-Bestsellerliste.

Mein Ziel war es, dem Leser ein zu 100% authen­tisches Leseerlebnis zu ermöglichen. So als würden sie direkt aus meinem Tagebuch lesen. Sehr persönlich.

Besonders schön fand ich die Momente, in denen sich das Buch wie von selbst schrieb. Für einige Passagen habe ich Tage gebraucht, während für andere Kapitel keine zehn Minuten vergingen. Das fand ich extrem spannend!

Foto: privat

Unser Hund, ein Shiba Inu, hat mich durch die Phase des Buch-Schreibens immer wieder lieb daran erinnert, nicht den Faden zur Realität zu verlieren. Durch kurze Spielpausen mit ihm konnte ich Energie und Kraft tanken, um weiterzuschreiben.

Meine größte Inspiration waren dabei meine Zuschauer. Ich weiß genau, wie es manchen von ihnen geht und dass sich viele in ihren jungen Jahren mit Problemen herumschlagen, die ich fast genauso er­leben musste. Wer als Jugendlicher oder junger Erwachsener Mangas liest, Anime schaut oder auch Cosplay mag und deshalb als Elfe verkleidet zu einer Anime-Messe geht, sprich wer sich als Otaku outet, der hat es nicht immer nur leicht in der Schule oder in seinem privaten Umfeld. Der Gedanke, meinen Zuschauern helfen zu können, die womöglich in einer ähnlich kniffligen Lage sind wie ich damals, hat mich extrem zum Schreiben motiviert.

Tatsächlich haben mir mittlerweile auch sehr viele Fans geschrieben, dass sie sich wegen meines Buchs endlich getraut haben, mit ihren Eltern über dieses und jenes Thema zu sprechen. Andere schrieben, dass sie nun in der Schule selbstbewusster auftreten würden. Das zu hören oder zu lesen, ist der größte Lohn für die Arbeit.

Insgesamt war das alles eine super spannende Erfahrung für so einen Social-Media-Typen wie mich, und ich freue mich jetzt schon auf mein nächstes Werk!

Schwerpunkt Influencer – im buchreport.magazin 06/2020

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