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Gestartet 1922 – Und wie steht es heute um die Experimentierkästen von Kosmos?

Spielerisch lernen: Kosmos will mit seinen Experimentierkästen Zukunftstechnologien altersgerecht erklären – mit „KosmoBits“ etwa, wie man programmiert (Foto: Kosmos).

Kosmos hat eine lange Tradition mit Experimentierkästen als besonderes Format von Lernspielzeug. Wie läuft das Geschäft, welche Rolle spielt der Buchhandel? Spielwaren-Programmleiter und Geschäftsleitungsmitglied Heiko Windfelder spricht im buchreport-Interview über Markt und Marke.

 

Kosmos hat seit fast 100 Jahren Experimentierkästen im Programm. Wie hat sich der Geschäftsbereich in dieser Zeit entwickelt?

Den Grundstein haben wir 1922 mit dem „Baukasten Elektro“ gelegt, dem ersten Experimentierkasten weltweit. Waren es zu Beginn nur einzelne Produktinnovationen, die wir jährlich auf den Markt brachten, so hat sich die Anzahl mittlerweile vervielfacht. Aktuell erscheinen pro Jahr etwa 25 neue Experimentierkästen. Auch die Themen sind vielfältiger geworden. Unser Ziel war und ist es, die wichtigsten Zukunftstechnologien verständlich und altersgerecht zu erklären: So erschien beispielsweise 1968 mit „Logikus“ der erste Spiel- und Experimentiercomputer. Der im Herbst erschienene „KosmoBits“, ein Experimentierkasten zum Programmieren- lernen, ist eine logische Fortsetzung dieser Programmstrategie, die eine der Säulen unseres wirtschaftlichen Erfolgs ist.

Inzwischen haben wir den Experimentierkastenbegriff auch ausgeweitet auf die Naturthemen und unser Know-how auch auf Bereiche wie Beschäftigung und Zaubern übertragen. Auch hier stehen das aktive Selbertun, die Kreativität und die Förderung des kindlichen Selbstbewusstseins im Vordergrund.

Wie verändern sich die Vertriebswege?

Nach wie vor zählen die Spielwarenfachhändler zu unseren wichtigsten Partnern. Aber natürlich hat der Absatz über Online-Vertriebswege enorm zugenommen. Angesichts der schrumpfenden Handelsflächen und der Konzentration der Online-Vertriebswege sind wir gefordert, überall dort präsent zu sein, wo der Kunde gern einkauft. Sei es im Internet, im Spielwarenhandel oder – gerade bei bestimmten Themen – auch im Buchhandel. Das gilt vor allem für Impulsartikel wie die Mitbringexperimente, mit denen gute Zusatzumsätze bei einem inhaltlich interessierten Publikum möglich sind.

Wie wichtig ist der Buchhandel genau?

Der Buchhandel hat einen Anteil von knapp 10% an unserem Gesamtumsatz mit Spielwaren. 2016 ist er aufgrund des großen Erfolgs von Marc-Uwe Klings Kartenspiel „Halt mal kurz“ sogar spürbar angestiegen. Gerade die Produkte, bei denen wir unsere Kompetenz aus dem Ratgeberbereich, wie etwa Naturführer, mit unserem Know-how im Entwickeln pädagogischer Experimentierkästen verbinden, kommen gut an. Die Buchhändler vertrauen unserer Kompetenz. Zudem sind die Produkte eine gute Ergänzung zum Buchsegment. Wichtig sind eine zielgruppengerechte Produktauswahl und der Blick auf die Stammkundschaft.

Im Zuge der weltweiten Maker-Bewegung hat das Basteln mit modernen Mitteln Konjunktur. Wie wirkt sich der Trend auf Ihr Programm bzw. die Vermarktung aus?

Heiko Windfelder (Foto: Barbara Sommer)

Der Trend ist uns natürlich nicht verborgen geblieben. Daher sind wir vor einigen Jahren mit einer neuen Bastelreihe, der „Kosmos AllesKönnerKiste“, gestartet. Wir wollen Fertigkeiten vermitteln und dann Impulse geben für eigene krea­tive Krea­tionen. Ein Konzept, das bei den Kunden ankommt und auch begleitend zu den Bastelbüchern im Buchhandel läuft.

Wie schätzen Sie den Wettbewerb ein?

Im Bereich Experimentierkästen sind wir nach wie vor unangefochten Weltmarktführer. In den vergangenen Jahren haben wir das Thema mit unseren Tochterfirmen in den USA und Großbritannien auch in den englischsprachigen Ländern platziert. Diese Position festigen wir durch kontinuierliche Produktinnovationen.

„Produktinnovationen“ ist ein ein gutes Stichwort. Mit dem schon erwähnten „KosmoBits“ wollen Sie eine junge Zielgruppe ans Programmieren heranführen. Was motiviert Sie dazu?

Mehr als die Hälfte der 10-jährigen Kinder haben heute ein eigenes Smartphone in der Hosentasche. Die Kinder entdecken auf dem Touchscreen mit Apps virtuell die Welt. Obwohl das fest zu ihrer kindlichen Lebenswelt gehört, verstehen die wenigsten, was eigentlich genau dahinter steckt. Mit „KosmoBits“ tauchen Kinder spielerisch in die Welt der Programmierung ein und verstehen anhand einfacher Projekte, wie zum Beispiel der Mikrocontroller im Smartphone grundsätzlich funktioniert. So wollen wir sie für die Zukunftstechnologien des 21. Jahrhunderts begeistern.

Wie läuft eine Produktinnovation bei den Baukästen typischerweise bei Ihnen im Verlag ab?

Das Wichtigste ist: Wir arbeiten immer team- und abteilungsübergreifend an innovativen Produktideen. In unseren interdisziplinären Teams werden Ideen eingebracht, die technischen Möglichkeiten ausgelotet und das Potenzial am Markt eingeschätzt. Dabei hilft es, dass das Team aus Kollegen aus ganz unterschiedlichen Bereichen zusammengesetzt ist: Programm, Herstellung, Marketing und Vertrieb arbeiten von Anfang an Hand in Hand – von der Produktidee über die Entwicklung bis hin zur Vermarktung.

Neben der Qualitätsabteilung, die prüft, und der Safety-Abteilung, die auf die Spielzeugstandards achtet, kommt auch dem Einkauf eine wichtige Rolle zu, der einen Experimentierkasten nicht einfach bei einem Zulieferer bestellen kann, sondern die vielen unterschiedlichen Inhalte von verschiedenen Partnern organisieren muss. Das sind komplexe Prozesse, die ein hohes, über die Jahre gewachsenes Know-how erfordern. Und zu guter Letzt lassen wir viele Experimentierkästen oder einzelne Versuche auch von Kindern testen.

Welche Rollen spielen Schulen und andere Bildungseinrichtungen in Ihrem Vertriebskonzept?

Dieser Markt ist in Deutschland sehr schwer zugänglich. Sehr gut jedoch funktioniert die Partnerschaft mit „Spielen macht Schule“, einer Initiative deren Ziel es ist, das klassische Spielen in Grundschulen zu fördern und diese mit pädagogisch wertvollen Spielen ausstattet. Über diese Initiative konnten wir auch auf das Thema Experimentieren aufmerksam machen, ein klassisches Bildungsthema und zudem eine sinnvolle Beschäftigung, über die die Kindern Selbstvertrauen gewinnen.

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