buchreport

Gemeinsam die Krise meistern

Thalia übt nicht nur im digitalen Bereich den Schulterschluss (hier mehr zu „Tolino“). In der Schweiz plant der Filialist ein Joint Venture mit Orell Füssli. Ziel: Sich für den verschärfen Wettbewerb insbesondere im Internet zu rüsten.  
Die Buchhandelsaktivitäten der Orell Füssli Buchhandlungs AG und der Thalia Bücher AG sollen in eine Firma zusammengelegt werden, an der die Partner je 50% halten. Zur Allianz gehören auch die weiteren Thalia-Töchter in der Schweiz ZAP Zur Alten Post, Stauffacher und Meissner Bücher sowie Hugendubel als Minderheitsaktionärin (49%) der Orell Füssli Buchhandlung AG.

Bislang haben die Unternehmen eine Vereinbarung getroffen, warten aber noch auf das „Go“ der Wettbewerbsbehörden.

Die beiden Unternehmen begründen den Schritt mit dem verschärften Wettbewerb u.a. durch international operierende Online-Anbieter, die zunehmend auch in der Schweiz lokale Anbieter verdrängten. Als Folge habe man seit Jahren sinkende Umsätze verzeichnet.

Beide Firmen sind defizitär

Ein Blick in die Geschäftsberichte von Douglas (2011/12) und Orell Füssli (2011) bestätigen die Krisen-Diagnose:

  • Thalia: Die Thalia Bücher AG in der Schweiz war im abgelaufenen Geschäftsjahr 2011/12 deutlich defizitär: Das Ergebnis lag bei minus 8,8 Mio Franken.  
  • Orell Füssli: Die Orell Füssli-Buchtochter hatte 2011 rund 5% an Umsatz verloren und führte dies u.a. auf die „vom Umfeld diktierten“ Preissenkungen aufgrund des tiefen Eurokurses zurück. Demgegenüber sei der Absatz nur leicht rückläufig gewesen.
  •  In den ersten 6 Monaten 2012 schrumpfte der Buchhandels-Umsatz von Orell Füssli erneut um 6,1% auf 47,4 Mio Schweizer Franken (Vorjahr: 50,5 Mio) (hier mehr).
  • Außerdem vermeldete Orell Füssli hohe Wertberichtigungen und Rückstellungen für die Bereinigung des Filialnetzes, was zu einem Verlust von 3 Mio Franken (vor Steuern) geführt habe.
Die neue Firma sei ein in weiten Teilen der Deutschschweiz präsentes Buchhandelsunternehmen mit einem starken Internetgeschäft, in dem die digitalen Aktivitäten beider Unternehmen gebündelt würden, heißt es in einer Pressemitteilung. Geplant ist eine eine Aktiengesellschaft nach schweizerischem Recht mit Sitz in Zürich. Das Präsidium soll paritätisch besetzt sein mit Michel Kunz (Orell Füssli) und Jürg Bodenmann (Vizepräsident des Verwaltungsrats von Thalia Schweiz). Weitere Mitglieder sollen  Michael Busch (Thalia Holding) und Maximilian Hugendubel werden.

Personal wird abgebaut

Das Zusammenlegen der Buchhandelsketten habe auch Folgen für das Personal, erklärte Orell-Füssli-Chef Michel Kunz nach Agenturmeldungen in einer Telefonkonferenz. In den nächsten eineinhalb Jahren würden 40 bis 50 Stellen abgebaut. Synergien gebe es bei der Logistik, beim Marketing und bei der Informatik. Logistik und Einkauf würden zusammengeführt. 

Das Filialnetz der beiden Buchhandelsketten würde sich größtenteils ergänzen, sagte Kunz außerdem. Nur in St. Gallen, Basel und Zürich gebe es Überschneidungen, die nach dem grünen Licht der Kartellwächter geprüft würden.

Kennzahlen zu den beiden Unternehmen

Thalia Schweiz

Umsatz: Im vergangenen Jahr erzielte die Schweizer Thalia-Dependance mit Hauptsitz in Basel einen Umsatz in Höhe von 131 Mio Franken (umgerechnet ca. 106 Mio Euro). 

Ergebnis: –8,8 Mio Franken

Mitarbeiter: 650

Filialen: 22. Aarau (2), Baden, Basel, Bern (2), Brugg, Chur, Emmenbrücke, Fribourg, Schaffhausen, Schönbühl, Spreitenbach, St. Gallen, St. Margrethen, Thun, Winterthur. Hinzu kommen ZAP (Brig, Sierre, Visp, Zermatt), Stauffacher Bern sowie Meissner in Aarau. 

Geschäftsführung:

  • Pascal Schneebeli
  • Dr. Michele Bomio

Orell Füssli Buchhandlungs AG

Umsatz: Der Umsatz lag 2011 bei 114 Mio Franken (ca. 93 Mio Euro), ein Minus von 5,1%. Das Unternehmen ist ein Joint Venture von Orell Füssli Holding AG (51%) und Hugendubel (49%).

Ergebnis (Verlust): 3 Mio Franken

Mitarbeiter: 400

Filialen: 14 (10 Groß- und Spezialbuchhandlungen in Zürich, Bern, St. Gallen (Rösslitor Bücher), Winterthur und Frauenfeld plus vier Bahnhofsbuchhandlungen in Zürich, Basel und St. Gallen)

Fläche: 10.300 qm  

Geschäftsleitung:

  • Fabio Amato, Geschäftsführer
  • Giulio Pè, Verkauf Filialen und Internet
  • András Németh, Marketing, B2B
  • Barbara Valenta Lüscher, Personal
  • André Banz, Beschaffung, Logistik, IT

Kommentare

1 Kommentar zu "Gemeinsam die Krise meistern"

  1. Ein Joint Venture ist keine Fusion …

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Mit dem Abschicken des Kommentars erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihre Daten elektronisch gespeichert werden. Diese Einverständniserklärung können Sie jederzeit gegenüber der Harenberg Kommunikation Verlags- und Medien-GmbH & Co. KG widerrufen. Weitere Informationen finden Sie in unseren Datenschutz-Richtlinien

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*

Dossier

Aktuelles aus dem Handel

  • Mediengruppe Stein übernimmt weiteren Fachinformationshändler  …mehr
  • Supermilf-Pilotprojekt: »Viele Erkenntnisse«  …mehr

  • SPIEGEL-Bestseller im Blick

    Der SPIEGEL-Bestseller-Newsletter gibt Ihnen jede Woche kostenlos einen Überblick zu den Aufsteigern der neuen SPIEGEL-Bestsellerlisten.

    » Melden Sie sich hier kostenlos an.

    Wollen Sie sich darüber hinaus schon vorab und detailliert über die Toptitel von morgen informieren, um frühzeitig disponieren zu können?

    » Bestellen Sie das SPIEGEL Bestseller-Barometer ab 8 Euro pro Monat.

    Wenn Sie die SPIEGEL-Bestesellerlisten z.B. in Ihren Geschäftsräumen präsentieren wollen oder online in Ihren Web-Auftritt integrieren möchten, hat buchreport weitere Angebote für Sie.

    » Weitere Angebote zu den SPIEGEL-Bestsellerlisten