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Verlage sollten den Technologie-Anbietern nicht die Agenda überlassen

Michael Lemster war auf den Münchner Medientagen und fragt sich, ob die richtigen Themen auf der Tagesordnung standen aus Sicht der Medienunternehmen.

Michael Lemster (Foto: Fotostudio Wessely)

Medien sind nicht denkbar ohne Technologie. Dies gilt, seitdem Gutenberg das Buch wegführte von der mönchischen Schreibstube in die Druckerei. Im Internetzeitalter sind Technologie-Anbieter sogar ganz vorn mit dabei, wenn Entscheider aus Medienunternehmen miteinander sprechen, und setzen immer häufiger die Agenda, wie aktuell bei den 32. Medientagen in München, die sich mit mittlerweile mehr als 7000 Teilnehmern als „Europas größter Medienkongress“ verkaufen.

Das sind die drei Lieblingsthemen, die Technologie-Anbieter gegenwärtig intensiv in den Markt zu drücken versuchen, und ihr Potenzial aus Verlagssicht:

  • Künstliche Intelligenz – erlaubt aus Verlagssicht automatisierte Content-Produktion, die ein Autor/Redakteur nur noch veredeln muss
  • Virtuelle und augmentierte Realität – lässt die „flache“ Welt der Medien dreidimensional und leichter fassbar werden
  • Blockchain – steht für Sicherheit vor Fakes, auch im Umfeld der Medien.

Diese Themen dominierten nicht nur in den Reihen der über 80 Aussteller, sie waren auch überreichlich präsent in den Sessions des Kongresses: Die Anzahl der Panels von Anbietern der IT-Industrie, einschlägigen Beratern oder Agenturen ist gegenüber 2017 um über die Hälfte gestiegen.

Zweifellos sind Zukunftstechnologien wichtig und bieten hohe Potenziale, aber die Fragen drängen sich auf:

  • Braucht die Mehrzahl der Medienunternehmen diese Technologien dringender als alle anderen?
  • Bräuchten sie nicht viel dringender mehr Informationen über CRM-Software, Online-Marketing, Community-Building, Publishing-Systeme oder CMS und eine IT-Architektur, die das alles verbindet?

All diese Technologien helfen Verlagen bereits hier und heute schneller zu werden, besser zu werden, flexibler zu werden, Prozesskosten zu sparen und, ja, ein Stück aus der Atemlosigkeit des Branchenalltags herauszukommen. Noch längst nicht jeder Verlag hat bereits eine entsprechende Lösung im Einsatz. Und noch längst nicht jede Führungskraft weiß mit diesen Begriffen etwas anzufangen und ist entscheidungsfähig.

Kongresse sind aufwendig und teuer. Ohne Sponsoren sind Veranstaltungen wie die Medientage München nicht möglich. Dass Sponsoren ihre Bedingungen stellen, ist verständlich. Sie wollen etwas für ihre Marketing-Euros. Dass sie vorgefertigte Botschaften aussenden wollen, gehört mit zum Spiel.

Entscheider in den Verlagen sollten sich indessen gerade unter diesem Dauerfeuer an die Spielregeln erinnern – und daran, dass das Agenda-Setting ihre ureigene Spezialdisziplin ist. Das gilt auch für die Technologien, mit denen sie sich heute befassen.

Michael Lemster
ist buchreport-Autor und betreut als Fachredakteur die buchreport.de-Channel IT und Produktion & Prozesse. 

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