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»Logistik & Recht« nimmt komplexe Warenflüsse in den Blick

Der Schwerpunkt von Ausgabe 1 war in Zeiten stockender Lieferketten schnell ausgemacht: Herausgeber und Chefredakteur David Saive hat im September unter dem Dach der dfv Mediengruppe die erste Ausgabe des neuen Fachmagazins „Logistik & Recht“ publiziert. Es ist der 23. Titel im Verlagsbereich Fachmedien Recht und Wirtschaft. Das Hauptthema der Startausgabe war, recht naheliegend, „Lieferketten in Krisenzeiten“ und insbesondere, wie sie sich aufrechterhalten lassen. „Da haben wir uns natürlich mit Themen wie Höherer Gewalt auseinandergesetzt und wie man damit aus rechtlicher Sicht umgeht. Sie enthält aber auch einen Beitrag über das Völkerrechtliche Abkommen, das es ermöglicht hat, wenigstens etwas Getreide aus der Ukraine herauszubekommen“, schildert Saive, der Experte für die Digitalisierung des Außenhandels und des Transportsektors ist.

Experte für Logistikfragen: David Saive hat seine Dissertation zum Thema elektronisches Konnossement geschrieben, ein im Seehandel gebräuchliches Warenbegleit- und Wert‧papier. Sie wurde mit summa cum laude und dem Promotionspreis der Universität Oldenburg ausgezeichnet. (Foto: Tug & Tow)

„Logistik & Recht“ ist gedacht für die Entscheider in der Logistik und allen angegliederten Bereichen, sowohl aus Handelshäusern, aber auch aus Banken und Versicherungen sowie Juristinnen und Juristen. Die vierteljährlich erscheinende Fachpublikation soll dabei ganzheitlich aktuelle Themen rund um Handelswege und Lieferketten beleuchten. Dabei werden die Blicke nicht nur auf Rechtliches gelenkt: Berücksichtigt werden auch wirtschaftliche Aspekte sowie Fragen von Compliance, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. In der Premierennummer fand sich so zum Beispiel auch ein Artikel über den Kiel Trade Indicator, der die Im- und Export-Handelsströme von 75 Ländern und Regionen anhand von Schiffsbewegungen weltweit schätzt. Hinzu kommen konkrete Handlungsempfehlungen zu Rechtsfragen und Risiken für die tägliche Praxis.

Details zu den aktuellen Herausforderungen im Logistiksektor und zur Positionierung der Zeitschrift erläutert Saive im Interview.

Wieso ist es gerade jetzt Zeit für eine solche Zeitschrift?

Die Themen Lieferketten und Logistik stehen aktuell so stark im Fokus, wie es noch nie der Fall war. Seit der Corona-Pandemie und auch vor dem Hintergrund der starken Zunahme der Lieferdienste ist das Thema auch in der breiten Öffentlichkeit angekommen. Wenn die Logistik nicht rund läuft, knirscht es auch in der Wirtschaft und das wiederum wirkt sich auf unseren Wohlstand aus – diese Erkenntnis ist bei den Menschen angekommen. Ein eindrück­liches Beispiel war der Fall des Containerschiffes „Ever Given“ im vergangenen Jahr. Das hat vielen Verbrauchern klargemacht, was es bedeutet, wenn eine wichtige logistische Ader wie der Suez-Kanal für eine gewisse Zeit verstopft ist – für den Gütertransport und auch letztlich für unsere Versorgung. Aber auch die geopolitische Lage fordert die Logistik heraus.

Das globale Klima ist nicht freundlicher geworden …

Was derzeit in der Ukraine passiert, ist schrecklich. Auch hier schließen sich Fragen an, die den Logistiksektor umtreiben. Wir wollen informieren und unterstützen, weil die Branche an vielen Stellen herausgefordert ist. Gleichzeitig bringt derzeit aber wohl auch kein Wirtschaftszweig so viele Innovationen hervor wie die Logistik.

An was denken Sie da?

Gerade an Themen wie das Echtzeit-Tracking von Gütern und Containern, aber auch den zunehmenden Einsatz umweltschonender Transportmittel und Treibstoffe. Daneben ist die Digitalisierung ein Megatrend. Hier geht es insbesondere um digitale Frachtenbörsen und den digitalen Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten.

Welche rechtlichen Aspekte spielen bei diesen Themen mit rein?

Es gibt bei nahezu jedem Thema eine große Bandbreite von juristischen Fragestellungen, auf die wir Antworten liefern wollen. Mitunter geht es da um ganz elementare Dinge. Ein Beispiel: Jemand hat eine Idee für einen neuen logistischen Service, der auf den Markt kommen soll. Wie ist das vertraglich umzusetzen? Was ist zu beachten? Reicht es aus, die Allgemeinen Geschäftsbedingungen der Deutschen Spediteure so anzuwenden, wie sie sind? Oder müssen eigene Bedingungswerke geschaffen werden? Darf ich meinen Service überhaupt wie geplant anbieten oder muss ich dabei etwas beachten? Es gibt eben keine rechtsfreien Räume. Das gilt insbesondere im Rahmen der Digitalisierung. Wenn Sie einen neuen digitalen Service implementieren wollen, müssen Sie sich auch die Frage stellen, welche juristischen Implikationen das hat. In der kommenden Ausgabe im Dezember beleuchten wir etwa das Thema Paketlogistik. Dabei soll es unter anderem um das Tracking von Versandstücken gehen: Was sagt eigentlich der Datenschutz dazu? Auf solche Fragen der Zeit wollen wir Antworten liefern.

Leseranalyse LAE: Fachzeitschriften bleiben wichtigste Informationsquelle

Ganz akut steht das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) an, mit dem ab 2023 neue Pflichten auf Unternehmen zukommen. Sind diese vorbereitet?

Hier gibt es einen enormen Handlungs- und Beratungsbedarf. Es ist ein extrem großer bürokratischer Aufwand, den die Unternehmen da betreiben müssen. Entsprechend spielt das Thema in unserer Zeitschrift aktuell latent immer eine Rolle, gerade in den Beiträgen, die sich mit Compliance in Lieferketten auseinandersetzen. Die Implikationen dieser neuen Gesetzgebung werden uns noch länger beschäftigen. Das LkSG ist ja erst der Anfang.

Wo liegt die Alleinstellung der Zeitschrift?

Das, was wir mit „Logistik & Recht“ vorhaben, existiert bisher noch nicht. Wir wollen am Ende des Tages ein bisschen bunter sein als andere. Natürlich haben auch wir einen starken juristischen Anstrich, aber wir wollen uns nicht darin erschöpfen, Rechtsprechungen zu kommentieren. Wir wollen Themen sektorübergreifend bearbeiten. Das Interdisziplinäre steht im Vordergrund, weil letzten Endes ja auch die Logistik interdisziplinär ist.

Was genau ist damit gemeint?

Wir lenken den Blick auch auf wirtschaftliche Aspekte, auf Compliance, Nachhaltigkeit und Digitalisierung. Unsere Zeitschrift soll die Leserschaft mit konkreten Handlungsempfehlungen zu Rechtsfragen und Risiken beraten. Hinzu kommen umfassende Beiträge und Analysen zu den aktuellen Entwicklungen in Gesetzgebung und Rechtsprechung sowie Tipps für die tägliche Praxis. Ein Fachmagazin mit diesem Zuschnitt existiert bisher in der rechtswissenschaftlichen Zeitschriftenwelt nicht. Wir füllen eine Markt- und Informationslücke und komplettieren damit auch unser eigenes Portfolio.

Text/Interview Rainer Uebelhöde

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Dieser Beitrag ist zuerst erschienen im buchreport.spezial Recht Wirtschaft Steuern.

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