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Eine Frage des Engagements

Auf dem Feld der Zusatzsortimente spielen neben den Nonbook-Produkten auch Comics eine Rolle. buchreport sprach mit Wolfgang Strzyz (Foto), Comic-Buchhändler und verantwortlich für den Comic-Schwerpunkt auf der Frankfurter Buchmesse, über stagnierene Mangas und Helden mit Potenzial.

Ist das Potenzial von Comics im Buchhandel erschöpft oder gibt es noch Spielräume?
Bei den Mangas sind die Umsätze in diesem Vertriebskanal mittlerweile stabil und an der Wachstumsgrenze angelangt, weil die Boom-Jahre vorbei sind. Heute hat fast jede Buchhandlung ihr eigenes Manga-Regal. Im Bereich der klassischen Comics muss man wohl von Stagnation sprechen. Für Graphic-Novels, also Comics mit Stoffen für Erwachsene, wurden in letzter Zeit  einige Offensiven gestartet. Ich glaube aber kaum, dass damit im Buchhandel derzeit zweistellige Zuwächse erzielt werden.

Nicht unbedingt ein fröhliches Bild. Warum sollen sich Buchhändler in diesem Kontext überhaupt noch auf das Geschäft mit Co­mics einlassen?
Aus drei Gründen: Wer sich engagiert, kann seine Umsätze mit Comics verbessern. Eine gewisse Beratungskompetenz  sollte möglichst schon vorhanden sein, weil die Zielgruppe sich in der Regel im Genre sehr gut auskennt. Es macht überhaupt keinen Sinn, eine Mitarbeiterin aus der Reiseabteilung von heute auf morgen zur Comic-Verantwortlichen zu verpflichten, denn ohne persönliche Affinität ist kaum etwas auszurichten. Zum anderen beobachte ich einen Bewusstseinswandel. Anders als im Ausland werden Comics  immer noch nicht richtig ernst genommen. Das ändert sich aber zunehmend, weil die Berichterstattung in den Medien und vor allem die Akzeptanz in den wichtigen Feuilletons die Zahl der Buchkonsumenten wachsen lässt, die sich parallel auch für Comics interessieren. Und drittens sind Comics Produkte, mit denen selbst kleinere Buchhändler in der Nische Profilschärfe gewinnen können.

Analog zum sich formierenden Markt der E-Books werden auch bei den Comic-Verlagen E-Commerce-Szenarien heiß diskutiert. Welche Perspektiven hat der digitale Vertrieb?
E-Comics spielen bei uns derzeit noch keine große Rolle. Ich kann mir aber vorstellen, dass langfristig auf diesem Sektor viel passiert. In Japan, dem Mutterland der Mangas, wird damit schon Geld verdient. Wir sind davon noch sehr weit entfernt, weil vor allem die geeigneten Lesegeräte fehlen  beziehungsweise noch viel zu teuer sind. Wenn diese technischen Probleme auf der Seite der Hardware gelöst sind, könnten E-Comics für die nächste Generation der Manga-Leser auch in Deutschland tatsächlich eine Alternative sein. Im Bereich der klassischen Comic-Alben werden sich E-Comics aber wohl kaum durchsetzen. Albenleser denken eher traditionell.  

Die Fragen stellte Rainer Uebelhöde

Zur Person: Wolfgang Strzyz

ist als Comic-Buchhändler in Frankfurt aktiv. Seit der Gründung im Jahr 2000 ist er außerdem für die inhaltliche Gestaltung des Comic-Schwerpunktes auf der Frankfurter Buchmesse verantwortlich. 

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