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»Ein Ungleichgewicht, das unabhängige Läden in Bedrängnis bringt«

Die Bitten werden häufiger und dringlicher: Immer mehr Branchen und Einzelhandelsorganisationen schlagen bei der Politik Alarm und fordern Öffnungsperspektiven oder Erleichterungen für ihre Branche. 

Der jüngste Vorstoß kommt von der Kurt Wolff Stiftung, die einen offenen Brief an Kulturstaatsministerin Monika Grütters und die Kulturministerien der Bundesländer richtet. Thema: die schwierige Situation des Buchhandels im Lockdown während große Online-Händler und Lebensmittel-Discounter mit ihren Buchabteilungen Umsätze machen.

Das Schreiben im Wortlaut:

Sehr geehrte Frau Kulturstaatsministerin Prof. Grütters,
sehr geehrte Frau Staatsministerin Bauer,
sehr geehrter Herr Staatsminister Sibler,
sehr geehrter Herr Senator Dr. Lederer,
sehr geehrte Frau Ministerin Dr. Schüle,
sehr geehrter Herr Bürgermeister Dr. jur. Bovenschulte,
sehr geehrter Herr Senator Dr. Brosda,
sehr geehrte Frau Staatsministerin Dorn,
sehr geehrte Frau Ministerin Martin,
sehr geehrter Herr Minister Thümler,
sehr geehrte Frau Ministerin Pfeiffer-Poensgen,
sehr geehrter Herr Minister Prof. Dr. Wolf,
sehr geehrte Frau Ministerin Christine Streichert-Clivot,
sehr geehrte Frau Staatsministerin Klepsch,
sehr geehrter Herr Staatsminister Robra,
sehr geehrte Frau Ministerin Prien,
sehr geehrter Herr Minister Holter,

wir wenden uns im Namen der unabhängigen Verlage mit diesem Brief an Sie, da sich die Lage der unabhängigen Buchhandlungen in Deutschland gerade täglich verschlechtert. In Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt sind die Buchhandlungen während des 2. Lockdowns weiterhin geöffnet, dafür sind wir sehr dankbar, auch können mittlerweile in allen Bundesländern die Buchhandlungen zumindest als Abholstationen für so genannte Click & Collect-Services dienen, auch dies freut uns.

Dennoch sehen wir die Bibliodiversität, die literarische Vielfalt und die Vielfalt der Meinungen bedroht. Keinesfalls wollen wir uns dem Ruf nach rascher Öffnung aller Läden anschließen – denn wir glauben an die Notwendigkeit strikter Corona-Maßnahmen –, doch sehen wir zusehends ein Ungleichgewicht, das unabhängige Läden in den Innenstädten und mehr noch auf dem Land in Bedrängnis bringt.

Wie Sie, Frau Prof. Grütters, auf den wunderbaren Verleihungen des Deutschen Buchhandlungspreises immer wieder hervorheben, sind Buchhandlungen mehr als nur Verkaufsstellen – sie dienen der kulturellen und politischen Bildung vor Ort. Und gerade Kinderbücher erleben in den Tagen des Homeschoolings einen regelrechten Boom.

Zurzeit aber übernehmen große Online-Versender einen wichtigen Teil der Einzelhandelsumsätze, auch im Buchgeschäft. Ebenso verhält es sich mit Discountern, in denen die bislang eher klein gehaltenen Buchecken kontinuierlich ausgebaut werden – und dort sind Bücher, anders als in den Buchläden in den meisten Bundesländern, frei zugänglich.

Die meisten großen Unternehmen achten jedoch nicht auf die Qualität eines Buches, ebenso wenig interessiert sie die Vielfalt. Sie interessieren sich für den Gewinn am Produkt. Buchhändlerinnen und Buchhändler dagegen sind – angesichts der seit Jahrzehnten angespannten Lage auf dem Buchmarkt – ganz sicher nicht an materiellem Reichtum interessiert, wenn sie ihren Beruf wählen. An kulturellem Reichtum jedoch sehr wohl.

Sie alle vertreten in Ihren Ministerien die kulturelle Vielfalt. Sie alle kümmern sich tagtäglich mit großer Kraftanstrengung darum. Daher bitten wir Sie – im jetzigen und für zukünftige Lockdowns –, die Maßnahmen für Buchhandlungen in Ihrem Bundesland zu überdenken, bisherige Erleichterungen nicht zurückzunehmen und vielmehr darauf einzuwirken, dass der unabhängige Buchhandel sich auch in diesen schwierigen Zeiten in seiner Aufgabe bewähren kann: der kulturellen und politischen Bildung vor Ort zu dienen.

Leipzig, den 23.02.2021
Vorstand der Kurt Wolff Stiftung
Britta Jürgs
Leif Greinus
Jörg Sundermeier

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