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Ein großer kleiner Verlag

Nur ein halbes Dutzend Mitarbeiter arbeitet unter der Regie von Verleger Andreas Rötzer (Foto: Cordula Giese) für Matthes & Seitz. Dennoch steht der kleine Verlag in diesem Jahr im Rampenlicht, hat er doch den diesjährigen Buchpreis-Gewinner Frank Witzel hervorgebracht.
Die 50 bis 60 Neuerscheinungen im Jahr formierten einen intellektuell profilierten Auftritt, meint Helmut Mayer in der „FAZ“. 1977 war der Verlag Matthes & Seitz von Axel Matthes und Claus Seitz in München gegründet worden. Vor 11 Jahren ging die Leitung dann an Matthias Rötzer, der den Verlag in Berlin neu aufzog. 
Rötzer war zuvor als Buchhalter für den Verlag tätig und huldigt der Abteilung auch im Nachhinein: Die Buchhaltung sei das „Kanalisationssystem des Verlags“, ein unterirdisches System, das alles zusammenhalte und funktionieren müsse. Die roten Zahlen in den Nuller-Jahren führten Rötzer schließlich zu der Entscheidung, den Verlag mit einem KfW-Kredit und Berliner Wirtschaftsförderung 2004 in Berlin neu zu gründen. Nicht ganz sechsstellig fiel der Umsatz im ersten Jahr aus, zehn Jahre später liegt er beim mehr als Zehnfachen.
„Selbst anfängliche Skeptiker waren schnell eingenommen, als sie sahen, mit welchem intellektuellen, auch literarischen Spürsinn Rötzer sein Terrain erweiterte. Überdies mit professionell gemachten Büchern, samt exzellenten Vorschauen – und bestimmt auch mit tadelloser Buchhaltung“, charakterisiert Helmut Mayer den Verlag. Nur wenige der kleinen Verlage hätten es wie Matthes & Seitz geschafft, zu einem charaktervoll eigenständigen, gleichzeitig aber gut sichtbaren Programm zu kommen.
Eine weitere Vergrößerung des Programms plant Andreas Rötzer nicht. Er will die Felder Naturbeschreibungen, Philosophie, Religion, Wissenschaftsgeschichtliches und Zeitdiagnostisches, französische und russische Literatur weiterhin pflegen. „Man ist, schlägt man die Vorschau von Matthes & Seitz auf, ja immer noch erstaunt: In einer Verlagslandschaft, in der große Worte über den hohen Anspruch des Verlegens immer wieder gerne bemüht werden – und zwar vor allem dann, wenn dieser Anspruch wackelt –, steht Andreas Rötzer mit seinem Verlag für einen sehr seltenen Fall: Er macht’s einfach“, schließt Mayer.

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