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Ein Buch über zehn Euro hat es schwer

Der Walhalla-Verlag setzt neben E-Books auf Ausgaben fürs iPhone. Vorteile bietet die Technologie des Smartphones von Apple. Im Interview zieht Barbara Bayer (Foto), Rechtsanwältin und Redaktionsleitung Neue Medien bei Walhalla, eine Bilanz zum iPhone-Programm und beschreibt den Mehrwert der elektronischen Varianten.

Seit rund einem halben Jahr bietet der Regensburger Walhalla-Verlag seine Bücher neben der Printausgabe und der herkömmlichen E-Book-Fassung (im PDF-Format) auch zum Download im App Store von Apples iTunes-Store an: Gesetzessammlungen aus verschiedenen Rechtsgebieten sowie Fachratgeber aus den Bereichen Wirtschaft und Finanzen, Management und Marketing sowie Rhetorik und Kommunikation, die speziell für das iPhone und den iPod touch (MP3-Player mit ähnlicher Technologie wie das iPhone, aber ohne Mobilfunk-Funktionen) aufbereitet wurden; insgesamt 70 Titel können über den App Store auf die mobilen Geräte geladen werden.

Auf dem gesamten E-Book-Markt ist die erste Euphorie wieder verflogen. Wie lautet Ihre erste Bilanz für Ihr iPhone-Programm?
Als wir im Oktober 2008 mit den ersten Walhalla-Applikationen im App Store von iTunes gestartet sind, war das ein Experiment. Der Lifestyle-Ansatz von Apple schien uns ideal, um unser Konzept zu transportieren: Schon unsere Bücher bieten einen leichten Zugang zu schwergewichtigen Fachinhalten. Oftmals komplizierte Sachverhalte werden durch zahlreiche Zwischenüberschriften, Checklisten oder Praxistipps strukturiert und in einem baumförmigen Inhaltsmenü angeboten. Deshalb eignen sich unsere Texte besonders gut auch für die mobile elektronische Nutzung. Die Resonanz der User ist sehr gut. Walhalla bietet inzwischen mehr als 70 Ratgeber, Handbücher oder Fachtexte für iPhone und iPod touch an. Besonders beliebt sind Fachtexte für spezielle Berufsgruppen, weil Querverweise für schnelle Orientierung sorgen. Die iPhone- und iPod-touch-Technologie ist dafür wesentlich besser geeignet als jene eingeschränkten Formate von anderen, bisher auf dem Markt befindlichen Readern.

Inwiefern?
Der Nutzen der Apple-Geräte liegt in ihrem technologischen Vorsprung gegenüber anderen Lesegeräten, die für Fachtexte zur Zeit noch weniger geeignet sind. Auch die Verbreitung von iPhone und iPod touch ist deutlich höher. Wirtschaftsbücher bzw. Fachinformationen werden häufig selektiv gelesen. Hier unterstützt die technische Aufbereitung der Walhalla-Titel im App Store. Sie enthalten Verlinkungen sowie Lesezeichen und eine Suchfunktion, die mit einem üblichen E-Book-Reader nicht aufzurufen sind.

Die Preise Ihrer Apps liegen in einer Spanne zwischen 3,99 und 9,99 Euro, sind also deutlich günstiger als die Printfassungen. Keine Angst vor Kannibalisierung?
Man kann Buch- und iPhone-Angebote nicht unbedingt miteinander vergleichen. Auch wenn die Titel ähnlich sind, verbirgt sich hinter den mobilen Applikationen
zumeist eine geringere Datenmenge, die allerdings mit Zusatznutzen versehen ist. Wir glauben deshalb nicht, dass ein iPhone-Text unsere gedruckten Ausgaben überflüssig macht. Vielmehr sehen wir die Applikation als Ergänzung zur gedruckten Ausgabe. Richtig ist allerdings: Ein Buch über 10 Euro dürfte sich im App Store sehr schwer verkaufen, weil ganz offensichtlich das gedruckte Werk wertvoller eingestuft wird. Wir sehen dieses Angebot ausschließlich als weiteren Verwertungsweg.

Wie geben Sie den elektronischen Fassungen einen Mehrwert gegenüber den Printbüchern?
Wir beschäftigen uns sehr intensiv mit dieser Frage. Ziel ist dabei immer, den Usern durch weitergehende Funktionen einen Mehrwert zu bieten, der auf unser Kerngeschäft verweist. Wir denken über Zusatztexte nach, die im Buchformat nicht darzustellen wären. Aktuell bereiten wir ein Angebot vor mit Audio-Files und Video-Sequenzen, die wichtige inhaltliche Ergänzungen bedeuten könnten. Auch Lernprogramme sollen unser Angebot erweitern, um die Fachinformation zu intensivieren.

Welchen Umsatzanteil wollen Sie mittelfristig elektronisch mit solchen iPhone-Titeln erwirtschaften?
Der Anteil am Gesamtumsatz ist marginal und wird es wohl auch bleiben. Aussagen über die zukünftige Entwicklung des App Store sind nicht zu machen. Wir entwickeln für diese Plattform, weil es Spaß macht und eine schöne Herausforderung neben der alltäglichen Arbeit ist. Und wir gehen davon aus, dass der Aufwand auch auf andere Lesegeräte oder Plattformen übertragen werden kann, wenn deren technische Angebote nachentwickelt wurden.

Die Fragen stellte Daniel Lenz

Ein Artikel aus dem buchreport.magazin August, Spezial-Heft Recht Wirtschaft Steuern

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