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Ein Abschied für immer, Herr Schädel?

Mirko Schädel hat dem Buchhandelsvertrieb den Rücken gekehrt. Der Verleger der Achilla Presse beliefert seine Kunden künftig nur noch direkt. Im Interview mit buchreport erklärt der Verleger, warum er glaubt, ohne das Sortiment auskommen zu können.

Haben Sie Ihren Abschied schon bereut?
Nein, keineswegs, ich packe jetzt zwar die Pakete selbst, aber dafür lerne ich meine Kunden und deren Bedürfnisse kennen. Es ist ja nicht so, dass der Buchhandel mein Feind wäre, ich liefere auch weiterhin an die kleinen, unabhängigen Buchhändler, nur der Zwischenbuchhandel und seine Bedingungen sind für mich indiskutabel.

Gibt es nicht auch positive Entwicklungen, z.B. die Zusammenarbeit der Mayerschen mit kleineren Verlagen?
Davon habe ich noch nichts gehört, stattdessen hörte ich von dem Versuch von Thalia, sogenannte Partnerverlage aus der Kleinverlagsszene zu gewinnen. Die Bedingungen sind volles RR, 50% Rabatt; wer sich dafür hergibt, kann einem nur leidtun.

Warum glauben Sie, ohne den Buchhandel auskommen zu können?
Weil ich die letzten Jahre gesehen habe, wie der Buchhandel, alle Dienstleister, meine Autoren, Übersetzer und Illustratoren sämtlich ihr Geld gesehen haben. Ich bin der einzige Beteiligte in dieser langen Kette der Herstellung eines Buches bis zum Handel, der daran überhaupt keinen Cent verdient hat und sich bis heute nicht einmal ein Honorar von 400 Euro bezahlen konnte.

Wie sprechen Sie künftig Ihre Kunden an?
Ich plane einen reinen Publikumsprospekt für meine Endkunden und einen kompletten Neuauftritt im Internet, darüber hinaus werde ich mich selbst mit den Büchern auf Märkten präsentieren.

Was muss sich ändern, damit Sie in den Buchhandel zurückkehren?
Ich bin ja nicht weg, meine treuen Kunden bekommen weiterhin einen Rabatt von 33,3% und werden von mir direkt portofrei beliefert. Ich rechne damit, dass ich wesentlich weniger Bücher verkaufen werde, aber diese wenigen dann immerhin mit einer anständigen Gewinnspanne, so dass sich der Verlag selbst tragen kann. Ich glaube nicht, dass ich mich noch einmal in die Niederungen der aktuellen Buchvermarktung begeben werde. Ich mache ganz bewusst Bücher für ein kleines, überschaubares Publikum, dazu brauche ich nicht den ganzen parasitären Apparat des professionellen Buchhandels, so wie er heute verstanden und praktiziert wird.

Zur Person: Mirko Schädel

1967 geboren, Ausbildung zum Schriftsetzer in Düsseldorf und zum Fotosetzer in Oldenburg, an­schließend in Hamburg als Layouter und Grafiker für verschiedene Zeitschriftenverlage tätig. Gründete 1990 zusammen mit Axel Stiehler die Achilla Presse, deren alleiniger Geschäftsführer er seit 2000 ist. Am Verlagssitz in Stollhamm auf der Halbinsel Butjadingen eröffnete er 1997 Deutschlands erstes Krimi-Mu­seum auf 175 qm in einem ehemaligen Pferdestall mit einer Sammlung von 5000 Büchern deutschsprachiger Kriminalliteratur. Heute ist er vor allem in der Herstellung und Gesamtkonzeption von Büchern und als Berater von Verlagsgründungen tätig.

Kommentare

1 Kommentar zu "Ein Abschied für immer, Herr Schädel?"

  1. Glückwunsch zu einer solchen Entscheidung.

    Wer für seine Kunden Bücher machen will, muss seine Kunden auch kennen. Und da ist der direkte Weg sicherlich eine gute Handlungsoption.

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