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Dumping schlägt ins Kontor

Im saisonalen Kalendergeschäft gelten besondere Regeln: Die Zeitansagen für die Wand spielen eine wichtige Rolle als Stabilisator im volatilen Buchgeschäft, sind aber nicht preisgebunden. Große Onliner, allen voran Amazon, fahren mit den attraktiven Produkten verschärft heiße Dumpingkampagnen. Der Arbeitskreis Kalenderverlage im Börsenverein macht sich deshalb für eine Preisbindung für Kalender stark. Hintergründe und Details:

  • „Während sich der stationäre Buchhandel bis auf wenige Ausnahmen an die unverbindlichen Preisempfehlungen der Verlage hält, drehen die Onliner, allen voran Amazon, kräftig an der Schraube und schwächen damit unseren wichtigsten Vertriebspartner und das ganze Geschäft“, erklärt Jürgen Horbach, Chef des Marktführers KV&H und Initiator des Vorstoßes.
  • Der Initiative haben sich rund 30 Verlage angeschlossen, als nächster Schritt stehen Gespräche mit Verbandsjustiziar Christian Sprang an.
  • Unter dem Preisbindungs-Sammelrevers waren Kalender bereits preisgebunden. Laut Preisbindungstreuhänder Dieter Wallenfels war der Gesetzgeber auch dazu bereit, Kalender in das 2002 implementierte Preisbindungsgesetz einzubinden. Horbach: „Damals wollten viele Verlage das nicht. Die Preiskämpfe haben die Meinung aber entscheidend verändert.“
  • Knackpunkt: Die Kalenderverlage brauchen ab Anfang des Jahres die Möglichkeit des Abverkaufs der Altbestände der abgelaufenen Saison. „Dann muss man die Preisbindung für diese Produkte aufheben. Das kann man aber einfach regeln, indem man für die Edition zum Jahresende eine entsprechende Frist setzt“, argumentiert Horbach.

Kommentare

5 Kommentare zu "Dumping schlägt ins Kontor"

  1. Eine genervte Leserin | 20. Oktober 2014 um 14:51 | Antworten

    Warum eine Preisbindung nur für Kalender? Warum nicht auch für Duftkerzen? Bitte mutiger werden: Preisbindungen für Geschenkpapier, Massageöle etc. Vielleicht sollten Kunden gezwungen werden, nur bei zugewiesenen Buchhandlungen zu kaufen. Warum dann nicht auch gleich monatliche Mindesteinkaufsbeträge fordern? Und diese dann monatlich abbuchen á la GEZ?

  2. Der Markt hat sich verändert. Heutzutage kaufen sich viele Kalender allenfalls noch als Wandschmuck und nicht mehr als Gebrauchsgegenstand, es gibt ja Smartphones. Und wer Amazon nicht mag, sollte selbst mit Qualität punkten, denn mit Rezepten von gestern löst man Probleme der Zukunft nicht.

  3. Zurück in die Steinzeit! Nicht die Preisbindung für Kalender gehört eingeführt, sondern die Preisbindung für Bücher abgeschafft! Der Artikel sagt es deutlich: Man fürchtet die Konkurrenz von Amazon – und die will man auf gesetzlichem Wege ausschalten. Liebe Verlage, fällt euch nichts Besseres ein!?!?! Staatliche Reglementierungen lösen keine Konkurrenzprobleme – im Gegenteil: Sie schaffen neue. Verleger, fragt lieber, was die Kunden wollen, anstatt zu gucken, was die Konkurrenz tut. Kalender gibt es heute in einer Preislage zwischen 1,99 EUR bis ca. 100 EUR im Handel. Und bei der starken Konkurrenz und dem Überangebot, das regelmäßig ab Mitte Januar in allen Läden (Kaufhäuser eingeschlossen) zu besichtigen ist, sollten die Verlage froh sein, wenn Amazon überhaupt Kalender mit abverkauft, die nachher nicht im Ramsch oder in der Altpapierpresse landen.
    Oder, andere Möglichkeit: Viel einfacher, als die Preisbindung für Kalender wäre es doch, wenn die Verlage bestimmte Produkte, die sie gerne hochpreisig verkaufen möchten, gar nicht an Amazon ausliefern. Dann hätten die Kunden tatsächlich einen Grund, woanders zu kaufen, weil spezielle Produkte mit Exklusivitätscharakter eben nur in dieser oder jener besonderen Buchhandlung zu bekommen sind. Exklusivität für Premiumprodukte – das müssen Verleger erst mal lernen, im Kundenbewusstsein aufzubauen und über den Handel umzusetzen. Eine Preisbindung hilft jedenfalls nicht dabei. Das ist das typische Buch-Branchendenken, das in die Mottenkiste gehört.

  4. Warum sagen die Verlage nicht, was sie wirklich wollen? Hier geht es nicht um die Preisbindung für Kalender – schließlich wollen sie diese am Ende des Jahres selbst zu Schleuderpreisen raushauen. Es stört sie nur, dass Amazon Rabatte gibt. Dabei könnte doch jeder findige Buchhändler selbst tolle Preisaktionen mit Kalender machen. Zum Beispiel: Die „Kalenderwoche“ – wer einen Kalender in dieser Zeit im Laden kauft, bekommt 20 % Rabatt. Das Problem ist nämlich nicht, dass Amazon den Buchhändlern schadet, sondern dass die Buchhändler durch die Buchpreisbindung einfallslos geworden sind. Wer jahrelang nicht mit Preis-Marketing oder generell mit Marketing zu tun hatte, schaut sich in dieser veränderten Welt nur noch staunend um und geht dann unter.

    • Super, ich stimme Ihnen 100% zu: Die Buchhändler sind aufgrund der Buchpreisbindung einfallslos geworden, weil sie an „Preis-Marketing“ nicht gewöhnt sind. Das trifft allerdings auf die Verleger genauso zu! So ist es Ihnen z.B. nicht gelungen, hochpreisige Sonderausgaben von Lexika (Immendorff-, Baselitz-Ausgabe usw.) als echte „Wertanlagen“ und Premium-Produkte zu verkaufen. Alle haben massiv an Wert verloren, keiner hat zugelegt.
      Bei Büchern geht anscheinend nur „billig“. Nicht mal Preiserhöhungen, die mit der Inflation Schritt halten, kriegt die Branche hin. So dass die Gewinnmargen weiter in den Keller rutschen. Gut, dass Sie auf die psychologische Wirkung der Preisbindung hingewiesen haben!!! Der Umgang mit Preisen und Geld in der Buchbranche wirkt auch bei Kunden mittlerweile „antiquiert“. Es fühlt sich so „staubig“ an, eine Buchhandlung zu betreten – keine Sonderangebote, keine speziellen Verkaufsaktionen, nichts.

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