buchreport

Der Klub der netzaffinen Dichter

Alexander Braun studierte Wirtschaftswiss.
in der Schweiz und absolvierte das Management
Development Program bei Bertelsmann in
London. 2008 gründete er quillp.com.

Die Buchbranche ist mitten im Umbruch. In der digitalisierten und vernetzten Medienwelt git es, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Frankfurter Buchmesse startet gemeinsam mit buchreport eine Serie, die einen Überblick über die globalen Entwicklungsperspektiven der Kreativindustrien weltweit sowie interessante Modelle aus dem klassischen Buchgeschäft gibt. Nach einem Ausflug auf den chinesischen Buchmarkt folgt die deutsche Avantgarde. Teil 4: Das Portal Quillp.com bringt Leser, Autoren und Verlage zusammen, mit dem Ziel, das Potenzial von Manuskripten auf der breiten Basis einer Community zu testen, um dann über die weitere Vermarktung zu entscheiden.

Das Portal quillp.com wurde Anfang 2008 ins Leben gerufen. Nachdem Alexander Braun, der bis 2007 die Internetaktivitäten des kanadischen Club-Geschäfts von Bertelsmann leitete, und der Technologieentwickler Rolf Eggenberger die Anschubfinanzierung des Portals aus eigener Tasche geleistet haben und erste Investoren gewinnen konnten, soll die derzeitige Test-Phase mit einigen Tausend Nutzern bald abgeschlossen sein. Zum Jahresende soll quillp.com in größerem Stil vermarktet werden.

Dass Bücher, Lesen und Community gut zusammenpassen, zeigen bereits verschiedene Ansätze: Beispielsweise die 2005 gegründete internationale Plattform librarything.com mit über 700.000 Mitgliedern, die dort bisher über 43 Millionen Bücher katalogisiert und zur Diskussion präsentiert haben. Oder die in Deutschland Ende 2006 gestartete Holtzbrinck-Tochter lovelybooks, die bis dato immerhin über 20.000 registrierte Nutzer mit 6,8 Millionen Büchern verfügt und sich hierzulande als führende Literatur-Community bezeichnet.

Seit Anfang 2008 mischt mit quillp.com ein weiteres Portal mit. In der Schweiz beheimatet, akzentuiert es viel deutlicher den Vertriebsaspekt und positioniert sich näher bei den Buchverlagen. Ähnlich wie bei last.fm im Musikbereich können Bücherfans Profile mit ihren Lieblingsbüchern anlegen und durch die automatische Verknüpfung im System Leser mit ähnlichen Interessen finden, mit denen sie sich austauschen und von denen sie gezielte Lesevorschläge erhalten können. Autoren, die sich angesichts der bei den Verlagen überschwappenden Flut von unverlangt eingesandten Manuskripten wenig Hoffnung auf eine Print-Veröffentlichung machen oder hohe Druckkostenzuschüsse ablehnen, können ihre Texte auf der Seite kostenlos publizieren und vermarkten.

Was online häufig gelesen wird, kann bald bei einem Verlag erscheinen
Mit Kritik an der herkömmlichen Verlagspraxis, bei der „viele Talente nicht identifiziert“ würden, präsentiert sich Quillp als Möglichkeit, das Potenzial von Texten in einer breiteren Öffentlichkeit zu testen und so die Evaluation von Manuskripten zu „revolutionieren“ – mit der Option, dass ein auf der Plattform häufig gelesener Text schließlich doch bei einem Verlag erscheint. Geplant ist außerdem ein Vertrieb der Texte als Digitaldruck oder E-Book.

Um bereits innerhalb von zwei Jahren schwarze Zahlen zu schreiben, setzt das junge Unternehmen auf mehrere Erlösquellen:

  • Affiliate-Sales (Verkaufsprovisionen von Amazon).
  • Ähnlich wie bei Xing sollen kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaften angeboten werden (die z.B. einem Autor ermöglichen, eine direkte Beziehung zu seinen Lesern aufzubauen).
  • Direktverkäufe von E-Books oder Print-on-Demand-Ausgaben der auf dem Portal gespeicherten Texte.

Daniel Lenz

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