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Den großen Onlineportalen Paroli bieten

In der vergangenen Woche haben die Fachausschüsse des Börsenvereins getagt und u.a. über die Erweiterung von libreka! um den Vertrieb elektronischer Bücher diskutiert. Im Interview äußert sich MVB-Chef Ronald Schild (Foto Rolf Oeser) über die kontroverse Diskussion in Frankfurt.

Mit Blick auf die Erweiterung von libreka! um den digitalen Vertrieb drücken Sie in Ihrem jüngsten Blog-Eintrag ganz schön aufs Tempo: „Die Zeit wird knapp: Das Zeitfenster, um die vielfältigen Strukturen des Buchhandels auf den E-Content-Markt zu übertragen, könnte sich schnell schließen.“ Warum die Eile?
 Es war schon immer Ziel E-Commerce über libreka! anzubieten. Das ist in der Öffentlichkeit in der ersten Phase von libreka! – auch weil wir Schwierigkeiten hatten, auf eine  stattliche Titelzahl zu kommen – ein  bisschen in den Hintergrund getreten.  Jetzt haben wir rund 24.000 Titel im System, der privilegierte Zugang für Buchhändler ist in  greifbarer Nähe – und damit ist es an der Zeit, sich rasch dem nächsten Thema zu widmen. Ich mahne nicht zu Eile, aber in Anbetracht der Diskussionen und Entwicklungen in der Branche haben sich die Erwartungen in Bezug auf die Geschwindigkeit geändert.
 
Dem Thema, bei dem es im Sortimenter-Ausschuss in der vergangenen  Woche schon kontroverse Diskussionen gab.
Es gab vereinzelt Stimmen, die forderten, dass libreka! beim Vertrieb der Texte als Plattform gar nicht in Erscheinung treten solle, sondern der E-Commerce ausschließlich über die Webseiten der Buchhandlungen  laufen soll. Am Ende haben sich aber sowohl der Sortimenter-Auschuss  als auch die Verleger dafür ausgesprochen, dass wir libreka als zentrale Plattform nutzen, um den großen Onlineportalen Paroli bieten zu können.
 
Ist der Zeitplan (Start zur Buchmesse 2008) noch einzuhalten?

Wir wollen schauen, dass wir zur Frankfurter Buchmesse zumindest einen Prototyp vorstellen. Wie schnell wir  sind, hängt davon ab, wie schnell uns die Verlage ihre Zustimmung geben, ihre Titel auf elektronischem Wege über libreka! zu vertreiben. In den kommenden  Wochen verschicken wir die Vertragserweiterungen, mit denen der  Vertrieb der elektronischen Texte über libreka! geregelt wird.
 
Wo gibt es bis zur Messe noch besonderen Handlungsbedarf?

Zum einen bei der Herstellung und Datenaufbereitung – da wird sich  hoffentlich mit dem E-Pub-Format ein gemeinsamer Nenner ergeben. Zum anderen bei der Rechteklärung und Preisfindung: Die Rechte einzuholen, dürfte für die Verlage inzwischen kein Problem mehr sein; die Preisfindung ist weitaus schwieriger, weil es ganz unterschiedliche Ansätze gibt. Die einen sind für eine Preisgleichheit, bei der der  Preis für das gedruckte Buch aufs Internet übertragen wird, die anderen wollen das elektronische Buch günstiger anbieten. Solange E-Books nicht der Preisbindung unterliegen – was jetzt noch einmal geprüft werden soll –, liegt die Preisbildung letztlich ohnehin im Verantwortungsbereich der Händler.
 
Das größte Streitthema ist weiterhin DRM?
Darüber haben wir in der vergangenen Woche ebenfalls gesprochen. Ich plädiere für psychologische statt technische Barrieren, also für eine Wasserzeichen-Lösung. Wenn der Nutzer seinen Namen und seine E-Mailadresse hinterlegt, ist die Abschreckung, die Bücher illegal zu verbreiten, groß genug. In der Hörbuch- und Musik-Branche geht der Trend ebenfalls in diese Richtung. Es gibt viele Verleger, die das ebenso sehen.

Die Fragen stellte Daniel Lenz.

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