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Das passiert, wenn Maschinen Geschichten schreiben

Chatbots, künstliche Intelligenz, Machine Learning: Die Trendthemen der Tech-Welt machen auch vor der Buchbranche nicht halt. Mit Hilfe von Softwarelösungen werden die Inhalte von Büchern analysiert und Klappentexte und Schlagworte automatisch vergeben. Doch was passiert, wenn die Maschinen anfangen, ins Geschichtenschreiben einzugreifen?

In der tagesaktuellen Berichterstattung sind Programme, die automatisiert einfache, standardisierte Texte (Wetterbericht, Sportergebnisse) schreiben, schon länger im Live-Test, u.a. ließ die „Washington Post“ bei den Olympischen Sommerspielen in Rio 2016 eine eigenproduzierte Software Ergebnisse und den aktuellen Medaillenspiegel (nicht immer fehlerfrei) vermelden. 

In zwei Projekten wurde jetzt in kleinem Maßstab ausprobiert, was passiert, wenn man Algorithmen auf komplexere Geschichten ansetzt und sie dann Autoren an die Seite stellt:

Botnik, eine Gruppe von Autoren, Künstlern und Software-Entwicklern hat ein Programm geschaffen, mit deren Hilfe dann ein neues Kapitel für „Harry Potter“ geschrieben wurde. Das Programm hat dabei Worte vorgeschlagen, die – auf Basis der gelernten Muster aus den echten Harry-Rotter-Romanen – als nächstes folgen könnten. Die finale Auswahl traf der menschliche Partner. Künstliche Intelligenz (das sagen auch die Macher) ist das also nicht. Das Ergebnis des Experiments: Die Grammatik ist akzeptabel, Plot und Inhalt dagegen stark verbesserungswürdig (wer sich selbst überzeugen will: hier gehts zum Text).

Autor Stephen Marche hat getestet, ob seine Geschichten besser werden, wenn er sich von einem Algorithmus beim Schreiben unterstützen lässt. Dazu hat er auf die Arbeit von Adam Hammond und Julian Brooke zurückgegriffen, die einen Algorithmus namens SciFiQ entwickelt haben, der strukturelle und stilistische Details von Texten analysieren kann. SciFiQ wurde mit Marches 50 Lieblings-Science-Fiction-Geschichten gefüttert. Auf Basis dieser Daten bekam Marche dann stilistische Richtlinien fürs Schreiben sowie Themen, die er behandeln sollte. Durch eine Schnittstelle erhielt er zudem beim Schreiben Hinweise, inwieweit die Eigenschaften seines Textes mit denen seiner Lieblingsgeschichten übereinstimmten (unter anderem empfahl ihm SciFiQ das Wort „scarlet“ durch das weniger elaborierte „rot“ zu ersetzen). Die so entstandene Story wurde bei „Wired“ veröffentlicht; Fußnoten zeigen, an welchen Stellen der Algorithmus eingegriffen hat.

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