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Céline-Manuskripte: Krimi der französischen Literaturgeschichte

Die Herkunftsgeschichte des Werks ist spektakulär: Als Louis-Ferdinand Céline (1894–1961), bedeutender französischer Schriftsteller sowie Kollaborateur und Antisemit, im Juni 1944 aus Paris nach Deutschland floh, ließ er in seiner Wohnung Manuskripte zurück, deren Verlust er später immer wieder beklagte. Erst 2021, 60 Jahre nach seinem Tod, tauchten Tausende handgeschriebene Seiten wieder auf. Der Journalist Jean-Pierre Thibaudat besaß sie seit den 1980ern – mit der Vorgabe, sie erst nach dem Tod von Célines Witwe zu enthüllen. Die Erben wollten den Autor im Nachgang wegen Hehlerei anklagen, die Streitigkeiten wurden aber beigelegt.

Gallimard veröffentlicht aus dem Fund jetzt sukzessive unbekannte Werke in der „Collection Blanche“. Nachdem im Frühjahr bereits „Guerre“ (dt: „Krieg“) erschienen ist, folgte jetzt im Oktober die Fortsetzung „Londres“ („London“), die direkt auf Platz 2 der französischen Belletristik-Bestsellerliste eingestiegen ist.

Der Roman handelt von dem Brigadier Ferdinand, der in „Guerre“ die Flandernschlacht im Ersten Weltkrieg schwer verwundet überlebte und sich schließlich nach London aufmachte. Hier setzt „Londres“ an: Ferdinand kommt in die verrufenen Viertel der britischen Hauptstadt mit Zuhälterei, Schmuggel und Gewalt. Wie auch „Guerre“, von dem laut Marktforscher GfK bislang 163.000 Exemplare verkauft wurden, weist „Londres“ autobiografische Anleihen auf.

Der Verwahrer der Manuskripte, Jean-Pierre Thibaudat, schildert indes in „Louis-Ferdinand Céline, le trésor retrouvé“ (Allia) die Hintergründe des literarischen Funds.

Internationale Bestseller im Blick

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