buchreport

Bücher für den Einkaufswagen

Qu Bo, Jahrgang 1959, studierte Maschinenbau
und EMBA. Nachdem er elf Jahre als Beamter
gearbeitet hatte, machte er sich 1997 als
privater Verleger selbstständig.

Die Buchbranche ist mitten im Umbruch. In der digitalisierten und vernetzten Medienwelt git es, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Frankfurter Buchmesse startet gemeinsam mit buchreport eine Serie, die einen Überblick über die globalen Entwicklungsperspektiven der Kreativindustrien weltweit sowie interessante Modelle aus dem klassischen Buchgeschäft gibt. Zum Auftakt ein Ausflug auf den chinesischen Buchmarkt. Teil 2: Der Tangmark Verlag hat wegen Distributionsschwächen des Buchhandels ein Shop-in-Shop-Modell für den Nebenmarkt entwickelt, der mit einer umfangreichen Eigenproduktion versorgt wird.

Tangmark wurde 2003 von Qu Bo als privates Publishing- und Distributions-Unternehmen gegründet, das gezielt für Hypermärkte in China Bücher produziert.

Nicht jede Innovation beginnt mit neuer Technologie. Qu Bo, der Verleger von Tangmark, war enttäuscht von dem Distributionssystem der chinesischen Buchbranche. Dies war der Auslöser, als er vor fünf Jahren begann, Hyper- und Supermärkte als Distributionskanal für seine Bücher zu nutzen.

Seit 2003 verlegt Qu Bo ausschließlich Bücher für Supermärkte und hat auch den Vertrieb bis hin zum Point of Sale durchorganisiert. Inzwischen hat Tangmark über 2.000 Direktverkaufsstellen als eine Art Shop-in-Shop in über 40 chinesischen großen und mittelgroßen Städten aufgebaut. Tangmark liefert unter anderem Bücher an die Filialen von WalMart, Carrefour, Auchan und Tesco.
Verleger, die Supermärkte als Distributionskanal nutzen, gibt es auch in China viele. Das Besondere an Tangmark ist, dass Qu Bo Bücher ausschließlich für Supermärkte verlegt und diese zu seinem eigenen „Buchmarkt“ systematisch aufbaut.

Große Professionalität der Hypermarkt-Ketten

Den größten Vorteil sieht Qu Bo in der Professionalität der Hypermarkt-Ketten, die er im Buchhandel vermisst. Vor allem der sichere Zahlungseingang sei ein Vorteil, denn: „Das Zahlungsziel ist ein riesiges Problem in der chinesischen Buchbranche.“ Die Hypermärkte mit einer Verkaufsfläche von 5.000 bis 10.000 Quadratmetern sorgen für eine Frequenz von täglich 15.000 Kunden. Zudem ist es möglich, über die Bestückung der eigentlichen Buchfläche hinaus auch eine themenorientierte Zweitplatzierung vorzunehmen – beispielsweise die Platzierung eines vegetarischen Kochbuchs in der Obst- und Gemüse-Abteilung.

Das Geschäft von Qu Bo hat mittlerweile folgende Dimensionen erreicht:

Bei Tangmark produzieren 100 Mitarbeiter die Bücher, und zwar 600 Titel pro Jahr.

  • Das Programm reicht von internationalen und chinesischen Klassikern über Kinderbücher bis hin zu Ratgebern wie Schönheits- und Gesundheitspflege und Kochrezepten.
  • Jeder Titel hat eine Mindestauflagenhöhe von 100.000 Exemplaren.
  • Im Vertrieb kümmern sich allein um die 62 Stores in Peking 110 Vertriebsleute.
  • Hinsichtlich seines jährlichen Umsatzes bleibt Qu Bo vage, spricht von „einer neunstelligen Zahl“, also einem dreistelligen Millionen-Umsatz (in Euro) und kräftigen Wachstumsraten: Der Tangmark-Umsatz verdoppele sich von Jahr zu Jahr. Trotz des hohen Titelausstoßes: Eine Backlist baut sich für den Verlag aus der hohen Titelzahl nicht auf. Die Tangmark-Titel haben wie viele chinesische Bücher nur ein kurzes Leben von ungefähr einem Jahr. Da färbt das Supermarkt-Umfeld schließlich auf den Verleger ab, der: Seine Bücher seien eben wie der in den Märkten angebotene Chinakohl „immer frisch“.

Jing Bartz, Leiterin des Buchinformationszentrums BIZ Peking der Frankfurter Buchmesse

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