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Braucht man Kopierschutz, Herr Haentjes?

Auch bei den Buchtagen in Berlin war DRM ein zentrales Thema in den Gesprächen der Verleger und E-Book-Distributeure. Edel-Chef Michael Haentjes kennt die Erfahrungen der Musikindustrie – und ist für den Schutz.

Wie beliebt ist das sogenannte Digital-Rights- Management in der Musikbranche?
Da muss man differenzieren: Sofern man unter diesem Stichwort die Software versteht, die früher auf physische Datenträger wie CDs aufgespielt wurde, um illegales Kopieren zu verhindern, ist es wegen technischer Unzulänglichkeiten gescheitert. Wenn man darunter aber einen Kopierschutz für digitale Musikdateien versteht, wird es in Internetstores sehr erfolgreich eingesetzt.

Kritiker des Kopierschutzes fordern, bei E-Books darauf zu verzichten…
Ich halte es grundsätzlich für absolut notwendig, dass digitale Ware, egal ob Musikdateien oder Bücher, kontrollierbar bleiben und nicht einfach frei im Markt herumwandern können.

Aber die Gegner des Kopierschutzes kritisieren, dass er den Kauf digitaler Produkte für die Kunden kompliziert macht…
Aber der erfolgreichste Internetstore iTunes beweist doch das Gegenteil. Da arbeitet Apple mit Kopierschutz und es ist für die Kunden gar nicht kompliziert, dort Musikdateien oder E-Books herunterzuladen. Daran sieht man, dass es beim Kopierschutz entscheidend darauf ankommt, dass man über eine geeignete Technik verfügt.

Aber ist es aus Sicht der Kunden nicht ein Nachteil, dass sie die Dateien nicht auf andere Geräte als die von Apple überspielen können?
Das ist zunächst einmal aus Sicht von Apple nicht kritisierenswert, denn es hält den Kunden im eigenen System. Auch aus Sicht der Rechteinhaber ist das zu begrüßen. Zugegeben: Aus Sicht der Kunden könnte das ein Nachteil sein, aber der Erfolg von iTunes legt nicht gerade den Schluss nahe, dass das für die Mehrzahl der Käufer eine große Rolle spielt.

Kritiker des harten Kopierschutzes empfehlen stattdessen das sogenannte digitale Wasserzeichen. Eine echte Alternative?
Nein, das glaube ich nicht, denn das digitale Wasserzeichen nützt mir als Rechteinhaber gar nichts im Hinblick auf die Vergütung. Ich kann mit seiner Hilfe zwar erkennen, dass eine Datei von mir stammt, aber davon habe ich nichts, wenn die Datei kostenlos im Netz kursiert.

Zur Person: Michael Haentjes

1956 in Köln geboren, studierte Musikwissenschaft und arbeitete als Redakteur bei der Musikzeitschrift „Fachblatt“. 1979 ging er als Assistent des Geschäftsführers zu WEA. 1984 stieg er zum General Manager von Warner Home Video auf. 1985 übernahm er die Marketingleitung bei Teldec. 1986 gründete er in Hamburg Edel music. Seit 1998 ist das Unternehmen börsennotiert. Haentjes ist Alleinvorstand der AG, die heute Plattenfirma, Fertigungsbetrieb für Datenträger, graphischer Grossbetrieb und seit kurzem im Buchgeschäft aktiv ist, unter anderem als Mutterkonzern von Moewig und Mehrheitsgesellschafter von Zabert Sandmann.   

Foto: Edel AG

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