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Besser als bei Amazon könnte es nicht laufen

Messethema Nummer 1 in Leipzig waren die Verlagsaktivitäten von Amazon. Einblicke in die Verlagsarbeit des Onliners gibt Emily Bold (Foto), Vorzeigeautorin im Programm von Amazon Publishing. Warum die 34-Jährige keine Berührungsängste mit Amazon hat, erklärt sie im Interview mit buchreport.de
Viele klagen, dass Amazon den Buchmarkt zerstöre. Wie können Sie mit solch einem Unternehmen zusammenarbeiten?
Amazon zerstört den Buchmarkt nicht, sondern verändert ihn. Diese Veränderung wird vom Kunden gerne angenommen – darum ist das Unternehmen so erfolgreich. Warum sollte ich als Autorin die Möglichkeiten, die mir die Zusammenarbeit mit Amazon bietet, nicht ebenso nutzen? Ich habe verschiedene Angebote abgewogen und mich für das entschieden, was mir die besten Perspektiven bot.
Ist Amazon ein richtiger Verlag?
Natürlich. Zwar erreicht Amazon den stationären Buchhandel noch nicht, doch es wird oft vergessen, dass man als Autor seine Bücher auch dann nicht zwangsläufig im Buchladen um die Ecke findet, wenn man bei einem traditionellen Verlag publiziert. Amazon Publishing räumt mir viel Mitbestimmungsrecht ein und ich bin froh um die professionelle Unterstützung, die ich erhalte. Besser könnte es für mich nicht laufen.
Vor Ihrem Verlagsvertrag bei Amazon Publishing waren Sie als Selfpublisherin sehr erfolgreich. Wie haben Sie es geschafft, ein so großes Publikum zu erreichen?
Ich war sehr früh dran – als der E-Book-Markt noch in den Anfängen steckte und es wenig Content, aber eine große Nachfrage gab. Das hat sich für mich ausgezahlt, weil es mir Sichtbarkeit verschafft hat. Auch kommuniziere ich gern mit meinen Lesern über Twitter und Facebook. Inzwischen habe ich meinen Namen zu einer Marke mit treuer Leserschaft aufgebaut.
Sie sind vor allem als Romance-Autorin erfolgreich. Unterschätzen die traditionellen Verlage die Genre-Literatur?
Davon bin ich überzeugt. Die klassischen Verlage bauen auf jene Genres, die sich bewährt haben und übersehen dabei, dass sich im Zuge der Digitalisierung die Geschwindigkeit verändert, mit der Bücher konsumiert werden. Die Nachfrage nach kurzweiliger Unterhaltungsliteratur steigt und wird abseits von den Wühltischen im stationären Buchhandel größtenteils von Selfpublishern bedient.
Welche Rolle spielen die niedrigen Preise der Selfpublisher bei der Nachfrageentwicklung?
Schnell konsumierbare Unterhaltung darf nicht zu teuer sein. Ich möchte meine Arbeit aber auch nicht verramschen, weil das Schreiben mein Broterwerb ist und ich viel Geld für die Covergestaltung und das Lektorat ausgebe. Ich bin der Meinung, dass der Leser auch bereit ist, für qualitative Werke von einem Selbstverleger einen angemessen Preis zu zahlen.

Eine ausführliche Analyse und Stimmen zum Amazon-Vorstoß lesen Sie im kommenden buchreport.express 12/2014 (hier zu bestellen).

Foto: © Guido Karp für p41d

Kommentare

1 Kommentar zu "Besser als bei Amazon könnte es nicht laufen"

  1. Ich mag den Buchhandel | 23. März 2014 um 3:48 | Antworten

    Der einzige Schritt den Amazon noch vom klassischen Buchhandelskunden entfernt ist, ist die stationäre Erreichbarkeit.
    Ob die Bücher dann im Buchhandel oder sonst irgendwo im Handel angeboten werden spielt keine Rolle. Wird also sicher interessant werden, wer mit Amazon-Verlag ins Geschäft kommt. Das keiner das Geschäft machen wird, kann ich mir nicht vorstellen.
    Für Self Publisher und Autoren die über Amazon ihre Werke verlegen lassen ist das eine große Chance. Amazon hat denen die gerne Schreiben neue Möglichkeiten gegeben.
    Noch lese ich da nicht mit, aber wenn ich die Chance habe, das über den Buchhandel zu beziehen, fällt mein Hauptargument weg, wegen dem ich bisher mit Amazon nichts zu tun habe.
    Ich kauf möglichst nicht Online, sondern wann immer es mir möglich ist lieber im Laden. Bücher also bevorzugt im Buchhandel.
    Und solange mich der Buchhandel nicht zu einem Amazonkundenkonto drängt, wird es auch so bleiben.

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