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Bescherung im Endspurt

Das kollektive Aufatmen im Buchhandel war unüberhörbar: Zwar hat das Weihnachtsgeschäft 2009 weder in Großbritannien noch in den USA Bäume ausgerissen, doch die befürchtete Katastrophe war es auch nicht. Ähnlich wie in Deutschland hatten sich die Konsumenten auf beiden Seiten des Atlantiks zunächst lange geziert, aber mit einem kräftigen Endspurt in den letzten Tagen vor dem Fest Schadensbegrenzung betrieben.

In Großbritannien wurde das Vorjahr laut Nielsen BookScan zwar nicht mehr eingeholt, doch mit 271,7 Mio Pfund (305 Mio Euro) lag der Umsatz mit Büchern in den vier Wochen bis zum 26. Dezember lediglich um 1,1% zurück. Ohne die Liquidation von Großbuchhändler Borders UK am 22. Dezember und den plötzlichen Wintereinbruch, der das Land tagelang ins Chaos gestürzt hatte, wäre noch deutlich mehr drin gewesen.

Indies gehen im britischen Weihnachtsgeschäft nicht unter

Auch beim kumulierten Jahresumsatz hat es bei den Briten nicht ganz zum erhofften Plus vor dem Komma gereicht. 1,75 Mrd Pfund (1,97 Mrd Euro) hat Nielsen BookScan 2009 für das Privatkundengeschäft ausgerechnet, das sind 1,2% weniger als 2008. Die Zahl der verkauften Bücher ging mit 235,7 Mio um 0,5% zurück. Der Durchschnittspreis fiel dank des mit knallharten Bandagen geführten Preiskampfes zwischen Buchketten und Supermärkten erneut, diesmal um 0,7% auf 7,43 Pfund (8,34 Euro). Überraschend gut haben sich nach ersten Meldungen die unabhängigen Sortimenter geschlagen.

Auch in den USA lief es besser als befürchtet

Die US-Branche ist dafür bekannt, dass sie statistische Daten mit notorischer Verspätung liefert – die aktuellsten Umsätze stammen von Oktober. Die ersten verlässlichen Zahlen zum Weihnachtsgeschäft werden deshalb noch einige Tage auf sich warten lassen. Doch wie in Großbritannien sind sich Branchenbeobachter einig, dass der noch vor einigen Monaten befürchtete Supergau ausgeblieben ist.
Auch die Auswirkungen der schweren Winterstürme, die die amerikanische Ostküste Mitte Dezember heimgesucht und ganze Städte lahmgelegt hatten, hat offenbar weniger Schaden in der Kasse angerichtet als befürchtet.

Faksimile-Prachtband für 195 Dollar ist ein Renner

Neben Dan Brown und Sarah Palins Memoiren „Going Rough“, die mittlerweile die 3-Mio-Marke überschritten haben, sorgte in den USA auch ein Buch für Aufsehen, das vorab niemand auf der Rechnung hatte. Stolze 195 Dollar kostet der von W. W. Norton aufwendig produzierte Faksimile-Prachtband „The Red Book“ von C. G. Jung, aber das hält amerikanische Jungianer nicht ab: Die Startauflage von 5000 Exemplaren ist ausverkauft, inzwischen hat der Verlag dreimal nachgedruckt, doch auch diese 20.000 Bände sind weitgehend weg und noch immer gehen Bestellungen ein.

Englands Weihnachtsbestseller 2009

(Autor, Titel, Verlag, Format, Erschienen, verkaufte Exemplare bis zur 52. KW, Gesamt)

1. Brown: The Lost Symbol (Bantam/HC), 9/09, 55.234, 1.278.014,
2. Guinness World Records (Guinness/HC), 9/09, 43.333, 610.886,
3. Meyer: Eclipse (Atom/TB), 7/08,  42.281, 1.354.826,
4. Meyer: Twilight (Atom/TB), 8/06,  39.254, 1.243.140,
5. Clarkson: Driven to Distraction (M. Joseph/HC), 10/09, 38.552, 235.543,
6. Boyle: My Shit Life So Far (HarperCollins/HC), 10/09, 35.961, 210.421,
7. Ant & Dec: Ooh! What a Lovely Pair (M. Joseph/HC), 9/09 , 34.479, 309.083,
8. Kay: Saturday Night Peter (Century/HC), 10/09 , 33.430, 249.534,
9. Where’s Stig (BBC/TB), 9/09, 31.149, 250.214
10. Patterson: Run for Your Life (Arrow/TB), 10/09, 31.032, 152.455
Quelle: Nielsen BookScan

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