buchreport

Belletristik der kreativen Amateure

Hou Xiaoqiang wurde 1975 geboren und
studierte Literatur und EMBA. Bevor er 2008
CEO von Shanda wurde, arbeitete er sechs
Jahre lang bei Sina.com, einem der größten
Internetportale Chinas.

Die Buchbranche ist mitten im Umbruch. In der digitalisierten und vernetzten Medienwelt git es, neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Die Frankfurter Buchmesse startet gemeinsam mit buchreport eine Serie, die einen Überblick über die globalen Entwicklungsperspektiven der Kreativindustrien weltweit sowie interessante Modelle aus dem klassischen Buchgeschäft gibt. Zum Auftakt ein Ausflug auf den chinesischen Buchmarkt. Teil 1: Shanda Literature sammelt und vermarktet Texte von über 800.000 Autoren.

Im September 2009 stand ein Fantasy-Roman auf der chinesischen Top-Ten-Bestsellerliste: Der Held, ein 15-jähriger Junge, erlebt in einem Fantasieland mit Kungfu, Buddhismus und Mysterien eine Reihe von Abenteuern. Verlegt wurde das Buch von Shanda Literature. Shanda ist der bekannteste Verlag für Internetliteratur in China. Im ersten Geschäftsjahr 2008 hat das Unternehmen umgerechnet zehn Millionen Euro umgesetzt. Neben dem Anzeigen- und Nebenlizenzgeschäft verdient Shanda hauptsächlich durch „Micropayment“ seiner Online-Leser.

Nach Angaben von Hou Xiaoqiang, dem 34-jährigen CEO von Shanda Literature, werden täglich rund 50 Millionen chinesische Zeichen im Shanda-Literaturportal hochgeladen, geschrieben von 800.000 „Amateur-Autoren“. Die Plattform wird jeden Tag durchschnittlich rund 400 Millionen Mal angeklickt.

Konsequente Mitmachkultur à la Web 2.0

Shanda Literature folgt der Web-2.0-Philosophie nicht nur mit dem User Generated Content, sondern auch insgesamt mit einer konsequenten Mitmachkultur: Nur die Leser, nicht Lektoren entscheiden, welche Bücher bzw. Autoren erfolgreich werden. Mit den beliebtesten Autoren werden dann Verträge abgeschlossen, in denen sie alle Rechte mitsamt Nebenrechten an Shanda abtreten. Die daraus resultierenden Einnahmen werden hälftig geteilt.

Die eigentliche Verwertung erfolgt über alle denkbaren Kanäle. Einige erfolgreiche Internetliteratur-Titel werden klassisch verlegt, gedruckt und auf diesem Wege auch nochmals zu traditionellen Print-Bestsellern. Ein Teil der Internetliteratur wird auch als Handy-Lesestoff weiterverwertet – wobei parallel aber auch gezielt Handy-Literatur produziert wird. Die Lizenzen zu den verschiedenen Titeln werden sowohl an die Mobile- und Games-Industrie verkauft, als auch an die TV- und Filmbranche.

Hou Xiaoqiang nennt seine Firma gern die „Traumfabrik“ für jeden: Nicht die etablierten Schriftsteller und professionellen Redakteure, sondern „du“ und „ich“ – jeder könne dort seine Kreativität zeigen. „Sicherlich sind uns die USA voraus, wenn es um Internet-Technologie geht“, sagte Xiaoqiang. „Aber unsere Idee und der Erfolg mit der Internet- und Mobilliteratur ist einzigartig.“

Die Entwicklung wird auf verschiedenen Ebenen vorangetrieben:

  • Ein eigener Shanda-E-Reader ist in der Entwicklung.
  • Das Unternehmen investiert stark in die Technologie, damit das Literaturportal grenzenlos weitere Inhalte aufnehmen kann.
  • Ein intensiviertes Marketing soll die Marke Shanda festigen und noch mehr Leute zum Schreiben und Lesen animieren.

Jing Bartz, Leiterin des Buchinformationszentrums BIZ Peking der Frankfurter Buchmesse

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