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Autoren kritisieren den »Schweizer Buchpreis«

18.000 Besucher bei 190 Veranstaltungen mit 70 Autoren und Übersetzern – das ist die Bilanz der Solothurner Literaturtage, die vom 11. bis 13. Mai stattfanden. Reina Gehrig, Geschäftsführerin des Literaturfestivals, zeigt sich zufrieden: „Die vierzigste Ausgabe der Solothurner Literaturtage hat gezeigt, dass es in der Schweiz eine lebendige und vielgestaltige Literaturszene gibt – mit einem neugierigen und begeisterungsfähigen Publikum dafür.“

Im Vorfeld des Events trafen sich zahlreiche Autoren und literarische Übersetzer aus der ganzen Schweiz in Solothurn zur Generalversammlung des gesamtschweizerischen Berufsverbands AdS. Dort formulierten sie unter anderem eine Resolution zum Thema Schweizer Buchpreis: Den Organisatoren sei es nach der öffentlichen Kritik im letzten Jahr nicht gelungen, die wichtigsten Kritikpunkte aus dem Weg zu räumen. Daher fordert die Vereinigung bis zur nächsten Vergabe des Buchpreises verschiedene Anpassungen der Auszeichnung – im Wortlaut:

  • Die Organisationsstruktur trennt nicht eindeutig zwischen strategischen und operativen Aufgaben, da die Geschäftsführung gleichzeitig Einsitz im Leitungsausschuss hat, welcher die Jury wählt. Da mit der Verleihung des Preises erhebliche ökonomische Interessen nicht nur der Autorinnen und Autoren, sondern auch der Verlage und des Buchhandels verbunden sind, erscheint uns entscheidend, dass die Funktionen so sichtbar und deutlich getrennt sind, dass der Verdacht einer Beeinflussungsmöglichkeit erst gar nicht entstehen kann. Aus demselben Grund ist unseres Erachtens eine Teilnahme der Geschäftsführung an Jurysitzungen unbedingt zu vermeiden, auch wenn das Reglement betont, dass dies nur für administrative Belange geschehen soll.
  • Das Reglement sieht ausschliesslich „Literaturexpertinnen und -experten“ (was auch Autorinnen und Autoren beinhaltet) für die Juryarbeit vor. Die Anforderungen an Literaturexperten müssen jedoch genauer präzisiert werden. Wie der AdS bereits in seinem Grundsatzpapier zu Literaturpreisen 2014 formuliert hatte, sollten „Kriterien, wie, aus welchen Gründen und mit welchen Kompetenzen eine Jury zusammengesetzt wird, offen zugänglich sein. Idealerweise decken die Mitglieder einer Jury zusammen die verschiedenen Beurteilungsfaktoren eines Preises ab, besitzen also als Gremium alle notwendigen, offen kommunizierten Kompetenzen.“
  • Wir teilen die Ansicht der Organisatoren, dass Medienpartner keinen Anspruch auf eine Juryvertretung haben dürfen. Dies sollte aber ebenso für die Sponsoren und Förderer des Preises gelten.
  • Die Publikationseinschränkungen für die Jurymitglieder, wie sie im neuen Reglement formuliert sind, gehen zu wenig weit. Sie müssten ab dem Zeitpunkt gelten, an dem den Jurymitgliedern die Kandidatinnen und Kandidaten bekannt sind (also nach Versand der Unterlagen an die Jurymitglieder).
  • Wir erwarten eine ausgewogenere Verteilung der Preisgelder, zumal dem Hauptpreis neben dem Preisgeld ein Mehrwert zukommt, der weit gewichtiger ist.
  • Die Teilnahmekriterien müssen präzisiert werden (u.a. Teilnahmepflicht an der Preisverleihung, Neuerscheinungen, Zulassungsbedingungen bisheriger Teilnehmer).

Sollten die gewünschten Änderungen nicht umgesetzt werden, empfiehlt der Autorenverband eine Umbenennung des Schweizer Buchpreises in „Preis des deutschschweizerischen Buchhandels“.

Die für den Schweizer Buchpreis Verantwortlichen haben bereits eine Stellungnahme zu der Resolution abgegeben:

„Der Verband Autorinnen und Autoren der Schweiz AdS fordert in einer heute veröffentlichten Resolution zahlreiche Verännderungen bei der Organisation des Schweizer Buchpreises. Die Tränger des Schweizer Buchpreises SBP, der Verein LiteraturBasel und der Schweizerische Buchhänndler- und Verleger-Verband SBVV, bedauern das Vorgehen des AdS.

Die Träger des SBP haben am 10. Januar 2018 mit dem AdS Gespräche über die Weiterentwicklung des Reglements des SBP geführt. Einige Forderungen sind in das überarbeitete Reglement eingeflossen. Am 9. April 2018 hat der AdS weitergehende Forderungen formuliert. LiteraturBasel und der SBVV haben umgehend mit einem Gesprächsangebot reagiert. Die Träger des SBP bedauern, dass der AdS darauf nicht eingetreten ist, sondern öfentliche Plattformen sucht. Die Träger des SBP halten ihr Gesprächsangebot weiter aufrecht.

LiteraturBasel und der SBVV freuen sich, dass der AdS den Schweizer Buchpreis und seine wichtige Rolle für die literarische Öfentlichkeit anerkennt. Die umfassende mediale Berichterstattung rund um den Preis zeigt Jahr für Jahr, dass der SBP höchste Aufmerksamkeit erzielt.

Der SBP ist eine private Initiative von zwei Vereinen. Der SBVV und LiteraturBasel übernehmen die gesamte Organisation und Finanzierung. Das Engagement ist ideeller Natur und hat zum Ziel, herausragende Bücher zu fördern und Autorinnen und Autoren mit einem ansehnlichen Preis zu würdigen. Die Organisation des SBP ist, den fnanziellen Möglichkeiten seiner Träger entsprechend, schlank und effizient. Trotzdem erlangte der seit zehn Jahren verliehene Preis eine hohe Wertschätzung; seine Relevanz im Literaturbetrieb ist unbestritten. Die Qualität der Jurymitglieder und deren Reputation wurden nie in Zweifel gezogen; die Jurys haben die Unabhängigkeit ihrer Entscheidungen stets bestätigt.“

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