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Ausgetretener Hausschuh oder philosophisches Lehrstück?

Dass Literaturkritiker bei hochliterarischen Büchern zu konträren Urteilen kommen, daran haben sich die Leser von Feuilletons ja schon gewöhnt. Dass dies aber auch für Krimis gilt, deren Formenvielfalt gemeinhin im Vergleich zur sog. E-Literatur als etwas eingeschränkter betrachtet wird, das zeigen heute „FAZ“ und „Welt“, die den neuen Krimi von Andrea Maria Schenkel, „Bunker“, besprechen – eine blutige Entführungsgeschichte.

Die Frankfurter, die bisher meist einen großen Bogen um bestsellertaugliche U-Literatur gemacht haben, schreiben, die Autorin betrete in ihrem dritten Buch insofern Neuland, als sie keinen historischen Stoff verarbeite. „Was nicht heißt, es sei eine schriftstellerische Entwicklung erkennbar. Denn Andrea Maria Schenkel bleibt ganz eng bei ihrem Leisten, und der ist vor allem sprachlich ein ausgetretener Hausschuh.“ So nerve beispielsweise die Frage- und Ausrufezeichenseligkeit (bis zu 18 Stück auf einer Seite) und die „unerträgliche Naivität der Figurenrede“: „Opfer wie Täter müssen ohne Empathie von Seiten ihrer Autorin auskommen. Das macht sie zu Papiertigern, die zwar Blut vergießen, aber eben Kriminaltheaterblut.“

Die „Welt“ hat offenbar einen ganz anderen Krimi gelesen. Die Berliner loben das „philosophisch-kriminalistisches Lehrstück in Sachen Kontingenz“ und kommen zum Schluss, dass es Hoffnung mache, dass nicht nur angloamerikanische, sondern auch deutsche Thriller-Autorinnen zu solcher Perfidie fähig sind. „Denn das Unterlaufen von Erwartungen ist neben dem Gebot, nicht zu langweilen, die vornehmste Aufgabe eines Kriminalromanciers. Beide Missionen hat Schenkel, die das Genre bereichert, mit Bravour erfüllt.“

Andrea Maria Schenkel: Bunker. Edition Nautilus 2009, 12,90 Euro.
faz.net, welt.de

NACHGELESEN – Bücher in der Presse

Belletristik

Amitav Ghosh: Das mohnrote Meer. Blessing 2008, 21,95 Euro.
nzz.ch

Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff. Suhrkamp 2009, 19, 80 Euro.
fr-online.de

Magnus Mills: Die Entdecker des Jahrhunderts. Suhrkamp 2008, 19,80 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)

Joseph O’Neill: Niederland. Rowohlt 2009, 19,90 Euro.
nzz.ch, „Spiegel“ (S. 158)

Richard David Precht: Liebe – Ein unordentliches Gefühl. Goldmann 19,95 Euro (Vorabdruck)
„Spiegel“ (S. 154)

Juli Zeh: Corpus Delicti. Schöffling & Co 2009, 19,90 Euro.
faz.net

Matthias Zschokke: Auf Reisen. Erzählung. Ammann 2008, 19,90 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)

Sachbuch

BUND (Hg.): Zukunftsfähiges Deutschland in einer globalisierten Welt: Ein Anstoß zur gesellschaftlichen Debatte. Fischer TB 2008, 14,95 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 10)

Detlef Bald: Politik der Verantwortung. Das Beispiel Helmut Schmidt. Das Primat des Politischen über das Militärische 1965-1975. Aufbau 2008, 22,95 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 16)

Hans Jürgen Balmes (u.a., Hg.): Film und Erzählen. Neue Rundschau, Jahrgang 119. Heft 4/2008. S. Fischer 2008, 12 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)

Wolfgang Büscher: Asiatische Absencen. Rowohlt 2008, 16,90 Euro.
nzz.ch

Stanley Cavell u.a.: Philosophy and Animal Life. Columbia University Press 2008, 24,50 Dollar.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 6)

Michael Dorrmann (Hg.): Theodor Heuss – Bürger der Weimarer Republik. Briefe 1918–1933. K.G. Saur 2008, 39,80 Euro.
tagesspiegel.de

Matthias Frings: Der letzte Kommunist. Das traumhafte Leben des Ronald M. Schernikau. Aufbau 2009, 19,94 Euro.
„Spiegel“ (S. 150)

Wolfgang Grünberg u.a (Hg.): Wie roter Bernstein. Backsteinkirchen von Kiel bis Kaliningrad. Ihre Kraft in Zeiten religiöser und politischer Umbrüche. Dölling & Galitz 2008, 39,80 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 14)

Eckart von Hirschhausen: Glück kommt selten allein. Rowohlt 2009, 18,90 Euro.
tagesspiegel.de

Kathrin Kompisch: Täterinnen. Frauen im Nationalsozialismus. Böhlau Verlag 2008, 22,90 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 16)

Werner Kraft, Wilhelm Lehmann: Briefwechsel 1931–1968. Wallstein 2008, 68 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 28)

Marita Kraus (Hg.): Sie waren dabei. Mitläuferinnen, Nutznießerinnen, Täterinnen im Nationalsozialismus. Wallstein Verlag 2008, 20 Euro.
„Süddeutsche Zeitung“ (S. 16)

Franz Kromka: Markt und Moral. Lichtschlag 2008, 29,90 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 10)

Philip Manow: Im Schatten des Königs. Die politische Anatomie demokratischer Repräsentation. Suhrkamp 2008, 10 Euro.
nzz.ch

Andreas Oplatka: Der erste Riss in der Mauer. September 1989 – Ungarn öffnet die Grenze. Zsolnay 2009, 21,50 Euro
taz.de

Maria Orthofer: Au-pair: Von der Kulturträgerin zum Dienstmädchen. Die moderne Kleinfamilie als Bildungsbörse und Arbeitsplatz. Böhlau  2009, 35 Euro.
„Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (S. 6)

Enzo Traverso: Im Bann der Gewalt. Der europäische Bürgerkrieg 1914–1945. Siedler 2008, 24,95 Euro.
tagesspiegel.de

VORAUSGESEHEN – Bücher in Kino und Fernsehen

Fernsehen

Auf 3sat (22.25 Uhr) trifft der sich gerne kleinschreibende gero von boehm heute auf die große Autorin Christa Wolf

Kino

Das heise-de-Magazin Telepolis hat die Verfilmung des Watchmen-Comics angeschaut. Der Film erreiche zwar die Komplexität seiner Vorlage nicht, sei aber trotzdem ein visuelles Vergnügen.
Auch der „Spiegel“ hat den Film gesehen und findet ihn spektakulär.  
heise.de, „Spiegel“ (S. 149)

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