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Amazons Steueroase soll trocken gelegt werden

Die Steuervermeidung internationaler Großkonzerne rückt weit oben auf die Agenda: Die 20 größten Industriestaaten wollen gemeinsam gegen die Steuertricks von Amazon, Starbucks, Google und Co vorgehen und bei einem Treffen am Donnerstag in Sankt Petersburg den Plan diskutieren. Die „Süddeutsche Zeitung“ (5.9.) erklärt die Strategien der Konzerne – und die Möglichkeiten der Gegenwehr.
Das Prinzip der Steuervermeider: Die Unternehmen verschieben ihre Gewinne in die Länder, die am wenigsten Steuern verlangen. Mutterkonzern und Tochter berechnen sich gegenseitig Produkte und Dienstleistungen, um die Gewinne klein zu halten. Grob geschätzt entgehen den EU-Finanzministern so bis zu einer Billion Euro. 

Wie Amazon seine Steuern niedrig hält

Beispiel Amazon: Der Online-Riese beschäftigt 9000 Menschen in Deutschland und zahlt nur 3,2 Mio Euro Steuern – bei einem Umsatz, der zweitausend mal so hoch ist (6,5 Mrd Euro in 2012, hier mehr). Der Trick:
  • Ein deutscher Kunde, der beim Online-Händler bestellt, bezahlt es bei Amazon S.a.r.l mit Sitz in Luxemburg.
  • Diese Umsätze werden nicht in Deutschland besteuert – sondern im Nachbarland.
  • Auch Luxemburg bleibt nicht viel der Milliarden-Umsätze. Von den 12 Mrd Euro Umsatz, zahlte Amazon nur 8 Mio Euro Steuern.
  • Seinen Gewinn rechnet der Konzern klein: Er zahlt Gebühren an die Amazon Europe Technologies – für das Recht, die Technologie nutzen zu dürfen. Diese bleibt als Holding in Luxemburg steuerfrei.
Die Industriestaaten-Organisation OECD will nun an den Stellschrauben drehen, die die komplizierten Steuerregeln in und zwischen den Ländern verbinden und Lücken im Steuersystem schließen. Doch ganz so einfach ist das nicht, auch weil verschiedene Interessen aufeinanderprallen (ausführlich nachzulesen in der „SZ“ vom 5.9.).
Verein Buy Local thematisiert die Steuervermeidung
Auch Buchhändler machen auf das Thema aufmerksam: Buy-Local-Vorsitzender und RavensBuch-Geschäftsführer Michael Riethmüller versucht neben der Profilierung gegenüber den Kunden und dem Appell, vor Ort einzukaufen, die Wettbewerbsverzerrung durch Steuervermeidung in die Parteien und Gremien zu tragen.

Nach einer Anfrage des Vereins an die Landesregierung wurde der Finanz- und Wirtschaftsminister in Baden-Württemberg, Nils Schmid (SPD), auf die Buy-Local-Bewegung aufmerksam und hat die Buchhandlung in Ravensburg besucht. Die Ergebnisse des Treffens lesen Sie im aktuellen buchreport.express 36/2013 vom 5. September 2013 (hier zu bestellen).

Auch jenseits des Atlantiks widmen sich die Sortimenter dem Thema weiterhin intensiv: Der US-Buchhändlerverband American Booksellers Association hat diese Woche einen offenen Brief an Amazon-Chef Jeff Bezos geschrieben, in dem er dessen Steuertricks an den Pranger stellt.

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