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Alle möglichen Demütigungen

Das „SZ Magazin“ veröffentlicht unter dem Titel „Welcher Schriftsteller ist kein Kotzbrocken?“ ein Gespräch mit Suhrkamps Cheflektor Raimund Fellinger (Foto: Jürgen Bauer/Suhrkamp), „der seit Unselds Tod vor 14 Jahren die wichtigste Suhrkamp-Figur ist“. Fellinger spricht über seine Jugend, seinen Einstieg bei Suhrkamp, das Verhältnis zu Verleger Siegfried Unseld und die Zusammenarbeit mit Autoren.

„Ich habe von Autoren alle möglichen Demütigungen erlebt: Ein halbstündiges Donnerwetter am Telefon, dass ich unfähig sei zu lesen und zu denken, Stehenlassen auf der Straße, stundenlanges Schweigen im Restaurant, Erpressungsversuche durch Winken mit einem anderen Verlag“, sagt Fellinger, der u.a. Peter Handke betreut und Bücher von Thomas Bernhard lektorierte. „Als ich sechs Monate im Verlag war, fragte Unseld: ‚Wollen Sie nicht der Lektor von Peter Handke werden?‘ Erst zwei Jahre später erfuhr ich, dass es nicht an meinen Leistungen gelegen hatte, dass mir diese Ehre zuteil wurde. Handke hatte sich geweigert, weiter mit seiner damaligen Lektorin zu arbeiten.“

Fellinger hat festgestellt: „Je berühmter der Schriftsteller, umso mehr verlangt er, dass der Lektor en détail mit ihm arbeitet.“ Die Zeit der Oberlehrer sei im Lektorat vorbei. Fellinger notiert seine Änderungsvorschläge an den Rand, schreibt einen Brief oder korrigiert in der Datei: „Die Arbeitsgrundlage lautet: Das sind meine Vorschläge. Macht damit, was ihr wollt.“

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