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Abstimmung mit den Füßen

Glanz gegen Rotstift: Die neue Zentralbibliothek in Birmingham (Foto) ist in Großbritannien nicht unumstritten. Dass die Stadtverwaltung für den spektakulären Neubau umgerechnet 220 Mio Euro lockergemacht hat, während anderswo Bibliothekssysteme mehr als halbiert werden, wird unter Bibliothekaren hitzig diskutiert.

Deutsche Bibliothekare klagen zum Teil lautstark über die Rotstiftpolitik von Städten und Gemeinden und warnen vor deren Konsequenzen. Nicht zu Unrecht, denn was passiert, wenn Kommunen an den Etats ihrer öffent­lichen Büchereien herumschrauben, ist jetzt in Großbritannien zu besichtigen: Die Bibliotheksnutzer stimmen mit den Füßen über drastisch eingedampfte Angebote ab und bleiben ganz einfach weg.

Die gerade vom Ministerium für Kultur, Medien und Sport veröffentlichte Studie The Taking Part Survey über die Briten und ihr Verhältnis zu Kunst und Kultur belegt den Trend, den eine wachsende Zahl britischer Bibliothekare schon seit Längerem beklagt:

  • In den zwölf Monaten bis Ende Juni 2013 haben lediglich 36% aller Engländer ab 16 Jahre eine öffentliche Bücherei aufgesucht; bei der letzten Erhebung 2005/06 waren es noch 48% im gleichen Zwölf-Monats-Zeitraum.
  • Überdurchschnittlich ist die Zahl der Bibliotheksnutzer in der Altersklasse der 16- bis 24-Jährigen gefallen, von denen lediglich noch 31% regelmäßige Bibliotheksgänger sind (2005/06: 51%).
  • Die Studie berücksichtigt lediglich England, aber nicht die Landesteile Schottland, Wales und Nordirland, wo die Zahlen, so heißt es hinter vorgehaltener Hand, vermutlich noch schlechter ausgefallen wären.
In Bibliothekskreisen sind selbst diese düsteren Zahlen umstritten, weil sie als viel zu niedrig gelten. Der Bibliothekarsverband CILIP verweist in einem Statement darauf, dass seit dem 1. April über 300 Büchereien geschlossen worden sind.

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