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500 Pfund pro Verstoß

Schon vor Wochen hat Amazon in Großbritannien Verlagen mit Strafgebühren gedroht, falls diese die Liefervorschriften des Onliners (Foto: Firmenchef Jeff Bezos, Amazon) nicht einhalten. Ab dieser Woche soll aus den Drohungen ernst werden. 

Hintergrund: Wie der „Bookseller“ berichtet (hier der Artikel), haben mehrere britische Verleger Post von Amazon bekommen, mit der Androhung, 500 Pfund für Lieferverstöße zu berechnen. Seit dem gestrigen Montag, 24. August, will amazon.co.uk beispielsweise eine Gebühr für Lieferungen, deren Annahme von Amazon verweigert wurde, berechnen – pro Annahmeverweigerung (z.B., da zu spät geliefert) 500 Pfund, die von offenen Forderungen des Lieferanten aus Warenlieferungen abgezogen werden. Künftig soll auch die „Nichteinhaltung anderer kritischer betrieblicher Anforderungen“ sanktioniert werden.

In Deutschland wurden die Drohbriefe, wie eine Nachfrage bei mehreren größeren und kleinen Verlagen in Deutschland und der Schweiz ergeben hat, offenbar bisher nicht verschickt. „Wir würden das auch als eine Unfreundlichkeit erachten“, warnt Rowohlt-Vertriebschef Lutz Kettmann auf Anfrage von buchreport.de.

In Großbritannien beschweren sich die Verlager hinter vorgehaltener Hand – keiner will  auf Konfrontationskurs mit dem Onliner gehen – über das rüde Verhalten des Internethändlers: „Ich denke, dass sie es erstmal nur testen. (…) Vielleicht sollten wir jedes Mal eine Geldbuße verlangen, wenn sie nicht pünktlich liefern oder eine von uns bezahlte Werbung vermasseln“, zitiert der „Bookseller“ einen Verleger. Ein anderer „Buchhandelsveteran“ zeigt sich gelassen: Amazons Offensive sei bei Supermärkten gang und gäbe, in der Buchbranche aber eben neu – der Filialist Waterstone’s werde voraussichtlich bald ähnlich agieren.

In den Kommentaren zum Artikel auf bookseller.com heißt es, diese Praxis sei in den USA bereits seit einem Jahr Usus.

Mit den neuen Strafgebühren dreht Amazon die Schraube für die Verlage noch fester an, als sie bisher schon saß:

  • Kurz vor Weihnachten 2008 sorgte ein Brief von Greg Greeley, Vizepräsident Retail für alle europäischen Shops, an die Vertriebsabteilungen auch deutscher Verlage für Unruhe: Darin kündigte Greeley an, auf der Basis der bisher vereinbarten Konditionen entweder künftig Zahlungen 30 Tage später vorzunehmen oder die aktuellen Zahlungsfristen bei zusätzlichen 2% Skonto beizubehalten (buchreport.de berichtete).
  • Im Frühjahr 2004 listete Amazon sämtliche Diogenes-Titel aus, weil die Schweizer den Forderungen des Marktführers nicht folgen wollten.
  • In Großbritannien war 2008 zwischen Amazon und Hachette Livre UK ein Streit um die Konditionen entbrannt, bei dem Amazon sowohl Spitzentitel als auch die Backlist des Verlags schließlich auslistete (buchreport.de berichtete). Erst nach rund einem Jahr, im Juni 2009 einigten sich beide Fraktionen, ohne Einzelheiten mitzuteilen.

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