buchreport

Eine Branche wird durchgerüttelt

Borders soll im Eiltempo liquidiert werden (zu den Hintergründen). Das Aus der zweitgrößten Buchkette der USA wird großen Einfluss auf Verlage, Buchhändler, Autoren, Kunden und den Online-Handel nehmen.

Die Konsequenzen der Borders-Auflösung:

  • Kündigungen: 10.700 Borders-Mitarbeiter verlieren ihren Job.
  • Verlage: Den stärksten Einfluss wird die Borders-Pleite auf die Verlagswelt haben, vermutet das „Wall Street Journal“: Es werden weniger Bücher im Handel präsentiert und beworben, zahlreiche Lesungen werden ausfallen. Einige Verlage werden gezwungen sein, Mitarbeiter zu entlassen, die ausschließlich Borders betreut haben. Besonders der Taschenbuch-Markt könnte darunter leiden: Borders hat sehr auf Taschenbücher gesetzt, die Präsentation der Paperbacks im Laden hat einige Titel zu Bestsellern gemacht, berichtet die „New York Times“.
  • Gläubiger: Laut Borders-Chef Mike Edwards werden die Ansprüche der Gläubiger durch die Einnahmen aus der Liquidation sehr wahrscheinlich abgegolten werden können. Unter den Gläubigern finden sich viele Verlage, wie eine von „Paid Content“ veröffentlichte Liste der Gläubiger zeigt:
  • Unabhängige Buchhändler: Ein unabhängiger Buchhändler zeigte sich gegenüber dem „Providence Journal“ besorgt, dass Verlage wegen der wirtschaftlichen Folgen der Borders-Auflösung inhabergeführten Buchhändlern weniger Rabatt anbieten können. Auch könnten Verlage die Buchhändler eher dazu drängen, ihre Rechnungen schneller zu bezahlen, vermutet ein Buchhändler gegenüber „Publishers Weekly“.
  • Die meisten Buchhändler gehen laut einer Umfrage von „Publishers Weekly“ nicht davon aus, dass die Schließung der Borders-Filialen großen Einfluss auf ihr Geschäft hat. Nur die Buchhändler in unmittelbarer Nachbarschaft der Borders-Filialen fürchten eine kurzfristige Sättigung an Büchern im Anschluss an den Ausverkauf von Borders.
  • Die American Booksellers Association zeigt sich optimistisch, dass nun mehr unabhängige Buchläden expandieren oder eröffnen können. Vielleicht liegt die Zukunft nun in kleineren, unabhängigen Buchhandlungen, prophezeit auch Matt Taylor im Blog des „Bookseller“.
  • Barnes & Noble: Der größte US-Filialist Barnes & Noble verliert einen Konkurrenten und könnte dadurch seinen Umsatz um etwa 10 bis 15 % steigern, prophezeit Analyst Alan Rifkin. Barnes & Noble habe zwar bessere Karten als Borders, da der größte US-Filialist früh auf den digitalen Markt gesetzt hat, dennoch habe auch Barnes & Noble mit der Konkurrenz stetig wachsenden Onlinehandel zu kämpfen.
  • Kobo: Gegenüber dem Nachrichtendienst „Paid Content“ stellt der kanadische E-Book-Händler Kobo klar, dass Borders nur 11% des Unternehmens besitzt. Die Kunden könnten weiterhin auf all ihre über Borders gekauften Bücher zugreifen (mehr Infos über Kobo hier).
  • Kunden: Viele Kunden müssen nun weite Wege in Kauf nehmen, um eine Buchhandlung zu erreichen, viele werden deshalb öfter online Bücher kaufen oder E-Books herunterladen. Denn: „Die Menschen werden nicht plötzlich weniger lesen, nur weil 400 Buchhandlungen schließen“, so Forrester-Analyst James McQuivey. Andere Analysten vermuten dagegen einen Einbruch der E-Book-Nachfrage, weil weniger Bücher im Handel präsentiert werden.
  • Immobilienmarkt: Durch die Liquidation wird im Einzelhandel insgesamt eine Fläche von 585.000 qm frei, hat Bloomberg ausgerechnet – und das zu einem Zeitpunkt, an dem Immobilien-Branche ohnehin mit Leerständen und stagnierenden Mieten zu kämpfen hat. Die Besitzer von Einkaufszentren stehen nun vor der Herausforderung, neue Mieter zu finden (das „Wall Street Journal“ analysiert, welche Einkaufszentren besonders schwer getroffen sind).

Der Ausverkauf von Borders wird nicht das „Ende der Buchwelt“ bedeuten, resümiert Ian Crouch im „New Yorker“. Aber es könnte einen Wendepunkt bedeuten. Oder ein Weckruf sein. Nicht nur in den USA.

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