Debüt des Monats

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Fabian Neidhardt

Fabian Neidhardt (Foto: Julian Betz)

Fabian Neidhardt geboren 1986, schreibt mit links, seit er einen Stift halten kann. Ist Sprecher – auf der Bühne, bei Workshops und am Radio-Mikro – und Geschichtenerzähler. Seit 2010 sitzt er als Straßenpoet mit Schreibmaschine immer wieder in Fußgängerzonen und schreibt Texte auf Zuruf. 2019 entwickelte er aus einem alten Nintendo den Prosaroboter, der auf Knopfdruck Geschichten ausdruckt. 2021 erschien nun sein bewegendes Verlagsdebüt „Immer noch wach“.
„Immer noch wach“

Für welche/n Leser/in ist dies das richtige Buch?

Wenn für dich ein Buch Ausflucht sein kann, eine Reise durch Emotionen, wenn ein Buch dich berühren und dich auch zu Tränen rühren darf. Wenn ein Buch dich unterhalten darf und im besten Sinn befriedigt zurücklassen, dann kann mein Buch das Richtige für dich sein. Vielleicht auch nicht, aber um das herauszufinden, musst du es lesen.

Was hat den Anstoß für diesen Roman gegeben?

Ich bin auf einem alten Friedhof aufgewachsen. Der war schon damals nur noch Park, aber am Rand standen Grabsteine, und nachts nach Hause zu kommen, war immer ein bisschen gruselig. Das und eine große polnisch-italienische Familie, durch die ich relativ früh auf Beerdigungen war, haben wohl dazu geführt, dass ich mich gern mit großen Themen wie dem Tod befasse. In diesem speziellen Fall habe ich im SPIEGEL einen Artikel von Vivian Pasquet gelesen, der über den Gang in ein Hospiz berichtet hat. Und sofort war da die Idee einer Geschichte, eines „Was wäre, wenn“.

Hatten Sie jemanden vor Augen, dem Sie diese Geschichte erzählen?

Wenn ich Geschichten (sei es ein Buch, eine Serie, ein Computerspiel) konsumiere, möchte ich unterhalten und berührt werden. Manchmal lerne ich sogar was und im besten Fall bleibt etwas hängen oder (ganz manchmal) ändert sich meine Haltung, mein Denken. Ich hatte also keine konkrete Person im Kopf, aber dieses Gefühl, das ich in den Leser/innen auslösen möchte: Sie sollten sich unterhalten fühlen, berührt werden und – tatsächlich wichtig für mich – sie sollen lächelnd aus der Geschichte gehen.

Wie viel von Ihnen steckt in der Geschichte?

67 %. Weil ich zwar nicht den Krebs habe und sowieso ein anderes Leben. Aber ich habe mich gefragt, was ich tun würde, hätte ich nur noch diese Zeit. Dann habe ich das getan und was mir dabei passiert ist, ist auch in dem Buch gelandet. War nicht so geplant, hat aber ganz gut reingepasst. Besonders die Sachen, die mich überrascht haben, machen aus dem Buch mehr, als ich mir hätte ausdenken können. Trotzdem: Ich würde mich anders verhalten.

Warum haben wir dieses Debüt ins Programm genommen?

„Immer noch wach“ rüttelt emotional auf, konfrontiert dich erbarmungslos mit dem Schmerz des Abschiednehmens. Aber in dem Moment, in dem du mit dem Protagonisten verzweifelst, wirst du auch schon getröstet: durch liebevolle Zwischenmenschlichkeit, Freundschaft und die Kraft des Zusammenhalts. Was nach der letzten Seite bleibt, ist eine unbändige Lust aufs Leben.

Linda Müller, Haymon Verlag

Fabian Neidhardt: Immer noch wach Hardcover
Hardcover; 268 Seiten; 22,90 €; 978-3-7099-8118-4
ET: 16.2.2021; Haymon

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