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Zauber eines Neubeginns

Vor nicht allzu langer Zeit erst hat das größte soziale Netzwerk Facebook die Aufmerksamkeit der Branchenteilnehmer erregt, jetzt rollt Online-Gigant Google mit einer weiteren Plattform auf sie zu. Welchen Nutzen hat ein (weiteres) Online-Profil für Buchhändler und Verlage? buchreport hat nachgefragt:

  • „Ich erwarte, dass Google+ schneller von 0 auf 100 Mio Nutzer schnellt als jeder andere Online-Dienst in der Geschichte“, prognostiziert Bill Gross, Geschäftsführer des Gründerzentrums Idealab, kühn.
  • „Jetzt hat man noch die Chance, von Anfang an dabeizusein und den ersten Schwung zu nutzen“, schätzt Robert Stöppel von der gleichnamigen Buchhandlung, der bisher ein privates Profil bei Google+ angelegt hat. Unternehmensseiten gibt es bei Google+ noch nicht, sollen aber folgen. Bis dahin kann die Zeit genutzt werden, sich mit der neuen Plattform vertraut zu machen.
  • Eile sei jedoch nicht geboten. Steffen Meier, bei Ulmer für den Verlagsbereich Online zuständig, empfiehlt, zunächst die „Hausaufgaben“ zu erledigen „und dies pimär auf der Plattform der eigenen Wahl. Also das Einüben der Kommunikation auf sozialen Kanälen, Entwickeln von Strategien, Implementierung der Arbeitsabläufe in den Alltag etc.“
  • Nina Reddemann, die bei Hugendubel den Bereich Marketing New Media betreut, sieht es ähnlich: „Die entscheidende Frage ist: Wo sind meine Kunden? Wenn diese die angesagten Plattformen nutzen, muss ich auch als Unternehmen dort präsent sein.“
  • Lehmanns-Buchhändler Bernd Sommerfeld bescheinigt Google Potenzial: „Unsere Kunden schätzen Google als recht seriös ein.“ Ein Vorteil für Sortimenter: „Lokale Händler können sich mehr im Branchenverzeichnis Google Places engagieren.“

Interview mit Social-Media-Berater Leander Wattig zum Potential von Google+

Gerade erst freunden sich Buchhändler und Verlage mit Facebook an. Warum sollen sie jetzt bei Google+ mitmachen?

Weil ihre Kunden schon dort sind. Der Name Google+ ist nicht zufällig gewählt. Google schafft hier kein Social Network als Insellösung, sondern reichert alle eigenen Produkte mit Elementen und Daten von Google+ an. Das betrifft auch die klassische Suchmaschine, die trotz Facebook & Co. nach wie vor der wichtigste Informationsfilter im Internet ist.

Welche Vor- und Nachteile gibt es zwischen den beiden Plattformen?

Beide Plattformen sind nur teilweise vergleichbar. Google+ liegt viel näher an dem, wie Twitter oder speziell die Facebook-Unternehmensseiten funktionieren. Ein Kernunterschied ist, dass sich bei Facebook Personen als „Freunde“ vernetzen, sodass 1:1-Beziehungen entstehen. Diese Beziehungen sind nichts anderes als wechselseitige Abonnements der Nachrichten des jeweils anderen Nutzers. Bei Google+ hingegen können Personen andere Nutzer in beliebige „Circles“ mit individuellen Rechten einordnen, sodass einseitige Abonnements entstehen. Um einen Nutzer zu abonnieren, muss dieser mich nicht abonniert haben. Diese ungleichen Beziehungen entsprechen der analogen Welt viel eher, denn auch dort interessieren sich die Menschen nicht immer gleich stark füreinander. Bei Facebook lassen sich Personen zwar auch nachträglich in diverse Gruppen einordnen, die Grundlogik ist aber eine andere. Für das Verbreiten von nicht privaten Botschaften ist Google+ daher sehr gut geeignet.

Wie wird sich Google+ entwickeln?

Google wird seine Services schrittweise mit einer „Social“-Schicht überziehen. Zudem wird sich Google+ beispielsweise über den „+1“-Button überall im Internet ausbreiten, so wie es Facebook mit seinen Social Plugins ebenfalls tut. Wir reden daher nicht mehr über klassische Social Networks, sondern über Infrastrukturanbieter im Social Web, die Mehrwertdienste rund um das Kontaktnetzwerk des Nutzers entwickeln.

Hat die soziale Empfehlung die Suche im Netz abgelöst?

Schon die klassische Suche ist eine Mischung aus Algorithmen und einem Empfehlungselement – der Verlinkung zwischen Webseiten. Auf Social-Media-Plattformen wirken Erwähnungen einer Marke im Gespräch oft wie Links. Daher sollten sich Buchhändler und Verlage bemühen, Teil dieser Gespräche zu sein und sie anzuregen. Das wird umso wichtiger, je ausgefeilter die relevanten Plattformen wie Google+, Facebook & Co. werden. Es ist aber ein Irrglaube, dass sich über Social-Media-Plattformen am Ende nichts verkaufen ließe. Nur die Art des Verkaufens mag für manche Akteure vielleicht ungewohnt sein.

Sollen Branchenmitglieder mit einem Eintritt bei Google+ lieber erst abwarten, wie sich die Plattform entwickelt, oder von Anfang an dabei sein?

Mit dem Unternehmensauftritt sollte noch gewartet werden, weil bei Google+ bisher nur Personenprofile angelegt werden können. Unternehmensprofile sollen erst noch folgen. Jetzt ist aber die richtige Zeit, um die Plattform kennenzulernen und um Erfahrungen im Umgang mit ihr zu sammeln.

Müssen sich Unternehmen darauf einstellen, in Zukunft von einer Plattform zur anderen zu wandern?

Ja, denn sie sollten dorthin gehen, wo sich ihre Kunden aufhalten. Es ist ja schon heute so, dass Unternehmen für jede Zielgruppe diverse und immer wieder auch neue Plattformen nutzen müssen oder müssten.

Die Fragen stellte Christina Reinke

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